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Steuergeldverschwendung: Sie sind stets bemüht

Steuergeldverschwendung: Sie sind stets bemüht

Steuergeldverschwendung: Sie sind stets bemüht

Im vergangenen Jahr mit Steuergeldern finanziert: Zwei direkt nebeneinander liegende Übergänge über den Fluß Essel (links) und ein Bretterzaun am Stuttgarter Max-Eyth-See, der brütende Vögel schützen soll
Im vergangenen Jahr mit Steuergeldern finanziert: Zwei direkt nebeneinander liegende Übergänge über den Fluß Essel (links) und ein Bretterzaun am Stuttgarter Max-Eyth-See, der brütende Vögel schützen soll
Im vergangenen Jahr mit Steuergeldern finanziert: Zwei direkt nebeneinander liegende Übergänge über den Fluß Essel (links) und ein Bretterzaun am Stuttgarter Max-Eyth-See, der brütende Vögel schützen soll Fotos: Steuerzahlerbund / Janine Bergendahl / Daniel Bilaniuk / JF-Montage
Steuergeldverschwendung
 

Sie sind stets bemüht

Was der deutsche Steueresel mühsam herankarrt, nutzt dem öffentlichen Gemeinwesen oftmals ganz und gar nicht. Auch in diesem Jahr hat der Bund deutscher Steuerzahler in seinem „Schwarzbuch“ die skurrilsten Fälle von Abgabenverschwendung zusammengetragen.
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Das Geld anderer Leute gibt sich bekanntlich leicht aus. Was der deutsche Steueresel mühsam herankarrt, nutzt dem öffentlichen Gemeinwesen aber oftmals ganz und gar nicht. So türmen sich Jahr für Jahr gravierende Fälle skurriler Abgabenverschwendung, die der Bund der Steuerzahler nun auch in seiner 49. Ausgabe des „Schwarzbuchs“ auflistet. Viele haben eins gemeinsam: Die verantwortlichen Politiker waren „stets bemüht“. Doch auch gut gemeint wurde meist teuer.

So wie eine Schutzvorrichtung für brütende Vögel am Stuttgarter Max-Eyth-See. Wer sich dort entspannt auf eine Parkbank setzen möchte, um frische Luft zu schnappen, dem bietet sich in nächster Nähe ein ganz besonderer Anblick: Eine 21 Meter lange Bretterwand aus Massivholz. Dieses wenig idyllische Panorama kostete die Stadt 85.000 Euro und einen Empörungssturm, denn die Stuttgarter waren vorab nicht informiert worden. Eine vollständige Trennung von ihren gefiederten Freunden wollte man ihnen dann aber doch nicht zumuten. Deshalb sind in der Wand einzelne kopfgroße Fenster ausgespart. Wem das nicht genügt, geht einfach die zehn Meter nach links oder nach rechts bis zu den Enden der Bretterwand und beobachtet die Tiere weiter ohne Sichteinschränkung.

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Fußballverein bekommt Stadion – aber erst nach dem Abstieg

Zumindest einen freien Blick haben die Fans des Sportvereins VfB Lübeck. Allerdings könnte es für sie bald wenig zu sehen geben. Das Land Schleswig-Holstein sowie die Stadt Lübeck bezuschußten den Ausbau des Fußballstadions des Vereins zwar mit 1,5 Millionen Euro, dessen sportliche und finanzielle Zukunft ist derzeit aber ungewiß. Grund für die Erweiterung war der Aufstieg des VfB Lübecks in den Profibereich gewesen. Doch noch eine Woche vor dem Baubeginn war der Verein wieder abgestiegen. Eine Rasenheizung, Bewässerungsanlage, einen neuen Rollrasen und weiteres bekam er aber trotzdem.

Auch der Mehrwert einer neuen Straßenbrücke im nordrhein-westfälischen Eslohe hält sich in Grenzen. Schuld waren 25 Zentimeter. Der Fluß Essel wird in der Gemeinde bereits überbrückt, jedoch mißt der zugehörige Gehweg nur eine Breite von 1,75 Meter. Damit ist er nicht barrierefrei nutzbar, wenn sich Fußgänger begegnen. Deshalb steht direkt daneben nun noch eine weitere Brücke, die zwei Meter breit ist. Zeitersparnis: Wenige Sekunden. Kosten: 95.000 Euro.

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„Autobahn-App“ schmiert gegenüber der Konkurrenz ab

In Lutherstadt Wittenberg vergehen 15 Minuten indes schneller als andernorts. Zumindest beim parken. Weil bei den Parkscheinautomaten zeitweise die Brötchentaste fehlte, schwenkte der Stadtrat übergangsweise auf Sanduhren um und bestellte 2.500 Stück. Das Unternehmen erhielt eine Vorauszahlung in Höhe von rund 5.300 Euro. Zu einem Preis von 4,50 Euro konnten sich alle Kurzparker daraufhin einen Zeitmesser kaufen, der sich allerdings als Zeitfresser entpuppte: Der Sand lief über fünf Minuten zu früh durch.

Das Totalversagen gibt es auch in digitaler Version. Die bundeseigene Autobahn GmbH nahm sich zum Ziel, die Nutzer der 1,2 Millionen Euro teuren „Autobahn-App“ mit jeglichen Informationen für eine sorgenfreie Fahrt zu versorgen. Die Anwendung sollte nicht nur Rast- und Parkplätze sowie E-Ladestationen anzeigen, sondern auch aktuelle Verkehrsmeldungen. Die als „exklusiv“ beworbenen Daten sind allerdings auch anderen Anbietern zugänglich. Diese liefern bereits, was die Steuergeld-Anwendung als innovativ zu vermitteln versuchte. Im Vergleich mit der Konkurrenz scheint die „Autobahn-App“ abzuschmieren. In den App-Stores von Apple und Google liegt ihre durchschnittliche Bewertung bei 1,9 beziehungsweise 1,8 von fünf Sternen. Zudem nutzen nur 14.000 Menschen die Anwendung täglich.

Steuerzahlerbund: Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs

„Die Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs“, sagt der Vorsitzende des Steuerzahlerbunds, Reiner Holznagel. Eine genaue Summe, wie viel Geld verschwendet werde, gebe es nicht. Würde die bislang verschleppte Modernisierung aufgeholt, könnten Unternehmen und Verwaltung aber viel Geld sparen.

Ein erster Ansatz für die stets Bemühten wäre es überdies wohl, einmal zu prüfen, ob sie die Ausgaben auch aus dem eigenen Geldbeutel zahlen würden.

Im vergangenen Jahr mit Steuergeldern finanziert: Zwei direkt nebeneinander liegende Übergänge über den Fluß Essel (links) und ein Bretterzaun am Stuttgarter Max-Eyth-See, der brütende Vögel schützen soll Fotos: Steuerzahlerbund / Janine Bergendahl / Daniel Bilaniuk / JF-Montage
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