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Global Terrorism Index: Der rechtsextreme Teufel steckt im Detail

Global Terrorism Index: Der rechtsextreme Teufel steckt im Detail

Global Terrorism Index: Der rechtsextreme Teufel steckt im Detail

Parkland
Parkland
Parkland-Attentäter Nikolas Cruz: Geschlossen rechtsextremes Weltbild, aber abweichende Opferstruktur Foto: picture alliance / AP Photo
Global Terrorism Index
 

Der rechtsextreme Teufel steckt im Detail

Zahlen des Global Terrorism Index legen eine Zunahme rechtsextremer Gewalt in der westlichen Welt nahe. So berichteten es auch zahlreiche deutsche Medien. Dieser Befund ist jedoch nur teilweise richtig. Ein Blick in die Statistik lohnt sich. Eine Analyse von Lukas Mihr.
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In den vergangenen Tagen berichteten mehrere Medien, daß sich der rechtsextrem motivierte Terrorismus in den vergangenen fünf Jahren im Westen (Nordamerika, Europa, Ozeanien) verdreifacht habe. Solche Meldungen scheinen das Narrativ vom weltweiten Rechtsruck zu bestätigen. Doch es ist Vorsicht angebracht.

Die Meldungen beziehen sich meist auf den Global Terrorism Index, einen jährlichen Bericht über Terrorismus, der sich wiederum auf die renommierte Global Terrorism Database (GTD) der Universität von Maryland stützt. Am vorliegenden Datenmaterial ist also nicht zu rütteln – an der Interpretation dieser Fakten hingegen schon. Auffällig ist, daß der GTI davon spricht, daß sich die Zahl der rechtsextremen Vorfälle vervierfacht habe (plus 320%). Das sagt über die Zahl der Todesopfer aber nichts aus, denn die GTD enthält auch mehrere Vorfälle, bei denen kein Mensch ums Leben kam.

Diese Zahl lässt sich über die GTD jedoch schnell ermitteln: Im Zeitraum zwischen 2009 bis 2013 starben im Westen 96 Menschen bei rechtsextremen Terroranschlägen. Für den Zeitraum von 2014 bis 2018 nennt der GTI 133 Tote rechtsextremer Gewalt. Die Anzahl der Todesopfer stieg damit also um 39%, nicht um 320%.

Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Denn nicht jeder Anschlag der als rechtsextrem eingestuft wurde, ist es auch. Hier einige Beispiele:

  1. In der Statistik werden mehrere Terroranschläge durch sogenannte „incels“ (= involuntary celibacy/unfreiwilliger Zölibat) aufgeführt. Dabei handelt es sich um Männer, die keinen Erfolg bei der Partnersuche haben und ihre Frustration in Gewalt münden lassen. Dieses Phänomen ist unzweifelhaft eine psychische Störung und kein politischer Terrorismus. Durch „incels“ starben von 2014 bis 2018 insgesamt 30 Menschen.
  2.  2016 ermordete Ali David Sonboly in München neun Menschen und danach sich selbst. Zwar lassen sich im Denken des Halbiraners Bezugspunkte zum Rechtsextremismus erkennen, ursächlich ist aber wohl eine psychische Erkrankung. Darauf deutet zum einen sein Selbstmord hin, zum anderen Mobbingerfahrungen, die er durch ausländische Mitschüler gemacht hatte.
  3. Der GTI stuft anti-islamische Gewalt als rechtsextrem ein. Das ist aber nicht immer der Fall. Craig Stephen Hicks etwa erschoß 2015 in den USA drei Araber. Allerdings war er ein Liberaler, der sich einer linken Religionskritik verschrieben hatte. Er setzte sich für LGBT-Rechte ein und verabscheute die Republikaner für ihre Nähe zu den konservativ ausgerichteten Evangelikalen.
  4.  2018 erschoß Nikolas Cruz an seiner ehemaligen Schule im amerikanischen Parkland 17 Menschen. Der Lateinamerikaner vertrat ein geschlossen rechtsextremes Weltbild. Er haßte den Islam, das Judentum und Afro-Amerikaner. Jedoch fällt keines seiner Opfer in diese Kategorie. Seine Tat ist somit als Amoklauf einzustufen und nicht als Terrorismus.

60 Todesopfer sind also nicht auf rechtsextreme Gewalt zurückzuführen. Die Zahl der Todesopfer liegt damit also für 2014 bis 2018 bei 73. Und das ist kein Anstieg um 320%, sondern ein Rückgang um 24%!

Parkland-Attentäter Nikolas Cruz: Geschlossen rechtsextremes Weltbild, aber abweichende Opferstruktur Foto: picture alliance / AP Photo
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