WASHINGTON. Ein Richter am Obersten Gerichtshof hat am Dienstag die Hinrichtung des Todeskandidaten Russel Bucklew in Missouri vorläufig gestoppt. Am Mittwoch entscheiden alle neun Richter über die Hinrichtung Bucklews. Am Dienstag hatte der für Missouri zuständige konservative Supreme-Court-Richter Samuel Alito die für Mittwochmorgen geplante Hinrichtung vorläufig ausgesetzt.
Zuvor hatte eine von Präsident Barack Obama ernannte Bundesrichterin in dem Staat grünes Licht für die Hinrichtung gegeben. Auch der achte Appellationsgerichtshof hatte keine Einwände geltend gemacht.
Der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, ein Demokrat, hatte eine Begnadigung beziehungsweise eine vorübergehende Aussetzung des Urteils verweigert. Bucklew leidet an einer seltenen Gefäßkrankheit, die bei einer Giftinjektion zu heftigen Schmerzen und möglicherweise einem langen und qualvollen Todeskampf führen könnte. Eine Hinrichtung, bei der der Todeskandidat extreme Schmerzen erleidet, verstößt gegen die amerikanische Verfassung.
Europa liefert kein Gift
Bucklew wurde 1997 zum Tode verurteilt, weil er 1996 einen Mann im Beisein seiner zwei Kinder tötete. Anschließende entführte und vergewaltigte er seine Ex-Freundin und schoß vor seiner Festnahme einem Polizisten in den Kopf, wobei er diesen schwer verletzte.
Menschenrechtsorganisationen hatten im Vorfeld bereits heftige Kritik an den Behörden des Bundesstaates geübt, weil sie sich weigerten über Details der Hinrichtungsdroge Auskunft zu geben. Wie zahlreiche andere Bundesstaaten ist auch Missouri von einem europäischen Boykott von Medikamenten betroffen, mit denen Straftäter hingerichtet werden können. Statt drei hintereinander verabreichten Medikamenten werden Todeskandidaten in Missouri seit letztem Jahr nur noch mit einem einzigen Präparat liquidiert.
Hinrichtung in Oklahoma ging schief
An dieser Methode hatte es in den vergangenen Monaten heftige Kritik gegeben. Zuletzt war in Oklahoma Ende April eine Hinrichtung gescheitert. Nach 43-minütigem Todeskampf starb der Häftling schließlich an einem Herzinfarkt. Anders als Missouri verwendet Oklahoma allerdings ein neuartiges Dreier-Präparat.
Aufgrund der Knappheit an Hinrichtungsmedikamenten erwägen zahlreiche Staaten derzeit die Rückkehr zu traditionelleren Hinrichtungsmethoden. In Utah debattieren Abgeordnete derzeit über die Wiedereinführung von Erschießungskommandos, die bis 2004 erlaubt waren. Auch in Staaten, die den elektrischen Stuhl oder die Gaskammer als alternative Hinrichtungsmethode kennen, hat aufgrund der Medikamentenknappheit eine Diskussion begonnen.
Rufe nach Gaskammer in Missouri
In Tennessee beraten Repräsentantenhaus und Senat derzeit über die Wiedereinführung des elektrischen Stuhls als verpflichtende Hinrichtungsmethode. Bisher haben Delinquenten in Tennessee Anspruch auf eine Hinrichtung durch die Giftspritze, können sich aber freiwillig für den Tod durch den elektrischen Stuhl entscheiden. Auch in Missouri sind erste Rufe nach der Wiedereinführung der Gaskammer laut geworden. Diese war in dem Staat bis 1989 eine gängige Hinrichtungsmethode. Sie wurde nie abgeschafft, besteht aber als Möglichkeit derzeit nur auf dem Papier. (tb)