ANKARA. Die streng islamische Regierung der Türkei plant offensichtlich die Umwidmung ehemaliger Kirchen zu Moscheen. Das würde einen Verstoß gegen die türkische Verfassung bedeuten. Nachdem im vergangenen Jahr eine der ältesten Kirchen, die Hagia-Sophia-Kirche in Nizäa, dem heutigen Iznik, als Museum aufgelöst und in eine Moschee verwandelt wurde, soll nach Informationen der evangelischen Nachrichtenagentur idea nun der ehemaligen Sophienkirche von Trabzon das gleiche Schicksal widerfahren.
Der Referent für Religionsfreiheit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Walter Flick, wertet den im August bekanntgewordenen Plan als ein weiteren Schritt in der Umwandlung der ehemals laizistischen türkischen Republik zu einem islamischen Staat. Beide Kirchen besitzen eine hohe kulturelle Bedeutung für die Christenheit. In der Sophienkirche fand im Jahr 325 das erste Konzil von Nizäa statt, bei dem das sogenannte Nizänische Glaubensbekenntnis formuliert wurde. 787 tagte hier die letzte gemeinsame Kirchenversammlung der Ost- und Westchristenheit.
Schutz vor türkischen Freischärlern
Die Hagia-Sophia-Kirche von Trabzon aus dem 13. Jahrhundert wurde seit dem 16. Jahrhundert als Moschee genutzt, ab 1917 wieder als Kirche. Bekanntheit erlangte sie durch den armenischen Priester Güreg Zohrabian, dem es in den Jahren 1922 und 1923 gelang, orthodoxe, katholische und protestantische Christen hier so lange vor türkischen Freischärlern zu schützen, bis sie mit Schiffen in Sicherheit gebracht wurden. In den Dreißiger Jahren verlieh ihr Kemal Atatürk den Status eines Kulturdenkmals und wandelte sie in ein Museum um. Ziel war es, religiösen Spannungen zwischen Christen und Moslems zu verhindern. (FA)