ATHEN. Griechenland hat sich in den Streit um die Entschädigung von NS-Opfern eingeschaltet, der seit zwei Jahren vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zwischen Deutschland und Italien ausgetragen wird. Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou kündigte an, daß seine Regierung ebenfalls den Fall des griechischen Dorfes Distomo verhandeln lassen werde, wo SS-Einheiten im Juni 1944 als Vergeltungsaktion für Partisanenangriffe 218 Zivilisten ermordet hatten.
Für Griechenland habe das „Märtyrerdorf“ einen „besonderen Symbolwert“, erklärte Papandreou laut der Nachrichtenagentur AFP. Bereits 1997 hatte ein griechisches Gericht den zirka 300 Nachkommen der Opfer Entschädigungszahlungen in Höhe von knapp 29 Millionen Euro zugesprochen. Die deutsche Regierung weigert sich bis heute, diese Summe zu zahlen.
Unterdessen hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle Athen heftig kritisiert. „Ich habe kein Verständnis für die Entscheidung der griechischen Regierung“, sagte der FDP-Politiker in der Welt. Westerwelle erwarte aber, daß sich der international anerkannte Rechtsgrundsatz der Staatenimmunität durchsetze. Danach darf ein Staat nicht über den anderen zu Gericht sitzen. Ansonsten drohe der Staatengemeinschaft insgesamt Rechtsunsicherheit, so Westerwelle. (cs)