LONDON. Schwere Vorwürfe gegen den britischen Strafvollzug hat eine private Stiftung erhoben. Laut einem Bericht der Quilliam-Foundation sollen inhaftierte Moslemführer andere Gefängnisinsassen ideologisieren und für den Terrorismus gewinnen. Insbesondere der tolerierende Umgang des Gefängnispersonals mit den Schwerkriminellen sei problematisch.
Beispielsweise wurde dem algerischen Terroristen Rachid Ramda im Jahr 2005 erlaubt, die Freitagspredigt im Gefängnis zu halten. Ramda gilt nach Ansicht der französischen Justiz als Hauptverantwortlicher des Bombenattentats auf die Pariser U-Bahn vor vierzehn Jahren, bei dem acht Menschen umkamen und über hundert verletzt wurden.
Ex-Terroristen als Gefängnis-Vorbeter
In einem anderen Fall habe der radikale Prediger Abu Hamza al-Masri im Gefängnis Belmarsh einen Hungerstreik angeleitet, bei dem unter anderem islamisches Essen gefordert wurde. Auch habe er Botschaften über ein Röhrensystem verbreitet, welches die Gefängniszellen miteinander verbindet. Al-Masri wurde in Großbritannien durch seine Reden bekannt, in der er zur Vernichtung Ungläubiger und zur Errichtung eines islamischen Gottesstaates aufrief.
„Wir müssen führende Extremisten von den gewöhnlichen Gefängnisinsassen trennen und sicherstellen, daß sie andere nicht radikalisieren“, forderte der Autor der Studie, James Brandon, gegenüber der Jerusalem Post. Statt sie im gewöhnlichen Strafvollzug zu belassen, benötige man spezielle Einrichtungen zur „De-Programmierung“ der islamischen Terroristen.
Kritik an der Studie vom Justizministerium
Das Justizministerium wies die Vorwürfe zurück. Eine Sprecherin erklärte, die Hochsicherheitsgefängnisse seien „ausgesprochen gut auf den Umgang mit allen schwierigen und gefährlichen Kriminellen vorbereitet“. Auch kritisierte man die Studie, da man nicht direkt in die Gefängnisse gegangen und mit dem Personal gesprochen habe.
Die Quilliam-Foundation, die von zwei abtrünnigen radikalen Moslems ins Leben gerufen wurde, hat Berichte von ehemaligen Häftlingen verwendet. Ihrer Einschätzung nach sind derzeit rund hundert Personen wegen Unterstützung des islamischen Terrorismus inhaftiert. Allerdings gäbe es keine Zahlen darüber, wie viele Insassen zum Islam konvertierten oder sich radikalisierten. (FA)