WARSCHAU. Die polnische Regierung hat die Forderung nach mehr Rechten für in Deutschland lebende Polen unterstützt. Außenminister Radosław Sikorski habe bei einem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Guido Westerwelle angeregt, den deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag von 1991 vor seiner anstehenden Verlängerung entsprechend zu ergänzen, berichtet die Welt.
In dem Vertrag ist bereits vorgesehen, daß die deutsche Minderheit in Polen und polnischstämmige oder sich zur polnischen Kultur bekennende Bürger Deutschlands jeweils „Möglichkeiten für den Unterricht ihrer Muttersprache oder in ihrer Muttersprache in öffentlichen Bildungseinrichtungen“ erhalten.
Polen hat in der Vergangenheit die Sprachförderung in Deutschland jedoch als zu gering und daher vertragswidrig kritisiert. Nach eigenen Angaben seien dagegen in Polen im vergangenen Jahr umgerechnet etwa 15 Millionen Euro für den muttersprachlichen Deutschunterricht ausgegeben worden.
Anerkennung als Minderheit
Allerdings werden die neu eingerichteten deutschen „Samstagsschulen“ in Oberschlesien nicht vom polnischen Staat, sondern hauptsächlich vom deutschen Generalkonsulat in Breslau finanziert.
Das polnische Außenministerium soll laut Welt außerdem die Forderung polnischer Verbände in Deutschland unterstützen, sie als Vertreter einer ethnischen Minderheit anzuerkennen. Dies wurde von deutscher Seite stets abgelehnt, da die Polen in der Regel erst seit dem 19. Jahrhundert an ihre derzeitigen Wohnorte in Deutschland kamen.
Laut Statistischem Bundesamt lebten im Jahr 2008 knapp 394.000 polnische Staatsangehörige in Deutschland. In Polen leben geschätzt etwa 300.000 Angehörige der deutschen Minderheit. (vo)