KOPENHAGEN. Die dänische Polizei hat in der Hauptstadt Kopenhagen am Donnerstag 19 Iraker festgenommen, die sich seit Mai in einer Kirche aufgehalten haben. Die abgewiesenen Asylbewerber wollten sich dadurch ihrer drohenden Abschiebung entziehen. Presseberichten zufolge hatte der Pastor der Brorsons-Kirche diese Besetzung gebilligt.
Rund 300 Demonstranten protestierten gegen das Vorgehen der Sicherheitskräfte. Als die festgenommenen Iraker in einem Bus weggefahren werden sollten, kam es zu heftigen Auseinandersetzung, in deren Verlauf die Polizei Schlagstöcke sowie Pfefferspray einsetzte und fünf Demonstranten festnahm.
Zwanzig Frauen und Kinder, die sich ebenfalls in der Kirche aufhielten, seien von der Polizei „verschont“ worden, heißt es in einem Bericht des Nordschleswigers, einer im dänischen Apenrade erscheinenden deutschen Tageszeitung. Diese Personen verließen die Kirche später selbst, „um bei Freunden und Familie unterzutauchen“, so der Zeitungsbericht. Die Festgenommenen wurden dagegen in Abschiebehaft genommen.
Absprache mit dem Irak
Laut der Zeitung kündigte der Kopenhagener Bischof Erik Norman Svendsen eine interne Untersuchung der Vorgänge in der Kirche an. Justizminister Brian Mikkelsen, der der Konservativen Volkspartei angehört, lobte den Einsatz der Polizei ausdrücklich; es gebe keine Sonderrechte für Besetzer.
Die rechtsliberale Integrations- und Kirchenministerin Birthe Rønn Hornbech (Venstre-Partei) verwies im Zusammenhang mit der Polizeiaktion auf eine Absprache mit dem Irak, der die abgelehnten Asylbewerber aufnehmen wolle.
Während auch die Sozialdemokraten offiziell die Festnahme und bevorstehende Abschiebung guthießen, lehnten Sozialliberale (Radikal Venstre) sowie die Sozialistische Volkspartei das Vorgehen der Behörden ab. Der ausländerpolitische Sprecher der rechtsgerichteten Dänischen Volkspartei, Peter Skaarup, begrüßte hingegen das Eingreifen der Polizei. (vo)