WASHINGTON. Auch während seines USA-Besuchs hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor stark steigenden Coronazahlen im Herbst gewarnt. Er forderte, Gegenmaßnahmen zu beschließen und empfahl die vierte Impfung für alle. Doch wie wirksam ist die? Ausgerechnet jetzt ist, wie das Weiße Haus bekanntgab, der vierfach geimpfte US-Präsident Joe Biden an Covid erkrankt. Der Amerikaner trägt zudem seit mehr als zwei Jahren fast immer eine Maske.
In drastischen Worten warnte der SPD-Politiker vor einer „katastrophalen“ Entwicklung im Herbst, sollten nicht zeitnah Beschränkungen beschlossen werden. Der dpa sagte Lauterbach in Washington: „Wenn wir so wie jetzt in den Herbst hineingingen, also ohne weitere Schutzmaßnahmen, ohne Masken, ohne alles, dann würde das bedeuten, daß die Fallzahlen stark steigen würden, aber auch die Intensivstationen überlastet würden.“
Lauterbach: Corona-Kerze brennt von beiden Seiten
In diesem Falle würde dann auch Personal in den Kliniken ausfallen, prophezeite der Minister: „Das ist wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt.“ Unten brenne das Personal weg und oben die Patienten. Lauterbach forderte: „Wir brauchen Maßnahmen, das ist klar. Aber das ist auch nicht strittig, wir werden vorbereitet sein.“ Welche Beschränkungen er genau meine, ließ der Minister offen und verwies auf die Geheim-Verhandlungen Justizminister Marco Buschmann (FDP).
Lauterbach forderte die Deutschen auf, sich jetzt zum vierten Mal impfen zu lassen. „Die Älteren können nicht das Risiko eingehen, auf einen angepaßten Impfstoff zu warten, der dann irgendwann im September oder Oktober kommt, bei den hohen Fallzahlen, die wir jetzt haben.“
Es ist unklar, ob Lauterbach zum Zeitpunkt des Interviews schon wußte, daß Biden trotz vierter Impfung, die er sich im März hatte spritzen lassen, an Corona erkrankt ist. In den USA will sich der Minister neben dem Kampf gegen das Corona auch über die Vorbereitung auf künftige Pandemien austauschen. Dafür sprach er mit dem Pandemie-Berater der US-Regierung, Anthony Fauci. (fh)