Jeder, der in der DDR aufwuchs, trat ihr bei und lernte das überwältigende Zusammengehörigkeitsgefühle kennen, das sie auszeichnete.“ Das zumindest behauptet ein Buchprospekt über die DDR-Jugendorganisation FDJ, die Ende Juni in der Programmzeitschrift rtv an rund 1,9 Millionen Haushalte in Mitteldeutschland ausgeliefert wurde.
Darin finden sich zahlreiche die DDR verherrlichende und verharmlosende Titel, wie zum Beispiel Lotte Ulbrichts „Mein Leben“, das angeblich einen Blick auf die DDR biete, wie es ihn noch nie gegeben habe – und das für nur 2,95 Euro. Auch die „Gefängnis-Notizen“ des früheren SED-Generalsekretärs Egon Krenz sind erhältlich, sogar mit „original Autogrammkarte“. Verantwortlich für den Prospekt zeichnet eine Firma mit dem Namen „Buchredaktion“. In deren Angebot befinde sich eine ganze Reihe von Büchern der „Eulenspiegel- Verlagsgruppe“ – einem Zusammenschluß ehemaliger DDR-Verlage, wie „Eulenspiegel“, „Das Neue Berlin“ und „Neues Leben“. So verwundert es auch nicht, daß die „Buchredaktion“ unter der selben Berliner Adresse wie die „Eulenspiegel Verlagsgruppe“ firmiert.
Für Carl-Wolfgang Holzapfel, den Vorsitzenden des Verbands „Vereinigung 17. Juni 1953“, kommt die Beilage einem „Schlag ins Gesicht der DDR-Opfer“ gleich. „Das ist eine Verhöhnung derer, die unter dem System gelitten haben. Man stelle sich vor, in einem Prospekt würde so über die Hitlerjugend geschrieben“, sagte er gegenüber der JUNGEN FREIHEIT und riet der rtv, sich bei ihren Lesern zu entschuldigen. Dort zeigte man sich einsichtig: In Zukunft werde man die beanstandeten Bücher nicht mehr bewerben, hieß es auf Anfrage dieser Zeitung.