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Mit den Kräften am Ende

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Dumpf klingt die Stimme des deutschen Majors aus dem Lautsprecher: „Wir sind eingekesselt. Vorräte und Munition erschöpft. Brauchen Verstärkung.“ Dies ist keine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, sondern eine schaurige, aber leider nicht nur theoretische Perspektive aus Afghanistan. Dort im Nordosten, in Feisabad, kann die Bundeswehr ihre Einheiten kaum noch versorgen. Hubschrauber und Flugzeuge sind zu oft defekt, Fahrzeuge für den Landtransport knapp. Die Armee, die nach dem Willen des früheren Verteidigungsministers Peter Struck (SPD) auszog, Deutschland auch am Hindukusch zu verteidigen, ist am Ende ihrer Kräfte. Selbst eine Erhöhung der Flugstunden bei den Hubschraubern werde einen „möglichen Engpaß bei der Versorgung von Feisabad nicht beseitigen können“, heißt es lapidar in einem Bericht des Verteidigungsministeriums. Man fragt sich, wieso eine Armee mit 250.000 Mann Stärke aus einem der reichsten Industrieländer der Welt einen kleinen Stützpunkt am Hindukusch nicht mehr versorgen kann. Nur rund 7.700 deutsche Soldaten stehen derzeit im Auslandseinsatz, 2.750 davon in Afghanistan, wo die Lage langsam, aber sicher außer Kontrolle gerät. Isaf-Truppen, zu denen auch das deutsche Kontingent im Norden des Landes gehört, führen im Süden mit britischen und anderen alliierten Einheiten schwere Kämpfe gegen die wiedererstarkenden Taliban. Der Ruf der Isaf-Truppen, die einst als Helfer kamen, verschlechtert sich rapide. In dem Bericht der Bundeswehr ist von einer „zunehmenden Enttäuschung und Unzufriedenheit der Bevölkerung“ die Rede. Man erwartet eine Eskalation, ist aber nur schlecht geschützt und noch schlechter bewaffnet. Deutsche Soldaten müssen in Kürze im schlimmsten Fall mit dem Leben dafür bezahlen, daß Politiker aller Parteien zwar ständig mehr Auslandseinsätze wollten und wollen, so jetzt wieder im Mittelmeer, aber bis heute nicht bereit sind, die notwendigen Haushaltsmittel dafür bereitzustellen. Die knappe Erhöhung des Verteidigungsetats im nächsten Jahr um 480 Millionen Euro geht zum größten Teil für die Mehrwertsteuererhöhung drauf. Den Rest fressen höhere Treibstoffkosten und andere Kosten-steigerungen. Appelle des zuständigen Ministers Franz Josef Jung (CDU), den Haushalt zu erhöhen, verhallten bisher ungehört. Der Ausbildungsstand der Truppen ist Weltspitze, erklären Bundeswehr-Inspekteure. Das belegen auch Nato-Wettbewerbe. Aber das Material ist völlig veraltet. Das logistische Rückgrat bilden Transportflugzeuge vom Typ Transall und Transporthubschrauber vom Typ CH 53. Beide Systeme sind seit 30 Jahren im Einsatz. Der Klarstand, also die Verfügbarkeit, liegt unter 50 Prozent. Wegen Geldmangels konnten Schutzmaßnahmen in den Lagern in Masar-i-Scharif und Kunduz (zwei weiteren deutschen Stützpunkten in Afghanistan) nur teilweise verwirklicht werden. „Der Bedrohung durch Beschuß mit Artillerieraketen und Mörsergranaten kann das deutsche Einsatzkontingent in Afghanistan derzeit kein effektives Mittel zur Bekämpfung entgegenstellen“, heißt es in dem Bundeswehr-Bericht. Die von Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan inzwischen befohlene Zuführung einer „gepanzerten Reserve“ mit Marder-Schützenpanzern gilt als völlig unzureichend. Der veraltete Marder hat nur einen geringen Schutz gegen Minen und Beschuß. Neuentwicklungen gerade für das Heer wurden jahrelang hinausgezögert und kommen für die Armee im Einsatz viel zu spät. 149 sichere Fahrzeuge vom Typ Dingo wurden zwar bestellt, kommen aber erst 2011. Das geschützte Transportfahrzeug Boxer ist noch nicht einmal vom Haushaltsausschuß des Bundestages gebilligt. Die Bundeswehr erhält 200 Fahrzeuge (und 72 als Sanitätsvariante), die viel kleinere holländische Armee ebenfalls 200. Da sieht man, wie andere Länder Prioritäten setzen. Die Lieferung dauert aber noch Jahre. Vom Schützenpanzer Puma, der den Marder ersetzen soll, gibt es gerade ein Vorserienexemplar. Die 410 Fahrzeuge kommen erst im nächsten Jahrzehnt, wenn sie überhaupt finanziert werden können. Doch die Bundeswehr ist immer stärker bei internationalen Krisen gefragt. Zwar führen die 2.900 deutschen Soldaten im Kosovo (weitere Truppen sind in Bosnien-Herzegowina) derzeit ein ruhiges Dasein. Aber die Kommandeure vor Ort wissen, daß jederzeit Aufstände losbrechen können. Wirksame Einsatzmittel wie geschützte Fahrzeuge und Hubschrauber wurden ihnen entzogen. Die Defizite in Afghanistan sollen damit wenigstens ansatzweise reduziert werden. Man stopft nicht einmal ein Loch, reißt aber woanders neue auf. Bis auf eine Schießerei ging es im Kongo bisher ruhig zu. 780 deutsche Soldaten, davon der Großteil weitab vom eigentlichen Schauplatz in Gabun, sind in Afrika stationiert. Der Vorsitzende des Bundeswehr-Verbandes, Bernhard Gertz, berichtet, daß die Soldaten nicht so richtig wüßten, warum sie dort sind. Kanzlerin Angela Merkel hatte französischem Druck nachgegeben und sich in dieses Afrika-Abenteuer hineinziehen lassen. Es gibt inzwischen Spekulationen, daß dieser Einsatz länger dauern könnte. Jung hatte gesagt, die Soldaten seien Weihnachten wieder zu Hause, aber es kann genausogut sein, daß dann das nächste deutsche Kontingent nach Afrika muß. Die Marine, bisher nur mit geringen Kräften am Horn von Afrika präsent, soll jetzt auch noch in einen Großeinsatz. Merkel hätte zwar auch Bodentruppen in den Libanon schicken wollen, stieß jedoch bei der SPD auf starken und bei CSU-Chef Edmund Stoiber auf erbitterten Widerstand. Ein Marine-Einsatz zur Kontrolle der libanesischen Küste gilt im Bundestag als mehrheitsfähig, selbst mit robustem Mandat. Das würde heißen, daß die Deutsche Marine auch das Feuer auf verdächtige Schiffe eröffnen oder wenigstens zurückschießen dürfte. Bis zu 3.000 Marine-Soldaten sollen dafür eingesetzt werden können. Die Quote dürfte aber nicht ausgeschöpft werden. Sinn macht der Einsatz nicht: Waffenlieferungen für die Hisbollah kommen im Regelfall über die Landgrenze zu Syrien in den Libanon. Foto: Deutsche Soldaten auf einer Anhöhe bei Masar-i-Scharif: Die Lage gerät außer Kontrolle

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