Die Birke gehört zur Art der Pionierbäume. Sie gedeiht dort, wo sonst kaum eine andere Pflanze wächst. Die Birke zwängt ihre Wurzeln in Fels und Stein und schafft Platz für andere Pflanzen“, steht auf der Internetseite der Lebensrechtsorganisation Birke e.V. Der bundesweite, überkonfessionelle christliche Verein mit Sitz in Heidelberg ist auf die Beratung von Frauen spezialisiert, die sich bereits entschlossen haben abzutreiben. „Wir stehen im Telefonbuch als Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle. Viele Frauen kommen zu uns aus dem einfachen Grund, weil sie bei uns schneller einen Termin bekommen als bei Pro Familia“, sagt Geschäftsführer Hartmut Koch. „Die Frauen kommen, weil sie für die Abtreibung einen Beratungsschein benötigen.“ Einen Schein dürfe und wolle Birke aber nicht ausstellen. Statt dessen bekämen die Frauen bei ihnen etwas viel Wertvolleres: Im Gegensatz zu vielen anderen sogenannten Beratungsstellen würden sie tatsächlich auch beraten. „Bei Pro Familia werden die Frauen nicht wirklich beraten – auch wenn sie für das kurze Gespräch einen Beratungsschein bekommen. Sie werden dort nicht darüber aufgeklärt, welche negativen Folgen eine Abtreibung mit sich bringen kann.“ Bei Birke erfahren Frauen dagegen auch vom oft verschwiegenen Post-Abortion-Syndrom. „Wenn sie sich wirklich auf ein Gespräch einlassen, dann haben wir eine hohe Erfolgsquote“, sagt Koch. Die Organisation ist eine Art Pionier auf dem Gebiet der Schwangerschaftskonfliktberatung und feiert dieses Jahr bereits ihr zwanzigstes Jubiläum. Von Anfang an hat sie auf das Ausstellen des Beratungsscheins verzichtet. Damit unterscheidet sie sich zum Beispiel von der katholischen Caritas, die erst vor wenigen Jahren aus dem staatlichen Beratungssystem ausstieg. „Oft stoßen die Frauen bei Caritas auf geschlossene Türen: Ihnen wird dort gesagt, wenn sie abtreiben möchten, seien sie bei Caritas falsch“, sagt Koch. Damit verweigere Caritas gerade den Frauen die Hilfe, die sie benötigten. Seit ihrer Gründung 1986 hat Birke ein eigenes Beratungskonzept entwickelt. „Der Vereinsgründung vor zwanzig Jahren ging bereits eine jahrelange Beratungsarbeit der Gründerin und Vorsitzenden Sonja Dengler als private Initiative voraus“, erzählt Koch. Nach so langer Zeit gilt Birke unter den Lebensrechtorganisationen als „Beratungsexperte“. Die Beratung nach dem Birke-Modell setzt eine intensive fachliche Ausbildung voraus. Obwohl Birke bundesweit arbeitet, hat sie nur eine Beratungsstelle in Heidelberg, in der Vollzeitmitarbeiter beraten. „Es gab aber schon Fälle, in denen unsere Berater nach Hamburg oder München gefahren sind.“ Was Birke besonders mache, sei, daß die Probleme der Frauen dort ernst genommen würden. Gemeinsam mit den Schwangeren suchten die Berater nach Lösungen. „Wir betonen, daß jede Krise auch als Chance gesehen werden kann, wenn sie konstruktiv bewältigt wird“, sagt Koch. Das Beratungskonzept geht von der Beobachtung aus, daß die Konfliktschwangerschaft meist eine latent vorhandene Krise zum Ausbruch bringe. Birke wolle den Frauen zeigen, daß es immer auch andere Möglichkeiten gibt als die Abtreibung. Der Schwangerschaftsabbruch an sich sei in Wirklichkeit bloße Verschweigung der eigentlichen Probleme – zum Beispiel einer Beziehungskrise. „Obwohl die Frau und ihre Probleme bei uns ernst genommen werden, wird ihre Krise selbst nicht etwa als schicksalhafte Katastrophe bewertet“, sagt Koch. Indem der Frau wieder eine realistische Zukunftsperspektive für ihr Leben greifbar werde, sei fast immer auch das Leben des Kindes gerettet. Dazu reichten oft Gespräche, manchmal seien aber auch finanzielle Mittel oder Hilfe bei der Arbeitssuche notwendig. Für diese Zwecke habe Birke in den vergangenen Jahren 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das gesamte Budget sowie die Arbeit der Berater werde durch Spenden finanziert, sagt Koch. Er schätzt, daß seine Organisation bislang um die dreitausend Kinder gerettet hat. Informationen unter www.birke-ev.de oder Tel.: 0 62 21 / 6 06 70
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