Nähert man sich ganz untheologisch dem Leben Jesu Christi, fällt vor allem auf, daß der Kerl ein Ärgernis für die meisten seiner Zeitgenossen gewesen ist. Er entlarvte ihre Heucheleien, ließ sich nicht einschüchtern – und wurde dafür hochoffiziell ermordet. Die zwölf Männer, die er ohne demokratische Mätzchen erwählt hatte, damit sie seine Botschaft verkünden, bildeten den Felsen, auf dem seine Kirche errichtet wurde. Es entwickelte sich eine besondere Verehrungsform: die Liturgie mit der Realpräsenz Gottes. Sie war im Laufe der Zeit zahlreichen Wandlungen unterworfen, aber eines schaffte sie immer: etwas von dem Glanz des Himmels runterzuholen. Das funktionierte bis zum Jahre 1965. Mit der neuerlichen Liturgiereform zog der Mief der sechziger Jahre in die heiligen Hallen. Davon konnte man sich wieder einmal überzeugen, wenn man den 95. Katholikentag in Ulm besuchte, der am 20. Juni zu Ende ging. Die üblichen Verdächtigen tauschten sich aus über die üblichen Themen. Da meldete eine Rosemarie Knülle, Diözesanleiterin des BDKJ und Vorsitzende des Programm-Arbeitskreises Jugend beim Katholikentag, es gehe auch um „das, was Jugendliche täglich erleben und was sie beim Erwachsenwerden beschäftigt“. Die Themenpalette für die „Kids“ reichte von Schule und Bildungspolitik über Lust und Frust mit dem anderen Geschlecht bis zu Jugendarbeitslosigkeit und Globalisierung. Autoritäten wie Annette Schavan, Heiner Geißler, Wolfgang Thierse und Heidemarie Wieczorek-Zeul kamen mit Jugendlichen ins Gespräch und stellten sich ihren Fragen. Und da es furchtbar „kritisch“ wird, wenn miefige Politiker ihren Mund aufmachen, sollten die Jugendlichen auch die Chance zur Zerstörung haben. „Die Lebenswelt Jugendlicher und deren kritischer Blick schließt auch unsere Kirche, deren Strukturen und Liturgieformen mit ein. Diese zu hinterfragen und gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Kirche und Wissenschaft nach neuen Formen zu suchen, dazu laden Podien und Werkstätten ein“, so Christine Flaig, Bildungsreferentin der Katholischen Jungen Gemeinde. Natürlich durfte auch der „Aids-Truck“ nicht fehlen. Bei so viel ansteckender Krankheit konnte man auch nicht auf Eugen Drewermann verzichten, der mit dem französischen „Kritiker“ Jacques Gaillot darüber schwadronierte, wie man am schnellsten die Kirche zerschlagen sollte. Die Rezepte dafür sind jahrhundertealt: Frauen und Laien zum Altar, Gattinnen für die Priester, Entmachtung des Papstes. 20.000 Besucher waren bestimmt auf den „Widersachertag“ – bei über 30 Millionen Katholiken in Deutschland nicht unbedingt ein Erfolg. Foto: Teufel mit Frau, Käßmann, Meyer mit Frau, Thierse: Niemand mußte im Regen stehen