Da gingen wir wohl fehl in der Hoffnung, den „schrägen Daniel“ von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) nicht mehr wiedersehen zu müssen. Immer wieder quälen uns die privaten Sender mit Geschichtchen vom „Mann, der das Volk spaltet“, die einfach nur flach sind. Das Land zappt sogar die Werbung weg, nur weil Daniel in völlig hohlen Spots Molkereiprodukte anpreist. Am 27. August wurde er zarte 18 Jahre alt, und da muß natürlich Anfang September die Welt mit dem Parfum „Daniel“ in den drei Sorten „Crazy“, „Fun“ und „Romantic“ beglückt werden. Es gibt Sprechpuppen und Uhren mit seinem Konterfei – ist denn nichts mehr sicher vor einem, den man schlichtweg als laufende Augen- und Ohrenbeleidigung bezeichnen müßte? In den letzten Tagen mischt sich jedoch ein wenig Schadenfreude unter das komisch drückende Gefühl in der Magengegend: Gerechtigkeit bei der Verleihung des Musikpreises „Comet“ am 16. August in Köln! Nachdem kurz nach Beginn der Verleihung der Fernseh-Moderator Oliver Pocher als Daniel verkleidet den „Superstar“ parodiert hatte, war Bohlens Lieblingsdummbrot selbst am Zuge. Als dann bei Küblböcks Auftritt ein großer Teil des Publikums buhte und pfiff, begann das Brillenmodel erst gar nicht zu singen, obwohl das Playback bereits lief. Daniel wartete, bis das Band angehalten wurde, um dem Publikum mit einer eigenen Version des Nena-Klassikers „99 Luftballons“ – in seiner Version „99 Tage Superstar“ – zu erklären, daß er „weiterkämpfen“ werde. Natürlich nebst einigen Beschimpfungen für die Pfeifer. Erst dann setzte er seinen Auftritt wie geplant fort. Aber kein Anflug von etwas Selbsteinsicht, daß man das Singen doch besser Leuten überlassen sollte, die so etwas wie eine Stimme vorweisen können: „Ich wollte meinen Auftritt machen, aber als ich noch nicht richtig auf der Bühne war, ging der Song schon los“, wußte Küblböck der Bild am Sonntag zu erklären. „Ich mußte etwas machen, sonst hätten die Leute doch gedacht, ich sei bescheuert und könne kein Playback singen.“ Daß selbst Musiksender die Übertragung abbrachen, hat ihm offenbar auch nicht die Augen geöffnet. SAT 1 berichtete genüßlich von den Peinlichkeiten der Superstars von DSDS. Kurz nachdem mit „Star Search“-Gewinner Martin Kesici (außer beim Heimsender) die Medienmaschinerie nicht so recht auf Touren kommen wollte, mußte die Konkurrenz von RTL ein wenig angeschwärzt werden: großer Bericht am 2. September in SAT 1 von Daniels Liveauftritten in Coburg. Vorher eine kurze, peinliche Befragung, was für Lehren der gelernte Kindergärtner denn aus seinem Auftritt bei der „Comet“-Verleihung gezogen hätte. Trotzige Antwort: „Aja, nun, äh, also Elvis Presley und Marilyn Monroe die wurden ja auch mal ausgepfiffen. Die waren halt einfach ihrer Zeit voraus und wurden nicht verstanden.“ Die konnten aber wenigstens singen! Verstörte Konzertbesucher stehen im Anschluß auf dem Vorplatz herum, pfeifen und buhen ein wenig bei seinen Intonierungsversuchen. Dann der Abgang, der mehr einem pubertierenden Jungen gleicht, der jetzt erstmal zu Mutti weinen geht – wie uncool. Aber eigentlich hat Küblböck gar keinen Grund, den Kopf zu senken, nachdem er von der Modezeitung Best Fashion auch noch vor Smudo und Xavier Naidoo zu einem der „am besten angezogenen Männer Deutschlands“ gewählt worden ist. Da hilft eigentlich nur noch das Wegsehen. Die Jury, die im Auftrag der Zeitschrift Men’s Health zu einer solchen Tat fähig war, wählte den 18jährigen in der Kategorie „Style“ auf Rang eins. Um jedoch noch einen draufzusetzen, möchte er nun seine Memoiren an den Mann bringen. „Alle meine Töne“ soll das Ding heißen, das Ende September die Buchläden heimsuchen wird. Die Lebensrückschau eines pubertierenden Achtzehnjährigen, der einmal für einen Lidschlag bekannt war – hat man da noch Töne?