Der ZDF-Reporter war schockiert. In seinem Beitrag über die Schwimmweltmeisterschaft in Barcelona berichtete er über die Siegerehrung nach dem 400-Meter-Staffelschwimmen der Frauen. Vier US-Amerikanerinnen hatten dieses für sich entschieden. Allerdings konnte die Nationalhymne nicht abgespielt werden. Nein, kein Akt von Rache des Alten Europa an den bösen US-Imperialisten, die Organisatoren hatten geschlampt. Offenbar war die entsprechende CD nicht vor Ort. Die jungen Amerikanerinnen standen mit der Hand am Herz zwei Minuten lang stocksteif auf der Tribüne. Dann beendete eine der vier das peinliche Warten. Die Schwimmerinnen begannen einfach ohne Verstärkung aus dem Lautsprecher ihre Hymne zu singen. „Fehlende Musik macht Amerikanerinnen nichts aus. Die Frauen kennen den Text“: Mit diesen Worten kommentiert der ZDF-Mann den Vorgang. Ja, Herr Moderator, in anderen Ländern wird in der Schule auch das Singen der eigenen Nationalhymne gelehrt. Der Satz entlarvt mal wieder die ganze Medienbranche in Deutschland. Jeder normale Mensch mit einem IQ über Zimmertemperatur kennt den Text seiner eigenen Nationalhymne. Mancher sogar alle drei Strophen. Und nur wer dies nicht kann, kommt überhaupt auf die Idee, daß es noch andere gibt, dem sie nicht geläufig ist. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns angesichts von soviel Gleichgültigkeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gegenüber dem eigenen Land über den Erfolg von Hannah Stockbauer auf der 400-Meter-Strecke zu freuen, wo sie Weltmeisterin im Freistil wurde.