Manche amerikanische Intellektuelle bekommen Tobsuchtsanfälle, wenn sie an das Alte Europa denken. Offen stellen sie die Europäer als undankbar dar, weil Deutschland und Frankreich George W. Bushs Angriffskrieg nicht mittragen wollten. Insbesondere Ralph Peters steht die Zornesröte ins Gesicht geschrieben. Der ehemalige Offizier und Buchautor hat kürzlich die Haltung der „Bushkrieger“ gegenüber Deutschland beklagt. Wir Deutsche seien wie „verzogene Kinder“, die jetzt von „Big Daddy USA auf den Stufen des strategischen Waisenhauses“ ausgesetzt würden. „Blutbeschmiert und verrottet“ seien unsere (!) Regeln für das „internationale System“. Wer hat denn das gegenwärtige System und die Uno als supranationale Institution geschaffen? Das waren die Amerikaner, die den nationalen Einzelgängen der Europäer Einhalt gebieten wollten. Ein „Scharlatan“ sei Schröder, heißt es weiter. Und die Nazi-Vergleiche (Däubler-Gmelin) seien die größte Geschmacklosigkeit seit dem Holocaust. In welchem Land wurde denn bitte der Holocaust zum Bestandteil der Populärkultur? Auch diese Entwicklung verdanken wir unseren transatlantischen Partnern. Frankreich wehrt sich jetzt gegen die permanente Herabwürdigung. Paris investiert achtzig Millionen Euro in eine französische Variante von CNN. Der französische Außenminister will damit den amerikanischen „Lügen und Verleumdungen“ entgegentreten. In einem Jahr soll der Sender in den Sprachen Französisch, Englisch, Spanisch und Arabisch den Betrieb aufnehmen. Wo bleibt ein vergleichbarer deutscher Nachrichtenkanal?
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