Und dafür habe ich mir einen Anzug angezogen.“ Das wird sich wohl Michael Moore nach der diesjährigen Oscar-Verleihung gedacht haben. Minutenlange Buhrufe, aber auch stehende Ovationen der anwesenden Stars begleiteten seinen provokanten Auftritt. Man drehte ihm das Mikrophon ab, nachdem er George W. Bush klargemacht hatte, daß er, Moore, sich für ihn und sein Land schäme. Überhaupt ist der amerikanische Präsident der Lieblingsfeind von ihm. Der Regisseur erhielt für „Bowling for Columbine“ den Preis für den besten Dokumentarfilm. Über 80 Millionen Dollar hat der Film alleine in den USA eingespielt, was für einen Dokumentarfilm in der Heimat von „Al Bundy“ und „Star Wars“ ein beachtliches Ergebnis darstellt. Besonders beliebt ist Michael Moore vor allem in Deutschland. Das hat natürlich seinen guten Grund. Die deutsche Linke sieht in dem Regisseur aus Michigan jemanden, der selbst die dümmsten Vorurteile gegen einen konservativen Präsidenten bestätigt. Besonders billig sind Michael Moores Vorurteile in dem Buch „Stupid White Men“ zu haben. Bush ist der „fiktive“ Präsident. Fiktiv deshalb, weil seine Wahl auf angeblich gefälschten Zahlen beruht. Richter und Gouverneure sind laut Moore nur willige Helfer von Bush Junior gewesen. Während die Politik so lange nachzählte, bis das Ergebnis für Bush stimmte, ließen willige Richter die arme, schwarze Bevölkerung nicht wählen, weil diese vorbestraft waren oder sich nicht registriert hatten. So einfach ist die Welt des Michael Moore. Daß er indirekt damit aussagt, daß vor allem Kriminelle und Dumme gegen Bush sind, übersieht er. Ähnlich radikal handelt er die Themen Umweltschutz, Erziehungspolitik, Rassendiskriminierung, Todesstrafe und Frauenrechte ab. Wer sachliche Informationen sucht ist bei Moore am falschen Platz. Schuld an allem ist der „dumme, weiße Mann“. Es stellt sich die Frage, ob eine ausreichende Anzahl von klugen schwarzen Frauen den Schlamassel wieder richten könnte? Etwa Condi Rice klonen? Trotzdem: Das Buch hat den Sprung in die europäischen Bestsellerlisten geschafft. Der Autor verzichtet auf jede stilistische Feinheit, schließlich ist sein Zielpublikum die amerikanische Unterschicht. Die will Unterhaltung und keine feingeistigen Ergüsse. Für die und alle anderen guten Menschen hat er allerdings eine Vielzahl von Tips parat, wie Amerika doch noch zu retten wäre: engagiert euch in der Politik, stellt nur noch Frauen und Schwarze ein – am besten schwarze Frauen, das ist die Doppelquote! Obwohl Michael Moore sehr große Ähnlichkeit mit Samson aus der Sesamstraße hat, wirkt er nicht sehr sympathisch. Den verbiesterten Gesichtsausdruck kann nicht einmal ein Klaus Bednarz übertreffen. Stets sieht er noch ein wenig schlampiger aus als seine Klientel. Ist das alles nur eine Masche? Moore mimt jedenfalls den Außenseiter, der er allerdings seit Jahren nicht mehr ist. Seine erfolgreichen Provokationen und Polemiken haben ihn nicht nur zum Millionär gemacht, er ist auch der Held der amerikanischen Linken. Moore entstammt einer Arbeiterfamilie aus Michigan. Eigentlich wollte er katholischer Priester werden. Nach einigen Jahren im Seminar wechselte er zum Journalismus, dem er dann treu blieb. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und einer Tochter in einem Luxusappartement in Manhattan. Seinen weltweiten Durchbruch schaffte Michael Moore mit seinem Film „Bowling for Columbine“. Im Städtchen Columbine stand die Highschool, in der zwei Jugendliche ein Massaker anrichteten. Dieses Ereignis war der Anlaß für Moore, um einen Film über den Waffenfetischismus in den USA zu drehen. Dabei stellt er immer wieder lustige Gesellen in den Vordergrund. So gibt es in seinem Film tatsächlich Personen, die mit einer geladenen Waffe unter dem Kopfkissen schlafen. Witzig auch die Bank, die jedem ein Gewehr in die Hand drückt, der ein Konto eröffnet. Solche Schelmereien finden sich zuhauf in dem durchaus amüsanten Film. Mühsam wird der Film immer dann, wenn Moore sich mit seiner unerträglichen Selbstgefälligkeit inszeniert. Die Opfer sind natürlich gut gewählt. Waffenheinis sind in fast allen Ländern auf der Welt ein wenig zurückgebliebene Sonderlinge. Das ist in Deutschland nicht anders als in den USA. Da ist es sehr einfach, diese Personen bloßzustellen. Und auch Charlton Heston, der Chef der amerikanischen Waffenvereinigung NRA, der National Rifle Association, bekommt sein Fett ab. Er hielt eine Woche nach dem Mord an einem Mädchen in dem Ort Flint dort ebenfalls eine Rede. Das genügt, um ihn als Faschisten zu bezeichnen. Michael Moore will nicht aufklären. Er rückt sich selbst stets ins rechte Licht. Den Vorwurf der Egozentrik weist er zurück. Bescheidenheit ist nicht seine Stärke. Schließlich ist er der selbsternannte Stellvertreter für alle Menschen, die keine Lobby haben, die keine Filme machen dürfen. Ob die mit diesem Schmuddelrepräsentanten allerdings sehr zufrieden sind, ist ungewiß. Er preist seine Werke bei jeder sich bietenden Gelegenheit an und verkündet stolz, daß seine Netzseite öfter als die des Weißen Hauses angeklickt wird. Dabei ist er der Inbegriff des Amerikaners: gut ist, was sich verkauft. Gut ist das vor allem für ihn. Toll wird sicher auch der neue Film von Michael Moore. Der soll „Fahrenheit 911“ heißen. Selbstverständlich hat der Film nichts mit einem Porsche zu tun, wie manch einer denken mag. Laut Moore ist das angeblich die Temperatur, bei der die Freiheit verbrennt. Natürlich spielt die Hauptrolle sein Lieblingsfeind: George W. Bush. Der Film soll rechtzeitig zu den Präsidentschaftswahlen 2004 in den Kinos sein. Vielleicht sind dann mehr kriminelle Schwarze registriert als letztes mal.