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Kinofilm: Barbie – woker Feminismus zwischen rosaroter Nostalgie

Kinofilm: Barbie – woker Feminismus zwischen rosaroter Nostalgie

Kinofilm: Barbie – woker Feminismus zwischen rosaroter Nostalgie

Margot Robbie und Ryan Gosling als Barbie und Ken im neuen Kinofilm Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited
Margot Robbie und Ryan Gosling als Barbie und Ken im neuen Kinofilm Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited
Margot Robbie und Ryan Gosling als Barbie und Ken im neuen Kinofilm Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited
Kinofilm
 

Barbie – woker Feminismus zwischen rosaroter Nostalgie

Mit Barbie kommt die Kindheitsheldin schlechthin auf die Leinwand. Doch mit ihr wird abermals ein viel geschätztes popkulturelles Element auf woke gedreht und neu wiedergegeben. Der Streifen hat aber auch brillante Glanzmomente: als Ken in der Puppenwelt das Patriarchat installiert.
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Barbie hat noch immer einen festen Platz im Herzen von etlichen Mädchen und jungen Frauen. Wer’s nicht glaubt, braucht nur eine Vorstellung des gleichnamigen Films besuchen, der am Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft. Vom Ticket-Schalter bis zur Popcorn-Schlange müssen Männer derzeit ganz stark sein, denn viele Besucherinnen sind uniformiert: In Rosa, Plüsch und Glitzer. Barbie ist eben nicht nur eine Puppe, sondern ein ganzer Lifestyle.

Mit dem neuen Barbie-Film gibt es nun die erste Realverfilmung. Die Hauptrollen sind dabei hochkarätig mit Margot Robbie und Ryan Gosling besetzt. Die Macher hatten vorab betont, der Streifen richte sich an Jung und Alt gleichermaßen. Das kommt aber nicht hin. Es ist eine Gesellschaftssatire mit Erwachsenen-Humor, dem Kinder allenfalls wegen der schönen Bilder etwas abgewinnen könnten.

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Das große Überthema des Films ist selbstverständlich durch und durch woke. Es geht um Feminismus. Hieß es in der Vergangenheit noch, Barbie sei schuld an unrealistischen Schönheitsidealen und verpasse einer ganzen Generation von jungen Frauen Selbstzweifel, wird der Spieß jetzt umgedreht. Die junge Frau wird als unabhängig und machtvoll präsentiert. Aber mit einem ironischen Augenzwinkern.

1+ mit Sternchen für den Nostalgie-Faktor

Der Film startet charmant und smart. Im „Barbieland“. Es ist das Reich der Puppen. Eine perfekte, sonnige Welt aus sanften Pastellfarben, in der sich alle gernhaben. Immer wieder finden sich in der Kulisse amüsant umgesetzte Parallelen zu Hollywood. Barbies Alltag präsentieren die Macher nicht wie einen normal-menschlichen, sondern bewußt so, wie kleine Kinder mit der Puppe spielen. Von leeren Teetassen, aus denen getrunken wird, bis zu überschwänglichem Winken und einem freudestrahlenden Hallo an jeden, der einem den Weg kreuzt.

Barbie existiert im „Barbieland“ nicht nur einmal, sondern in zig Varianten. Blond, rothaarig, dunkelhäutig. Schließlich gibt es ja auch seit jeher zahlreiche Ausführungen der Puppe zu kaufen. So üben die Barbies im Film auch ebenfalls unterschiedliche Berufe aus. Sie sind Ärztinnen, Schriftstellerinnen oder Politikerinnen. Margot Robbie spielt die im Film auch so bezeichnete „stereotype Barbie“, die einfach nur hübsch aussieht, aber keine besondere Rolle hat.

Es sind die Feinheiten, die die Welt nicht nur hübsch, sondern zum Niederknien machen. Zahlreiche legendäre Barbie-Spielzeuge finden sich dort detailgetreu wieder. Von den rosa Traumvillen bis hin zum Krankenwagen, der sich in der Mitte öffnen und das Mobiliar darin ausklappen ließ. Kein Wunder, daß im Kino in solchen Momenten ein ganzer Mädchenchor begeistert „Ohaaa“ tönte. Es ist Nostalgie pur.

„Barbieland“ ist ein Matriarchat

Selbstverständlich gibt es nicht nur Barbies, sondern auch Kens im „Barbieland“. Seine Rolle haben die Macher im Film brillant umgesetzt, denn Hand aufs Herz: Er war schon immer nur das Accessoire der Blondine und kein Spielzeug, das sich unabhängig von ihr verkauft hätte. Entsprechend ist die Puppenwelt auch matriarchalisch organisiert. Den Kens wird aber freundschaftlich und friedlich begegnet.

Beim unausgesprochenen Chef-Ken Ryan Gosling müssen die Zuschauer beide Augen zudrücken. Seien es die wasserstoffblonden Haare, die metrosexuelle Ausstrahlung oder schlicht das Alter des Schauspielers: Die Rolle nimmt man ihm nicht so ganz ab. Charismatisch ist er dennoch.

Als Barbie und Ken sich zu einer Mission in der „echten Welt“ aufmachen, nimmt der Film noch einmal an Fahrt auf. Allerdings müssen sich nicht-woke Zuschauer spätestens ab diesem Punkt auch auf viel Augenrollen einstellen.

Wokeness mit der Holzhammer-Methode

Die große Schwäche ist das politische Sendungsbewußtsein. Nervtötend gewollt, werden linksliberale Botschaften wie bunte M&Ms an die Zuschauer verfüttert. Entsprechende Szenen wirkten künstlich aus der Luft gegriffen, die Witze peinlich bemüht.

Ein woker Tiefpunkt: Als Barbie in der „echten Welt“ freundlich ein junges Mädchen begrüßt, hat dieses für sie nur eine vernichtende Abrechnung übrig. Die Puppe stehe für alles, was in der Welt falsch laufe. So vermittle sie Frauen eine toxische Selbstwahrnehmung und zerstörte durch „sexualisierten Kapitalismus“ den Planeten. Mehr Fremdscham bietet nur das Ende der Wutrede, die die Schülerin mit den Worten „du Faschistin!“ schließt.

In der „echten Welt“ entdeckt Ken das Konzept des Patriarchats. Zum ersten Mal fühlt er sich respektiert. Die Vorstellung von Männlichkeit fesselt ihn so sehr, daß er zurück ins „Barbieland“ reist und dieses kurzerhand zu „Kenland“ macht. Statt Rüschenkleidern und Zuckerwatte gibt es dort plötzlich Tischkicker und Bier. Allerdings ist es den Machern gelungen, diesen Teil humorvoll und charmant umzusetzen. Ken wird nicht zum bösen Macho verklärt, sondern bleibt ein Sympathieträger und steckt es auch gut weg, als die Barbies später die alte Gesellschaftsordnung wiederherstellen.

Besonders bemerkenswert: Die Barbies verfallen der Idee des Patriarchats zunächst gänzlich. Sie gehen in der weiblichen Rolle auf, bewundern ihre Männer und verbringen lieber Zeit mit ihnen, als einem Beruf nachzugehen. Eine feministische – im Film auch so bezeichnete – Gehirnwäsche ist nötig, um sie wieder zu Karrierefrauen zu machen.

Perfektion wird zum Problem erklärt

Letztlich ködert der Film seine Zuschauer genau mit dem Punkt, den er später zu dekonstruieren versucht: Barbie ist perfekt. Nun kommen moderne Feministinnen endlich so richtig auf ihre Kosten. Es beginnt das kollektive Gejammer, was Frauen im Alltag leisteten und doch nie Dank bekämen. Jeder könne sein, wie er wolle und sei damit schon perfekt. Makel werden glorifiziert, das Ideal zum Problem erklärt.

Weiter könnte man wohl kaum danebenliegen, wenn es darum geht, den Zauber um Barbie greifbar zu machen. Die Puppe verkörperte genau das, was viele junge Mädchen sein wollten: schön, freundlich und lebensfroh. Wer sich Vorbilder sucht, orientiert sich nach oben. Barbie war ein Ansporn. Kein Kind will wie eine übergewichtige Puppe sein, die mit unrasierten Beinen und Wischmopp-Frisur Chips vor dem Fernseher in sich reinstopft.

Immer wieder gibt es besonders von linker Seite Attacken auf das Konzept von Schönheit. Doch wer sich selbst liebt, versucht auch, die beste Version seiner selbst zu sein. Dafür steht Barbie wie niemand sonst.

Margot Robbie und Ryan Gosling als Barbie und Ken im neuen Kinofilm Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited
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