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Provokant und Polarisierend: Der „Ketzer der Neuzeit“ macht YouTube-Politik ohne Scheuklappen

Provokant und Polarisierend: Der „Ketzer der Neuzeit“ macht YouTube-Politik ohne Scheuklappen

Provokant und Polarisierend: Der „Ketzer der Neuzeit“ macht YouTube-Politik ohne Scheuklappen

Leo, Betreiber des YouTube-Kanals "Ketzer der Neuzeit. Quelle: Ketzer der Neuzeit
Leo, Betreiber des YouTube-Kanals "Ketzer der Neuzeit. Quelle: Ketzer der Neuzeit
Leonard Jäger, Betreiber des YouTube-Kanals „Ketzer der Neuzeit“: Im Visier der Antifa Quelle: „Ketzer der Neuzeit“
Provokant und Polarisierend
 

Der „Ketzer der Neuzeit“ macht YouTube-Politik ohne Scheuklappen

Ketzer und Spaß dabei. Der YouTuber „Ketzer der Neuzeit“ unterhält, indem er linke Ideologen mit ihren eigenen Aussagen konfrontiert und zeigt, wie weit deren Ideen von der Realität entfernt sind.
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Nicht etwa im Elfenbeinturm der Berliner Politriege gibt es die Antwort darauf, was die Gesellschaft beschäftigt, sondern bei den einfachen Bürgern auf der Straße. Das weiß auch der YouTuber Leonard Jäger, alias „Ketzer der Neuzeit“. Zusammen mit seinem Kanalpartner Michél betreibt er seit fast drei Jahren den ketzerischen Kanal – und das mit Erfolg. Knapp 300.000 Abonnenten folgen dem jungen Blondschopf auf seinem Hauptkanal, einige seiner Videos erhalten über eine Million Aufrufe. Doch woher kommt der Erfolg des rebellischen YouTubers?

Vermutlich ist es die Mischung aus Provokation und Clickbaiting, seinem Charisma und natürlich: Inhalten abseits des politischen Mainstreams. „Ketzer – jemand, der öffentlich eine andere als die in bestimmten Angelegenheiten für gültig erklärte Meinung vertritt“, heißt es in seiner Kanalbeschreibung. Jäger möchte bewußt anecken, entlarven und tritt nicht selten als Vermittler zwischen den Lagern auf.

Der Großteil seiner Inhalte spielt sich daher auf der Straße ab. Mit Mikrofon und Kamera bewaffnet besucht er so die Demonstrationen von „Fridays for Future“ oder radikalen Feministen. Ebenso zu seinem Repertoire gehören soziale Experimente. So lud er sich die Dating-App Tinder herunter und traf sich mit seiner Online-Bekanntschaft, um herauszufinden „wie wichtig, oder eben unwichtig es ist, die ‘richtige` Meinung zu vertreten, um in Berlin neue Bekanntschaften zu machen“, heißt es im Video „Autsch, mein Tinder-Date war mal ein Trans-Mann“. In einem anderen Video schickte er seinen 14jährigen Praktikanten samt einer Fake-Petition in die Fußgängerzone. Der warb um Stimmen für seine angebliche Geschlechtsumwandlung – und das ziemlich erfolgreich. Jäger zeigt auf, was möglich ist.

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Der Ketzer ist nicht links

Der Kanal startete im August 2020, im Anschluß an eine Corona-Demonstration in Berlin. Nachdem Jäger von seinem Freund Michél gefragt wurde, ob dieser auch vor Ort sei, begann die gemeinsame Arbeit. „Michél und ich kennen uns zwar schon seit dem Kindergarten und hatten bis zum 16. Lebensjahr Kontakt, aber vier Jahre später fühlt es sich an wie eine neue Freundschaft. Im Sommer 2020 kam uns fast zeitgleich der Gedanke, man müsse aktiv werden und Videos in diese Richtung bringen, gerade für jüngere Zuschauer“, sagt er im Video über den Kanalstart.

Jäger kommt mehr als Aktivist denn als Journalist daher. Sein Einsatz gilt letztlich immer auch seinen eigenen politischen Ideen, selbst, wenn er sich nicht in irgendeinem Spektrum einordnen möchte: „Naja, ich bin kein Fan von Schubladen, weil heutzutage jeder entweder rechts oder links ist. Das ist mir zu viel schwarz-weiß“, sagt er, nachdem er von einer Demonstrationsteilnehmerin gefragt wird, wo er sich selbst politisch verordnet. Fest steht allerdings: Links sind seine Inhalte nicht.

Wofür er sich einsetzt, suggerieren bereits die Fragen, die er den verschiedenen Demonstrationsteilnehmern stellt: „Wer war 2021 bis 2022 mehr unterdrückt – Frauen oder Ungeimpfte?“ oder „Ich sage: Es gibt nur Mann und Frau. Wäre das noch Meinungsfreiheit oder schon Hate-Speech?“ Die Antworten, die er von Links auf seine Fragen erhält, entlarven nicht selten die zumeist ideologisch aufgeladenen Ansichten der Befragten.

Ketzer wehrt sich gegen linke Vorwürfe

„Kann eine Frau einen Penis haben?“ „Ja, wenn sie will“, sind Antworten, die sich nicht nur Jäger als Grundlage seiner Arbeit wünscht, sondern auch das Publikum. Erwähnt werden muß an dieser Stelle jedoch auch, daß die erhofften Antworten auf der Straße leicht zu finden sind. Schließlich ist nicht jeder Passant automatisch politisch gebildet. Faire Aufeinandertreffen mit Widersachern, die ihm argumentativ das Wasser reichen können, finden sich auf dem Ketzer-Kanal nämlich nicht. Damit macht es sich der YouTuber leicht.

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Gekonnt verpackt er zudem die Aufreger-Aussagen wie „Nimm Hormon-Blocker“ direkt in den Thumbnails der Videos und generiert so eine noch größere Aufmerksamkeit. Seine Arbeitsweise ist boulevardesk, allerdings ist das auf YouTube nichts Außergewöhnliches und daher weniger verwerflich. Den linken Aussagen gegenüber stellt er die Antworten normaler Bürger, die mit der bunten Weltanschauung oftmals nichts anfangen können. Auf diese Weise entstehen ein Kontrast und der Eindruck: Jägers Einstellungen sind fest in der Mitte der Gesellschaft verankert, abseits von Regenbogen-Ideologie.

Das sieht allerdings nicht jeder so. Auf Veranstaltungen wird er zwar selten mit echten Argumenten konfrontiert, dafür aber mit Diffamierungen wie „Nazi“ oder „Verschwörungstheoretiker“ überhäuft. Auch im Netz bekommt der Ketzer Gegenwind. Die Seite queer.de etwa titelt wenig kreativ „Hetzer der Neuzeit“ und schreibt, sein Markenzeichen sei „queerfeindliches Geraune über Pädosexualität, eingebettet in Verschwörungsideologie“. Gefallen läßt sich Jäger das nicht. Aussagen wie „Werte wie Kinderschutz und Meinungsfreiheit, oder im Neusprech auch Rechtspopulismus und Volksverhetzung genannt, dürfen nicht verloren gehen“, sind als klare Antwort auf die linke Kritik zu verstehen.

Nicht jede Kritik ist unbegründet

Dennoch muß sich der Nachwuchs-YouTuber einen Teil der Kritik gefallen lassen. Denn die Nähe zu verschwörungsideologischen Erzählungen ist teils nicht von der Hand zu weisen. So spricht Jäger von der Neuen Weltordnung und blendet in seinen Videos Grafiken ein, die fast die gesamte Verschwörungspalette abdecken. Sie sollen zeigen, was diese Ordnung übersetzt heißt. Zu sehen sind unter anderem: Die Einführung des Kommunismus, die Vergiftung des Wassers, die Versklavung der Menschen oder eine Weltregierung.

Darum mag es kaum verwundern, daß Jäger seiner Pflicht, die Erzählungen mit Quellen zu unterfüttern, nicht immer hinterherkommt. Denn: Wer hat Interesse daran, diese Agenda tatsächlich umzusetzen? Die Klimaschützer und Antifas, die sich Jäger vor die Kamera holt, sind es sicher nicht. Auch sein Einstieg in die politische Welt ist für manchen sicher fraglich. So erzählt er im Interview mit Ex-RT-Moderatorin Jasmin Kosubek, ein Video von Daniele Ganser, der Ikone der Querdenken-Bewegung, hätte ihn zum damaligen Zeitpunkt „aufgeweckt“.

Ketzer-Kanal ist zweischneidiges Schwert

Auch einige seiner Gesprächspartner stammen aus dem rechtsextremen Schwurblermilieu. Darunter ist zum Beispiel Frank Radon, der immer noch der Auffassung zu sein scheint, wir leben im Deutschen Reich und nicht in der Bundesrepublik. Auf seiner Homepage sind Aussagen zu lesen wie: „Nicht der Deutsche ist unser Feind. Nicht der Russe ist unser Feind. Die Kriegstreiber wie der Vatikan, die USA, UNO das sind unser aller Feinde.“ Schwarz-weiß-rote Anstecker am Revers anderer Gäste scheinen noch das geringste Übel zu sein. Unsinnig ist es, ihm in dieser Hinsicht Kontaktschuld vorzuwerfen. Daß er die antidemokratischen und verschwörerischen Inhalte mancher Gäste nicht nur kommentarlos hinnimmt, sondern teils noch selbst verbreitet, ist ihm definitiv anzulasten.

Und so bleibt der Kanal „Ketzer der Neuzeit“ schlußendlich ein zweischneidiges Schwert. Seine Inhalte gegenüber Genderideologie und Co. sind konservativ-rechten Zielen sicherlich dienlich, allerdings werden seine Erfolge durch die verschwörerischen Inhalte fast schon wieder zunichte gemacht. Die Klicks steigen zwar weiter und werden ihm zusammen mit seinem Merchandising-Shop auch in den nächsten Monaten ein gutes Einkommen sichern. Fest steht jedoch: Wer die Videos Jägers verfolgt, sollte dabei selbst nicht unkritisch sein.

Leonard Jäger, Betreiber des YouTube-Kanals „Ketzer der Neuzeit“: Im Visier der Antifa Quelle: „Ketzer der Neuzeit“
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