Einen Teil seiner gigantischen Einnahmen aus dem globalen Geschäft mit dem Energy-Drink Red Bull hat der kürzlich verstorbene Gründer Dietrich Mateschitz in den Aufbau eines Medien-Imperiums gesteckt. Ihm waren die meisten TV-Sender und Zeitungen nicht ausgewogen genug. Doch was wird nach seinem Tod aus ServusTV und den konservativ-liberalen Zeitungen?
Mateschitz hatte die thailändische Familie Yoovidhya ins Unternehmen geholt. Dieser gehören 51 der Anteile an Red Bull. Für den Clan waren die Mateschitz-Liebhabereien Sportsponsoring (u.a. Fußball, Formel 1, Extremsport) und Medien-Sparte aus Kostengründen ein Dorn im Auge. Doch der öffentlichkeitsscheue Milliardär erweiterte offenbar kurz vor dem Tod seine Stiftung, um sein mediales Vermächtnis zu sichern.
Der 2009 von ihm ins Leben gerufene Fernsehsender ServusTV hat sich in der jüngeren Vergangenheit zu einem Refugium der Meinungsfreiheit entwickelt. Besonders die Gesprächsrunde „Talk im Hangar-7“ gilt als Forum, das anders als deutsche Talkshows auch nonkonforme Gäste einlädt. Sogar Vertreter der nationalen Rechten wie Götz Kubitschek und Martin Sellner konnten hier auftreten.
Mateschitz‘ Leibsender
Auch mit Beginn der Corona-Maßnahmen ließ der Sender als einziger im deutschsprachigen Raum regelmäßig Gegenstimmen zu Wort kommen. Während in Deutschland Kritiker als „Leugner“, Verharmloser“ oder „Nazis“ diffamiert wurden, konnte bei „Talk im Hangar-7“ auch der bei der „Querdenken“-Bewegung beliebte Arzt Sucharit Bhakdi diskutieren.
Mit 440 Millionen Euro Jahresumsatz ist das Red Bull Media House hinter dem ORF (1 Milliarde) das zweitgrößte Medienhaus Österreichs. Das Geld stammt zum Großteil aus den Einnahmen des Getränkeverkaufs. Nur 70 Millionen Euro seien durch Werbung eingespielt, schätzt der Standard. Servus TV, so schreibt das Blatt, sei Mateschitz‘ „Leibsender“ gewesen.
Ohne seinen Gründer könnte es eng werden. „Dieses Projekt trägt sich nur so lange, wie es jemand machen will“, sagt ORF-Medienexperte Stefan Kappacher. In der gesamten Branche gebe es große Skepsis, ob ServusTV weiterbestehen werde.
Gelder über eine Stiftung sichergestellt
Der Standard hat Zweifel, ob die Stiftungslösung langfristig tragfähig ist. Es sei schon jahrelang spekuliert worden, Mateschitz habe „seine Lieblingsmedien“ auf diese Weise abgesichert. Dies zeige sich aber auf den ersten Blick „nicht im Firmenbuch“. Sollte Weltmarktführer Red Bull, wie kolportiert, einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr für Servus TV aufwenden, „müßte eine Stiftung für eine längerfristige Perspektive sehr ordentlich dotiert sein“.
Dagegen berichtet OE 24, Mateschitz habe gewußt, daß der thailändische Yoovidhya-Clan den Sport- und Medienbereich als erstes kürzen werde, sobald er nicht mehr sei. Daher habe er am 26. August, knapp zwei Monate vor seinem Tod, beide Unternehmensteile notariell abgesichert. Die Meldung scheint glaubwürdig, da sie auch das Städtchen St. Michel im Lungau im Land Salzburg als Ort der Beurkundung nennt.
Demnach habe Mateschitz zunächst seine „Quo Vadis Veritas Privatstiftung“ – über die das 2017 gegründete, aber drei später eingestellte Online-Magazin Addendum lief – in „Kunst und Kultur DM Privatstiftung“ umbenannt, um das Cluster „Sport“ erweitert und dafür einen dreistelligen Millionenbetrag eingezahlt. Ziel sei die Förderung des demokratischen Staatswesens durch staatsbürgerliche Bildung. Die Stiftung speise sich auch aus „Vermächtnissen“. Unklar ist, wieviel Mateschitz ihr vererbt hat.
Zeitschriften erreichen 1,6 Millionen Leser
Aber Pläne sind gemacht. Ab kommendem Jahr soll die zu Axel Springer gehörende WeltN24 GmbH ein Nachrichten-Format für ServusTV produzieren. Dadurch erhöht sich die Ausgabenseite weiter. Andererseits könnte der Sender noch mehr Zuschauer anlocken. Derzeit liegt der Marktanteil bei mehr als vier Prozent. ServusTV ist damit Österreichs beliebtester Privatsender.
Die Thais haben Zweifel, ob sich das rechnet. Auf ihren Druck hin wurde der Marketing-Etat bereits 2020 von 1,8 auf 1,6 Milliarden Euro abgespeckt. Viel wird daran hängen, wer in Mateschitz‘ Fußstapfen tritt. Seinen Sohn Mark wollte dieser offenbar zum Nachfolger aufbauen. Der 30jährige hat bereits einige Führungsfunktionen bei Tochtergesellschaften inne. Bei Red Bull selbst ist er noch nicht in Erscheinung getreten. Auch seine politische Ausrichtung ist nicht bekannt.
Zur Red Bull Media House GmbH gehören neben zahlreichen eventnahen Red-Bull-Kanälen in sozialen Medien auch der Sachbuchverlag Ecowin und gedruckte Zeitungen und Magazine wie Bergwelten, Die Bühne oder Terra Mata. Sie erreichten laut Media-Analyse 2021 rund 1,6 Millionen Leser – 18 Prozent aller Österreicher. Meistverkaufter Titel ist die Zeitschrift Servus in Stadt & Land, die jeder Zehnte in der Hand hat. Auch hier könnte die Stiftung einspringen, sollten die Thais sich vom Pressebereich trennen wollen.