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Fernsehkritik: „Die islamische Lobby stärken“

Fernsehkritik: „Die islamische Lobby stärken“

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Fernsehkritik
 

„Die islamische Lobby stärken“

Mit dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Film „Takiye – Spur des Terrors“ über das Netz islamisch-fundamentalistischer Dunkelmänner faßt der WDR schon wieder ein heißes Eisen an.
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Fernsehen: WDR faßt wieder ein heißes Eisen an Foto: Pixelio/Rolf van Melis

Nachdem „Kampf im Klassenzimmer“ unlängst den interkulturellen Alltag an vielen deutschen Schulen dokumentiert hat, faßt der WDR schon wieder ein heißes Eisen an: „Takiye – Spur des Terrors“ (25. August, 20.15 Uhr, ARD) hat in türkischen Kinos bereits für Furore gesorgt und ist nun zur besten Sendezeit im Ersten zu sehen.

Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film beginnt und endet als türkisches Familienidyll in Köln; dazwischen ist er Wirtschaftskrimi und Agententhriller und spielt virtuos auf einer Klischee-Klaviatur von treuherzigen Kleinanlegern und skrupellosen Geschäftemachern, korrupten Politikern und fundamentalistischen Dunkelmännern, biedersinnigen (nicht ganz durchblickenden) Verfassungsschützern und gnadenlosen (aber die Falschen erwischenden) Auftragsmördern und nicht zuletzt von einsamen Helden und starken Frauen.

Geschäftsfreunde entpuppen sich als Ganoven

Metin (Erhan Emre) heißt der einsame Held dieses türkischen „Tatort“. Metin, ein fleißiger junger Mann mit ausgeprägtem Familiensinn und einem anfänglich sehr korrekten Habitus, ist ein tiefgläubiger Muslim und gerät in die Fänge einer dubiosen Firma „Jimpa“, die islamisch korrekte Geldanlagen anbietet und – mit ihrem Bekenntnis, die islamische Lobby stärken zu wollen – gewaltige Gewinne verspricht.

Alle Warnungen des bodenständigen, antiislamistischen älteren Bruders Numan (Stipe Erceg) – der so cool aussieht, daß man ihm die Rolle des braven Familienoberhauptes nicht ganz abnehmen mag –, der sorgenvollen Mutter, des wohlmeinenden Schwiegervaters und sogar seiner Frau, einer sittsamen orientalischen Schönheit, in den Wind schießend, investiert er das ganze vom Vater ererbte Familienvermögen und wirbt in seinem Bekanntenkreis für den muslimischen Wirtschaftsfonds.

Bald bricht die Katastrophe herein, das Scheinunternehmen ist offiziell bankrott, und gewaltige Summen verlieren sich in dunklen Kanälen. Der gutgläubige, etwas engstirnige Metin sitzt plötzlich zwischen allen Stühlen. Er hat nicht nur selbst alles verloren, sondern auch viele Mitglieder seiner Gemeinde um ihr Geld gebracht, und seine Geschäftsfreunde entpuppen sich als Ganoven. Gehetzt von der hintertriebenen türkischen „Community“, die keine Skrupel kennt, und getrieben von seiner mit verletztem Stolz durchtränkten Verzweiflung, beginnt er nach den Hintermännern zu recherchieren, „um alles wiedergutzumachen“.

Die Presse spricht von einem ausländerfeindlichen Anschlag

Unterstützung findet er unverhofft bei der schönen, „toughen“ und stets eine kecke Ballonmütze tragenden Journalistin Sabine (Suzan Anbeh), die ebenfalls, eigentlich als Agentin des Verfassungsschutzes, gegen die dunklen islamistischen Kräfte kämpft.

Der Klügste unter den Guten ist Metins Schwiegervater, der weißbärtige Gemeinde-Hodscha (Ali Sürmeli), der als V-Mann für den Verfassungsschutz arbeitet, um auf diese Weise zur Reinigung der Religion von denen beizutragen, die sie für ihre finsteren Zwecke mißbrauchen. Er fällt dafür, zusammen mit Metins Frau und dem kleinen Sohn, der schwerverletzt überlebt, einem feigen Bombenanschlag zum Opfer.

„Die Presse, insbesondere die türkische, geht von einem ausländerfeindlichen Hintergrund aus“, erklärt die smarte Sabine, „ich kann Ihnen behilflich sein“. Metins Blutrachefeldzug kann beginnen. Beaufsichtigt vom deutschen Verfassungsschutz, der nach wie vor eng mit den anti-islamischen türkischen Sicherheitskräften zusammenarbeit, macht er sich auf den Weg in die Türkei.

Die Ungläubigen gegenüber erlaubte Täuschung

Am Ende steht Metins Racheversuch an dem betrügerischen islamischen Gemeindevorsteher – im letzten Augenblick kommt sein Bruder dazwischen und verhindert, daß er gänzlich zum türkischen Michael Kohlhaas wird; den Vorsitzenden der Islamischen Gemeinde trifft seine Strafe trotzdem, als er von kemalistischen Militärkreisen beseitigt wird.

Da von Anfang an eigentlich alles klar ist, liegt die Stärke des – gleichwohl spannenden – Films nicht in der Handlung, sondern in der, freilich etwas schematischen, Zeichnung der Charaktere und ihrer Entwicklung sowie in der Frische, mit der Kadir Sözen den heiklen Stoff anpackt. Zwar betont der in der Türkei geborene und in Deutschland aufgewachsene Produzent, es gehe ihm darum zu zeigen, daß der Islam „nicht mehr und nicht weniger reaktionär ist als die anderen Weltreligionen“ und lediglich instrumentalisiert werde.

Freilich wirbt „Takiye“ (eigentlich die Bezeichnung für die gegenüber Ungläubigen erlaubte Täuschung) auch nicht gerade für einen moderaten Islam und verrät wenig darüber, wie dieser aussehen könnte. Und daß der religiös desinteressierte Numan seinem Bruder den Koran aus dem Müll rettet, wohinein dieser ihn in gewendetem Eifer geworfen hatte, worauf Metin seine Religion, von Finanzverstrickungen befreit, schließlich neu entdeckt, ist pädagogisch etwas dick aufgetragen.

JF 34/10

„Takiye – Spur des Terrors“ läuft am Mittwoch (25. August) um 20.15 Uhr in der ARD.

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