FRANKFURT/MAIN. „Stalins langer Schatten: Medwedews Rußland und der postsowjetische Raum“. So lautet der Titel das aktuellen Buches von Albrecht Rothacher, dem ehemaligen Direktor an der Asien-Europa-Stiftung und früheren Ersten Botschaftsrat in Wien. (Ares Verlag, Graz 2008, gebunden, 334 Seiten, 19,90 Euro).
Die JUNGE FREIHEIT nutzte die Gelegenheit, an ihrem Stand auf der Frankfurter Buchmesse (Halle 3.1 A 100) mit dem Autor über die aktuelle Situation in Rußland zu sprechen. Nach wie vor gebe es in dem Land keine Aufarbeitung der stalinistischen Vergangenheit und Verbrechen. Diese würde systematisch unterdrückt. Vielmehr werde Stalin als der große alte Vater verklärt, kritisierte Rothacher.
Problem der demographischen Entwicklung
Eines der größten Probleme, mit denen Rußland derzeit zu kämpfen habe, sei die demographische Entwicklung. Hier sei das Land laut Rothacher auf dem Weg zu einer europäischen Mittlemacht. In den vergangnen zwanzig Jahren sei Rußland um neun Millionen auf 140 Millionen Einwohner geschrumpft und werde bis 2050 die Hundert-Millionen-Schwelle unterschreiten.
Andere Länder wie die Türkei und der Iran würden dagegen im selben Zeitraum genau diese Gernze überschreiten. Zudem breite sich in ettlichen ehemaligen sowjetischen Teilrpubliken der Islam aus, so daß in diesen Ländern die Gefahr von Bürgerkriegen oder bewaffneten Auseinadersetzungen steige. Rußland werde hier nicht tatenlos zusehen können, sagte Rothacher.
Da Deutschland und Europa im selben Boot mit Rußland säßen, müsse die Zusammenarbeit ernsthaft verstärkt und ausgebaut werden. Da dürfe es keine Nachlässigkeit geben, warnte Rothacher. (krk)