Im Schlund der wirklichen Verhältnisse gerade noch geduldet – eine kleine, vielleicht sogar unbeabsichtigte provokante Äußerung, und die Pilotfische werden tief im Inneren des großen Raubfisches verschwinden –, beinhaltet eine Biographie wie die vorliegende immer auch die Gretchenfrage: Wie sich wehren gegen das Verschlucktwerden angesichts eines Systems, dessen Abgründe zu durchschauen uns zumindest ansatzweise gelungen ist, dessen Implosion im Hinblick auf die Lebenszeit jedoch nicht in unserer aktuellen Wirkmächtigkeit liegt.
Wolfgang Hübner, 1946 in Frankfurt am Main geboren, beginnt seinen politischen Werdegang Mitte der sechziger Jahre mit der Lektüre von Herbert Marcuses „Der eindimensionale Mensch“, dessen radikale Kritik am utilitaristisch-materialistischen Kapitalismus und seiner Manipulationsmaschinerie er auch heute noch für aktuell und richtig hält. Es folgt eine Odyssee durch die Organisationsformen der außerparlamentarischen Linken von der Deutschen Friedensunion (DFU) über die maoistische KPD-AO bis zur Gruppe Arbeiterpolitik (Arpo), die Hübners Arbeit als Betriebsrat der IG Druck und Papier näher steht als die militanten Maoisten.

Wolfgang Hübner rückt zunehmend nach rechts
Ende der siebziger Jahre konkretisierten sich die Bemühungen um die Gründung einer ökologischen orientierten Partei, an der sich auch Rudi Dutschke beteiligt. Erstreckt sich das Spektrum zunächst von weit links bis rechtsnational, so änderte sich dies, als Linksextremisten wie Jürgen Trittin und pöbelnde Großmäuler wie Joschka Fischer die Partei „beschlagnahmen“.
Hübner, der seine Pappenheimer kennt, sieht dies voraus und verabschiedet sich von den „Grünen“. Über die Polen-Solidarität und den Zorn über die linke Schickeria, die frontal gegen jegliche Wiedervereinigungsbestrebungen Stellung bezieht, bis zum „Unternehmen BFF“, dem Verein „Bürger für Frankfurt“, in dem sich enttäuschte CDU-Wähler und bisherige Nichtwähler sammeln, vollzieht sich Hübners Konversion nach rechts. Gegründet im Januar 1994, erlangen die BFF bei den Kommunalwahlen 2001 einen Sitz, für Hübner der Beginn von 16 harten Jahren als Vorsitzender und Stadtverordneter.
Neben seiner aufreibenden politischen Arbeit im Römer organisiert er wichtige Projekte wie den „Alternativen Adorno-Kongreß“ und das „Bombengedenken“ im März 2004, als sich zum sechzigsten Mal der Tag jährt, an dem die schöne Frankfurter Altstadt in Schutt und Asche gelegt wird.
2016 trennt sich Hübner von der AfD
Das erfolgreichste Projekt der BFF wird die Neubebauung des freiwerdenden Altstadtareals zwischen Dom und Römer. Mit Hilfe der Bürgerinitiative Pro Altstadt wird dies nicht durch jene gesichtslose Architektur realisiert, die die Frankfurter Innenstadt nach dem Bombenterror ein zweites Mal verheert, sondern mit der Rekonstruktion prägnanter Altstadthäuser. Bei den nächsten Kommunalwahlen gewinnen die BFF dazu, auch dank des Großthemas „Integration und Multikulturalität“, das indes die Antifa auf den Plan ruft, die Hübner und seine Familie attackiert.
2015 dann die Gründung der AfD in Oberursel. Hübner wird Mitglied, doch nach einem Jahr kommt es zur Trennung, weil er sein Lebenswerk, die BFF, nicht aufgeben will. Im Oktober 2016 beendet er im Alter von 70 Jahren seine kommunalpolitische Arbeit, um als Berater den BFF zur Verfügung zu stehen und auf „PI-News“ allabendlich innen- und geopolitische Beiträge zu publizieren, deren Lektüre nicht nur für den Rezensenten zum Pflichtprogramm gehört.






