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Sebastian Ostritsch in der BdK: Holen wir uns die Moral zurück

Sebastian Ostritsch in der BdK: Holen wir uns die Moral zurück

Sebastian Ostritsch in der BdK: Holen wir uns die Moral zurück

Der katholische Philosoph Sebastian Ostritsch: „Es wäre ja, ein Ass nicht auszuspielen, das wir haben, wenn wir uns die Moral nicht auch rhetorisch zur Hilfe holen.“ (Themenbild)
Der katholische Philosoph Sebastian Ostritsch: „Es wäre ja, ein Ass nicht auszuspielen, das wir haben, wenn wir uns die Moral nicht auch rhetorisch zur Hilfe holen.“ (Themenbild)
Der katholische Philosoph Sebastian Ostritsch: „Es wäre ja, ein Ass nicht auszuspielen, das wir haben, wenn wir uns die Moral nicht auch rhetorisch zur Hilfe holen.“ Foto: BdK
Sebastian Ostritsch in der BdK
 

Holen wir uns die Moral zurück

Ist es wirklich unmoralisch, die Massenmigration abzulehnen? Nein, erklärt der Philosoph Sebastian Ostritsch in der Bibliothek des Konservatismus – und blickt dabei auf eine lange Tradition zurück.
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Er ist Philosoph, Publizist, gläubiger Katholik – und ein Mann, der den Konservativen die Moral wieder beibringen möchte. Wenn Sebastian Ostritsch am Mittwochabend in der Berliner Bibliothek des Konservatismus referiert, hören mehr als 80 Besucher konzentriert zu. Auch, weil der Privatdozent an der Universität Heidelberg stets ruhig im Ton bleibt, bisweilen schüchtern. Aber vor allem, weil es um nichts Geringeres geht als die Frage, inwieweit sich der Kampf gegen Massenmigration ethisch begründen läßt. Und die Begründung dafür ist lang.

„Wir können ganz gut denken“, warnt der Philosoph seine Zuhörer, „aber manchmal nicht ganz so gut ausdrücken, wie wir denken“. Er hoffe, seine Ausführungen seien nicht zu fordernd. Knapp eine Stunde lang zieht der katholische Intellektuelle einen Faden von Aristoteles über Immanuel Kant bis hin zu Papst Benedikt XVI. Alles, um zu zeigen, daß Moral kein linker Begriff sei.

Anders als viele Konservative dächten, stelle diese keinen Gegensatz zur rationalen Politik dar. „Eine Moral, die die Sachkenntnis und die politischen Gesetze überspringen zu können meint, ist nicht Moral, sondern Moralismus“, paraphrasiert der Tagespost-Journalist den 2023 verstorbenen Papst emeritus. Der Moralismus maße sich Urteile an, ohne ihre Anwendbarkeit und die realen Umstände eines Falls zu berücksichtigen.

Moral hängt mit politischer Klugheit zusammen

Ein Beispiel dafür sei das Recht auf Asyl. „Politiker und Staatslenker, die durch Massenmigration zur Destabilisierung ihrer Länder beitragen, zeigen zumindest einen Mangel an politischer Klugheit.“ Diesen Begriff habe bereits Thomas von Aquin geprägt.

Im Sinne des mittelalterlichen Theologen und katholischen Heiligen bestünde politische Klugheit darin, unter konkreten Umständen Entscheidungen zu treffen, die das den Regierenden anvertraute Gemeinwohl förderten. „Hierzu zählt insbesondere die aufrechte Haltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, ohne die das Vertrauen der Bürger zueinander und in den Staat erodiert“, betont Ostritsch.

Zuvor zählt er die Folgen der massenhaften Einwanderung auf. Ethnische Diversität, so der dabei zitierte US-Politologe Robert Putnam, führe zu niedrigerem Vertrauen in die Mitbürger. Auch zeigten die Kriminalstatistiken, daß bestimmte Ausländergruppen seit 2015 insbesondere bei schweren Gewalt- und Sexualdelikten überrepräsentiert seien.

Der Philosoph und Publizist Sebastian Ostritsch: „Wir können ganz gut denken, aber manchmal nicht ganz so gut ausdrücken, wie wir denken.“ Foto: BdK

„Niemand muß mehr leisten, als er kann“

Zudem bemängelt der Philosoph, daß eine Unterscheidung zwischen Migranten, Flüchtlingen und Asylsuchenden sowie deren Beweggründen kaum stattfinde. „Der Verweis, man müsse Menschen, die in Not geraten sind, helfen, tut nicht selten so, als beträfe er alle diese Fälle gleichermaßen.“ Dadurch ließe er sich aber bis ins Grenzenlose steigern.

Davor habe bereits der Soziologe Arnold Gehlen in „Moral und Hypermoral“ gewarnt. So führe die endlose Ausweitung des Ethos des Näheverhältnisses, etwa eines der Familie, zu einer Überforderung des Menschen.

Die Idee, aus den deutschen Lebensverhältnissen einen Anspruch auf Migration herzuleiten, wies Ostritsch vor diesem Hintergrund zurück. Gemessen daran litten nämlich Milliarden Menschen. „Dies würde bedeuten, einen anderen, in der Tat universellen Grundsatz der Moralphilosophie zu mißachten: ‘Ultra posse nemo obligatur.’“ Zu deutsch: Niemand ist dazu verpflichtet, mehr zu leisten, als er kann.

Sowohl ein verhärteter Egoismus, der die Not ausblende, als auch der altruistische Leichtsinn seien zu vermeiden – auch im Persönlichen. „Ich hoffe, niemand kommt auf die Idee, es sei konservativ oder rechts, einen Menschen, der am Straßenrand um Hilfe bettelt, weil er von einem Auto angefahren wurde, erst mal nach dem Aufenthaltsstatus zu fragen“, scherzte Ostritsch. Wer allerdings einen psychisch verwirrten Obdachlosen oder Drogenabhängigen zu Hause übernachten läßt, handle ebenso wenig tugendhaft.

„Von Linken lernen heißt siegen lernen“

Kurz: Moralismus ist ein schlechter Ratgeber. Zugleich aber eine nützliche Waffe im politischen Kampf. Dieser, so Ostritsch, habe eine „doppelte markierende Funktion“, nämlich sich selbst als gut darzustellen, den Gegner hingegen als böse. „Nicht selten geht mit dieser Markierung auch der verführerische Gedanke einher, dem Bösen dürfe kein Platz eingeräumt werden.“

Dafür, daß Moralismus und die sogenannte Cancel Culture Hand in Hand gehen, nimmt der Publizist Angela Merkel als Kronzeugin. Die ehemalige CDU-Bundeskanzlerin betonte 2015, es sei nicht mehr ihr Land, wenn man sich dafür entschuldigen müsse, in Notsituationen ein „freundliches Gesicht“ zu zeigen. „Besser läßt sich die emotional erpresserische Qualität des Moralismus kaum zur Schau stellen.“

Zum Schluß plädiert Ostritsch während der Fragerunde dagegen, sich dem moralischen Diskurs zu verweigern. „Es wäre ja, ein Ass nicht auszuspielen, das wir haben, wenn wir uns die Moral nicht auch rhetorisch zur Hilfe holen.“ Auch betont er die Rolle der „moralischen Selbstinszenierung“ der Linken während ihrer Übernahme der Institutionen wie Unis, Schulen und Medien. „Von den Linken lernen heißt in gewisser Weise politisch siegen lernen.“

Der katholische Philosoph Sebastian Ostritsch: „Es wäre ja, ein Ass nicht auszuspielen, das wir haben, wenn wir uns die Moral nicht auch rhetorisch zur Hilfe holen.“ Foto: BdK
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