„So eine gute Stimmung, glaube ich, hatten wir lange nicht mehr in Deutschland“, strahlte ein junger Mann schon vor dem Spiel. „Alle feiern zusammen. Man sieht überall Deutschlandfahnen. Es ist einfach schön“, schwärmte eine junge Frau am ZDF-Mikrofon. Insgesamt 20.000 Anhänger hatten sich dem drei Kilometer langen Fanmarsch zum Stadion angeschlossen und die Dortmunder Innenstadt in eine schwarz-rot-goldene Partymeile verwandelt.
Einmal mehr wurde deutlich: Die Europameisterschaft ist bislang ein voller Erfolg. Spiel für Spiel wächst die Euphorie, die Stimmung wird von Mal zu Mal ausgelassener. Das herbeigeredete und -geschriebene neue Sommermärchen nimmt tatsächlich Gestalt an.
Deutschland schlägt Dänemark 2:0
Die deutsche Nationalmannschaft hat das Jammertal der vergangenen Turniere verlassen und die Fans mit erstklassigen Leistungen auf ihre Seite gezogen. So war es auch am Samstagabend im Achtelfinale gegen Dänemark.
🌧️⚡️In Dortmund geht die Welt unter und das Stadion singt: „Oh, wie ist das schön …“ #GERDEN 👏🇩🇪🎶 pic.twitter.com/ziMQ8W9DqZ
— Florian Plettenberg (@Plettigoal) June 29, 2024
Die DFB-Elf besiegte die Skandinavier in einer turbulenten Partie mit 2:0. Kai Havertz per Elfmeter und Jamal Musiala, der sich als bislang bester Torjäger anschickt, der Star des Turniers zu werden, sorgten für den verdienten Erfolg. Turbulent verlief das Duell mit den Dänen aus zwei Gründen. Zuerst mußte das Spiel nach 35 Minuten unterbrochen werden. Der englische Schiedsrichter Michael Oliver schickte die Mannschaften in die Kabine, weil sich direkt über der Arena ein Gewitter zusammengebraut hatte.
Unwetter und Videobeweis sorgen für Aufregung
25 Minuten lang blitzte, donnerte und schüttete es wie aus Kübeln. Am Dortmunder Friedensplatz und im Westfalenpark, wo sich zusammen knapp 40.000 Fans versammelt hatten, mußte das Public Viewing beendet werden. Der guten Laune tat das Unwetter aber keinen Abbruch. „Oh, wie ist das schön“, stimmten die Fans im Stadion an. Zwei dänische Anhänger tanzten oberkörperfrei, während das Wasser vom Stadiondach in Sturzbächen auf sie niederging.
Die Dänen sind regen gewohnt 😄🇩🇰 Überragend! #GERDEN #EURO2024 @SkySportDE pic.twitter.com/Tk6aDPfcsJ
— Patrick Berger (@berger_pj) June 29, 2024
Außerdem löste der Videobeweis einiges an Aufregung aus. Kurz nach der Halbzeitpause erzielten die Dänen die 1:0-Führung, die wegen einer minimalen Abseitsstellung wieder aberkannt wurde. Nur wenige Minuten später griff der Videoschiedsrichter auf der anderen Seite ein – erneut zu deutschen Gunsten. Der dänische Verteidiger Andersen – ausgerechnet, denn er war kurz zuvor auch der Torschütze zum vermeintlichen 1:0 gewesen – hatte den Ball nach einer Flanke an die Hand bekommen. Zwar berührte er die Kugel unabsichtlich, doch weil er seinen Arm dabei zu weit vom Körper entfernt hielt, mußte es in der 53. Minute den Strafstoß geben, den Havertz sicher verwandelte.
Mann auf dem Stadiondach – Hintergründe unklar
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“, sangen die Fans eine Viertelstunde später, nachdem Musiala das 2:0 markiert hatte. In der Hauptstadt steigt am 14. Juli das Finale. Zwei Begegnungen sind es noch, dann stehen die DFB-Kicker vielleicht wirklich auf dem Rasen im Olympiastadion. Vorher liegt der Fokus auf dem Viertelfinale am kommenden Freitag, wo die Nagelsmann-Truppe entweder auf die Georgier oder die Spanier trifft.
Die Menschen in Deutschland werden auf jeden Fall mitfiebern, war sich Nico Schlotterbeck nach dem Schlußpfiff sicher. „Wir haben etwas ausgelöst im Land“, frohlockte der Profi von Borussia Dortmund stolz. Er traf den Nagel auf den Kopf.
An der ausgelassenen Stimmung konnte auch die Nachricht über einen Mann nichts ändern, der während des Spiels auf das Stadiondach gelangt war. Die Polizei nahm den Mann fest und teilte mit: „Einsatzkräfte der Polizei näherten sich, um die Person anzusprechen und einen sicheren Rückweg vom Dach zu gewährleisten. Dafür leuchtete ein Hubschrauber der Polizei das Stadiondach aus. Zu Motiv und Identität des Mannes können aktuell noch keine Angaben gemacht werden.“ Zu keinem Zeitpunkt habe Gefahr für andere Menschen bestanden.