Anzeige
Anzeige

Vorweihnachtliche Cancel Culture: Lumumba: Kakao mit einem Schuß Rassismus?

Vorweihnachtliche Cancel Culture: Lumumba: Kakao mit einem Schuß Rassismus?

Vorweihnachtliche Cancel Culture: Lumumba: Kakao mit einem Schuß Rassismus?

Eine Tasse heiße Schokolade mit Sahne steht an einem Stand auf dem Weihnachtsrummel „Winterzauber Berlin“. Ungeachtet steigender Corona-Infektionszahlen ist in Berlin die Weihnachtsmarkt-Saison gestartet. Es könnte auch eine Tasse Lumumba mit Sahne sein.
Eine Tasse heiße Schokolade mit Sahne steht an einem Stand auf dem Weihnachtsrummel „Winterzauber Berlin“. Ungeachtet steigender Corona-Infektionszahlen ist in Berlin die Weihnachtsmarkt-Saison gestartet. Es könnte auch eine Tasse Lumumba mit Sahne sein.
Eine Tasse Lumumba mit Sahne: Bald könnte sie einen anderen Namen haben Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Monika Skolimowska
Vorweihnachtliche Cancel Culture
 

Lumumba: Kakao mit einem Schuß Rassismus?

Einen Lumumba auf dem Weihnachtsmarkt zu bestellen, mag harmlos klingen. Folgt man der Argumentation einer grünen Historikerin, handelt man damit jedoch rassistisch. Was steckt hinter dem Namen des Kakao-mit-Schuß-Getränkes?
Anzeige

Die Historikerin Annalena Schmidt hat ein Problem mit Lumumba. Nicht mit dem ehemaligen Präsidenten des Kongos, sondern mit dem Kakao-mit-Schuß-Heißgetränk, das traditionell auf Weihnachtsmärkten serviert wird. Das beliebte Getränk soll, so Schmidt, einen rassistisch motivierten Namen haben. Denn Patrice Lumumba wurde 1961 ermordet, erschossen, um genau zu sein.

Kurz darauf verbreitete sich der Name Lumumba in Westdeutschland. Dabei hatte die Bundesrepublik mit der Erschießung nichts zu tun. Als kongolesischer Unabhängigkeitsführer wurde Lumumba der erste Präsident des Kongos im Jahr 1960. Seine Amtszeit wurde jedoch von politischen Intrigen und internationalen Einflüssen überschattet. Er wurde abgesetzt, inhaftiert und schließlich im Beisein belgischer Offiziere erschossen.

Wie der Name anschließend nach Deutschland kam, ist so nebulös wie die Motivation des Namensgebers. Makaber? Sicherlich. Rassistisch? Vielleicht. Denn die Herkunft konnte bisher nicht abschließend geklärt werden.

Ein Name, zwei Erzählungen

Da Lumumba 1960 auch im Kongo getrunken wurde, könnte es sich um eine Ehrung handeln. Denn das Getränk wird aus Zuckerrohr und Kakao hergestellt, klassischen Kolonialwaren. Die Historikerinnen Kerstin Ehmer und Beate Hindermann schließen in ihrem Buch The School of Sophisticated Drinking beide Ansätze nicht aus: „Heute wird kontrovers diskutiert, ob das Getränk zu Ehren eines Freiheitskämpfers benannt wurde oder ob es sich um eine verschleierte Form des Rassismus handelt.“

Doch für Schmidt, die bereits für die Grünen im Stadtrat Bautzen saß, ist die Sache eindeutig: „Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen!“ Daher muß die Bezeichnung rassistisch sein, behauptete die Historikerin auf X.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Gleichwohl ist Schmidt weder die Erste noch wird sie die Letzte sein, die darauf besteht, daß es sich um eine rassistisch motivierte Bezeichnung handelt. Auf X fand sie jedoch wenig Anschluß. X-Nutzer reagierten mehrheitlich negativ auf den Vorstoß von Schmidt. Ein Nutzer scherzte: Ähnlich kritisch würden die Preußen den Bismarckhering betrachten.

Lumumba trinken, Lumumba ehren

Ein anderer hinterfragte kritisch: „Weil er erschossen wurde, ist das rassistisch? Da fällt mir jetzt auch nichts mehr ein. Außer, daß ich es wunderbar finde, ein Getränk nach einem bedeutenden Mann zu benennen.“

„Scheinbar gibt es auch Menschen, die die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika unter den Tisch kehren wollen. Interessant. Ich trinke den Lumumba ja, um diesen tollen Mann zu ehren“, resümierte ein Nutzer.

Im übrigen gibt es eine alternative Bezeichnung für das L-Wort. So wird in Norddeutschland, den Niederlanden und Dänemark eine „Tote Tante“ bestellt. Diese ebenfalls makabre Bezeichnung geht auf eine Legende der nordfriesischen Insel Föhr zurück. Dorthin soll die Asche einer verstorbenen Föhrerin aus Amerika in einer Kakaokiste zurückgekehrt sein. Wie daraus ein Getränk wurde, ist ebenfalls unklar.

Eine Tasse Lumumba mit Sahne: Bald könnte sie einen anderen Namen haben Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Monika Skolimowska
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag