FRANKFURT AM MAIN. Auch nach sieben Jahren hat kaum ein Fan die deutsche Nationalelf tatsächlich „Die Mannschaft“ genannt. Doch das war 2015 beabsichtigt, als DFB-Manager Oliver Bierhoff das „National“ von der „Mannschaft“ trennen und dann tilgen ließ. Ab sofort verzichtet der Verband wieder auf ein politisch korrektes Beiwort für sein einstiges Aushängeschild. Den Beschluß dazu faßten Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der DFB GmbH & Co. KG einstimmig am Donnerstag.
Der Versuch der Umbenennung ist gescheitert. Er stammte aus der Zeit, als sich um Kanzlerin Angela Merkel eine „Refugees-welcome“-Blase bildete. Jeder Bundesliga-Spieler mußte mit einem gleichnamigen Sticker auf dem Trikotärmel herumlaufen, und ein Werbespot zeigte die Eltern der deutschen Nationalspieler als arabische Großfamilie.
Migrationshintergrund wichtiger als die Leistung
Während Politik, PR-Branche, Journalismus und DFB das Marketing hipp fanden, entfremdete es die Anhänger von der Nationalmannschaft. Denn es fügte sich in eine neue Wirklichkeit, in der der Migrationshintergrund der Spieler wichtiger zu werden schien als die Leistung auf dem Platz und in der zwei Nationalspieler sich mit ihrem Präsidenten fotografieren ließen. Der hieß Erdogan. Folgen hatte das nicht. Außer, daß „Die Mannschaft“ vor vier Jahren intern völlig zerrüttet als Weltmeister in der WM-Vorrunde ausschied.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der DFB GmbH & Co. KG, Alexander Wehrle, räumte nun erstmals ein, wie umstritten der Begriff war und brachte das Dilemma so auf den Punkt: „Das ist ein deutliches Zeichen für die Polarisierung eines Namens, hinter dem sich doch eigentlich alle versammeln sollen.“ Das Team von Hansi Flick sei für alle da, und jeder könne es nennen, wie er möchte: „Es kommt schließlich nicht so sehr darauf an, wie die Mannschaft heißt, sondern was in ihr steckt.“
Ob mit dem Ende des Kunstbegriffs nun aber auch die übrige Politisierung der Nationalelf ein Ende hat, darf bezweifeln, wer DFB-Präsident Bernd Neuendorf zuhörte: Bedeutender als der Name sei, daß die Nationalmannschaft „auf und neben dem Platz die Werte lebt, für die der DFB steht, daß sie Haltung zeigt“. Er ergänzte auch noch, „daß sie ihre Fans begeistert, eine Einheit mit ihnen bildet“.