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Interview: „Kinder sind keine Versuchskaninchen“

Interview: „Kinder sind keine Versuchskaninchen“

Interview: „Kinder sind keine Versuchskaninchen“

Beatrix von Storch
Beatrix von Storch
Beatrix von Storch: „Alle Parteien haben diese Ideologie bereits geschluckt“ Foto: dpa
Interview
 

„Kinder sind keine Versuchskaninchen“

Das EU-Parlament stimmt am Dienstag über den sogenannten „Tarabella-Bericht“ ab, der sich klar gegen „traditionelle Geschlechterrollen“ ausspricht. Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT spricht die EU-Abgeordnete Beatrix von Storch (AfD) über die Gender-Ideologie, die Indoktrinierung von Kindern und die Frauenquote.
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Das EU-Parlament stimmt am Dienstag über den sogenannten „Tarabella-Bericht“ ab, der sich klar gegen „traditionelle Geschlechterrollen“ ausspricht. Im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT übt die EU-Abgeordnete Beatrix von Storch (AfD) scharfe Kritik an dem Vorhaben und warnt vor einer Indoktrinierung von Kindern durch die Gender-Ideologie.

Frau von Storch, Gender Mainstreaming ist doch nur ein anderes Wort für Gleichstellung für Mann und Frau – wo ist also Ihr Problem? 

Von Storch: Mein und unser aller Problem ist, daß Gleichstellung etwas anderes als Gleichberechtigung meint. Wir sind uns einig, daß die Gleichberechtigung von Mann und Frau wichtig und richtig ist. Gleiche Rechte bedeuten Chancengleichheit. Gleichstellung aber hat die Ergebnisgleichheit zum Ziel. Es handelt sich wieder einmal um einen linken ideologischen Traum, der die Realität negiert.

Um auf den Begriff Gender Mainstreaming einzugehen: Gender hebt nicht auf das real existierende biologische, sondern auf das angeblich existierende „soziale Geschlecht“ ab. Und das kann je nach Gefühlslage alles Mögliche sein. So kann man heute beispielsweise bei Facebook aus sechzig „Geschlechtern“ wählen. Wenn das nun zum Hauptstrom, also Mainstream, allen Handelns erhoben wird, ist höchste Alarmstufe angesagt. Kurz gesagt: Gender ist nichts als grober Unfug. Ein Hirngespinst.

Warum drängt das Problem aktuell?

Von Storch: Weil dieser schleichende Prozeß schon tief in unsere Gesellschaft vorgedrungen ist und sich immer mehr verselbständigt. Es wagt doch heute kaum noch jemand, diesem Unsinn zu widersprechen. Ein weiterer Grund, warum wir eine Alternative für Deutschland brauchen. Mittlerweile gibt es über 200 Gender-Lehrstühle an deutschen Universitäten, mit so hochinteressanten Studienfächern wie „Gender-Studien in der Mathematik“.

In deutschen Kommunen tummeln sich trotz klammer Kassen tausende Gleichstellungsbeauftragte. Aber das schlimmste ist die Indoktrination unserer Kinder. Immer mehr Bundesländer traktieren die Kleinen schon im frühen Schulalter mit diversen Sexpraktiken und abstrusen Gender-Ideen. Bitte, Kinder sind doch keine Versuchskaninchen für abgedrehte Sozialwissenschaftler. Aber das ist der Plan: Über die Jüngsten soll es gelingen, die Gender-Ideologie langsam und nachhaltig in die Gesellschaft einzupflanzen.

Verhindern die bürgerlichen Parteien CDU/CSU und – wo noch vorhanden – die FDP nicht das Vordringen einer derartigen Ideologie?

Von Storch: Da müssen Sie wohl selbst lachen. In der Tat, bürgerliche Parteien würden so eine Ideologie mit ganzer Kraft bekämpfen. Das Problem ist, daß wir außer der Alternative für Deutschland keine bürgerlichen Parteien mehr haben. Auch der Kanzlerinwahlverein CDU segnet all den Unsinn ab, zuletzt die Frauenquote in Aufsichtsräten. Dabei dürften allen die Gründe dafür einleuchten, warum der Frauenanteil gerade in Technologiekonzernen eher gering ist. Es gibt nun mal wenig weibliche Ingenieure, weil Frauen sich im Durchschnitt weniger für technische Berufe interessieren.

Hinzu kommt, daß Frauen nicht so stark in Führungspositionen streben. Da ist es doch logisch, daß weniger geeignete Frauen für Aufsichtsräte zur Verfügung stehen. Hier zeigt sich die ganze Idiotie des Gender Mainstreaming. Um die eigene Ideologie durchzusetzen, muß Männerdiskriminierung betrieben werden. Dabei dürfte nach allgemeinem Gerechtigkeitsverständnis allein die Qualität von Bewerbern entscheidend sein.

Welche Erfahrungen haben Sie im Europaparlament mit dem Gender-Thema gemacht?

Von Storch: Ich bin gender- und frauenpolitische Sprecherin meiner EKR-Fraktion und sitze im Ausschuß für Frauenrechte und Geschlechtergleichheit. Ich kann Ihnen sagen, daß das nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig ist, aber natürlich wichtig. Übrigens gibt es in dem Ausschuß kaum männliche Kollegen. Von einer Quote würde man da natürlich nichts wissen wollen.

Im Moment haben wir gerade den sogenannten Tarabella-Bericht auf dem Tisch, der am Dienstag beschlossen wurde. Da stehen solche Dinge drin: „Das Europäische Parlament stellt fest, daß durch traditionelle Geschlechterrollen die Entfaltung von Frauen eingeschränkt werden und sie deshalb ihr Potential als Mensch nicht ausschöpfen können.“ Oder etwa: „Das Europäische Parlament fordert Männer und Frauen auf, die beruflichen, familiären und sozialen Verpflichtungen ausgewogener aufzuteilen, insbesondere bei der Betreuung Abhängiger und Kinder.“ Was um Himmels Willen geht es den Staat an, wer die Hausarbeit macht oder wie sich Frauen am Erwerbsleben beteiligen müssen, um Mensch zu sein?

Welches Bewußtsein gibt es in der Alternative für Deutschland für das Thema?

Von Storch: Das Bewußtsein dafür ist größer als in anderen Parteien. Das merke ich schon daran, daß ich sehr häufig gebeten werde, zu diesem Thema zu reden. Dennoch treffe ich oftmals auf Überraschung und Entsetzen, wenn ich von den ganz normalen Maßnahmen zur Durchsetzung dieser Anti-Wissenschaft berichte. Es ist unabdingbar, daß sich die AfD ganz dezidiert gegen Gender-Mainstreaming positioniert und nicht nur gegen Gleichstellungspolitik, Frauenquote und Kinderfrühsexualisierung. Alle anderen Parteien haben diese Ideologie bereits geschluckt, genauso wie die Eurorettungsprogramme. Es braucht auch zum Thema Gender-Mainstreaming dringend eine Alternative.

Medien und der politische Gegner werfen Ihnen vor, „Reaktionärin“ und „Rechtsauslegerin“ zu sein. Wieso gerät jemand, der Gender Mainstreaming ablehnt in diesen Ruf?

Von Storch: Das ist einfach erklärt. Wenn sich das gesamte politische Spektrum immer weiter links der Mitte einrichtet und dann plötzlich eine bürgerliche Alternative diese Bewegung einfach nicht mitmacht, sind viele verwirrt. Da kommt man dann gerne mit den üblichen Schubladen. Ich bin Christ. Und es geht mir um die Freiheit. Ich möchte nicht, daß uns Gender-Ideologen vorschreiben, wie wir zu leben haben. Es gibt sie, die kleinen liebenswerten Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Das macht das Leben doch so interessant.

Beatrix von Storch: „Alle Parteien haben diese Ideologie bereits geschluckt“ Foto: dpa
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