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Buchrezension: Wenn Schönheit zum Makel wird

Buchrezension: Wenn Schönheit zum Makel wird

Buchrezension: Wenn Schönheit zum Makel wird

Das Bild zeigt eine Blondine als Symbolbild für Schönheit.
Das Bild zeigt eine Blondine als Symbolbild für Schönheit.
Eine traurige, hübsche Frau: Schönheit wird von Linken bekämpft. Bild: KI
Buchrezension
 

Wenn Schönheit zum Makel wird

Rainer Zitelmann seziert in seinem Debütroman „2075 – Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“ den Gleichheitswahn der Linken. JF-Autor Matthias Matussek hat das Buch gelesen und ist begeistert.
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Es dürfte sich herumgesprochen haben, daß die Trias der französischen Revolution – „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – eine, wenn nicht zwei Widersprüche enthält: Freiheit und Gleichheit sind prinzipiell unvereinbar, und was die erzwungene Brüderlichkeit angeht – auch die war natürlich ein Witz, der schnell in Strömen von Blut ertrank.

Wie sehr Gleichheit und Freiheit schlicht inkompatibel sind, hat nun Rainer Zitelmann in seinem Debütroman „2075 – Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“ mit einer hinreißenden, oft auch hinreißend komischen Dystopie auf eine absurde Spitze getrieben. Zitelmann, Historiker, Investor, Buchautor, Muskelmann, wirklichkeitsgehärteter erfolgreicher Unternehmer, zeigt bisweilen auf Social-Media-Kanälen mit Fotos aus dem Fitneß-Folterkeller, daß er schuftet für seine Schönheit, aber wir alle wissen – zumindest wir beide –, daß Brad Pitt und George Clooney mit einem total unfairen genetischen Wettbewerbsvorteil ins Rennen eingestiegen sind.

Das Bild zeigt das Buchcover von Rainer Zitelmann: „2075 – Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“
Rainer Zitelmann: „2075 – Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“ Jetzt im JF-Buchdienst bestellen

Noch stärker wirkt dieser Vorteil bei schönen Frauen, die mit ihrem Aussehen bei Beförderungen und Gehaltsverhandlungen durchaus punkten, und genau dort setzt Zitelmanns wilde Reise ins Jahr 2075 an, in dem der Mars bereits von Oligarchen besiedelt wird und auf Erden eine linkswoke universitäre Kampfgruppe ihr ideologisches Gleichheitsideal erfolgreich in die Politik trägt.

Neid ist ein starker Treibstoff

Dort hat man schon längst erkannt, daß der „Neid“ auf erfolgreichere, schönere Überflieger ein wirksamer Treibstoff ist und Wähler mobilisieren kann. Das übrigens gilt nicht nur im darwinistischen Schönheitsmarkt, sondern auch im ökonomischen Bereich, wo er in die planetarische Kampfparole mündet „Schießt die Reichen auf den Mond – und da sollen sie auch bleiben“. Schwer, darin nicht das stets aktuelle Programm der Linken seit jener revolutionären Blutorgie der Jakobiner zu erkennen. Ja, der ganze DEI-Quatsch (Diversity, Equality, Inclusion) wird von Zitelmann konsequent in seiner wahren Unmenschlichkeit vorgeführt.

Zitelmanns Heldin heißt Alexa, die in seinem Roman aus Fleisch und Blut ist, und hübsch obendrein. Damit gilt sie als „unverdient privilegiert“, was ihrer weniger gesegneten Kommilitonin Lena ein Dorn im Auge ist. Diese schließt sich der Aktion „MOJ“ an, „Movement for Optical Justice“, einer Bewegung für optische Gerechtigkeit, die sich im Laufe des Romans radikalisieren wird bis zu dem Punkt, daß schöne Frauen gekidnappt und operativ verhäßlicht werden.

Schönheit wird von den Eliten geduldet – manchmal

Alexas Freund ist zehn Jahre älter und erfolgreich und lädt sie zu einem Luxusurlaub auf den Mond ein, ins „Luna1“-Hotel. Es gibt da mittlerweile einen regelrechten Pendelverkehr, das ist sozusagen das Mallorca der Raumfahrer, während der Mars eine Art exklusives Refugium für Libertäre mit dickem Konto und eigener Gesetzgebung ist, das als Fluchtziel und Utopie wunderbar komisch in diese Sozial-Groteske hineingepinselt ist. Lenas Proteste aus dem Uni-Betrieb kommen einem seltsam bekannt vor. Da ist zum Beispiel ein Seminar über „soziale Ungleichheit in zentralasiatischen Ländern“, und Aktivistin Lena wütet: „Auf der Literaturliste finden wir keinen einzigen Fachaufsatz und kein Video zum Schönheitsprivileg. Dann ist das keine Wissenschaft, sondern Indoktrination.“ Kann man den linken Schwachsinn besser (über)zeichnen?

Nun taucht ein unerwarteter Mitkämpfer an Alexas Seite auf, der Journalist Riven. Er hat hochbrisantes Material über die politische Nomenklatura gesammelt. Diese nämlich hat verfügt, daß sich alle PBs, also „privileged beauties“, im Namen der Gleichheit schönheitsmindernden Anpassungsoperationen unterziehen müssen. Gleichzeitig jedoch nehmen sich die bigotten Bio-Klassenkämpfer durchaus Freiheiten heraus, denn was für die Masse gilt, gilt nicht für sie selber. Wir kennen das von den Limousine-fahrenden grünen Klassenkämpfern: Für Schönheitsköniginnen, die sich auf Affären mit ihnen einlassen, sind sie bereit, Ausnahmen zu machen.

So entwickelt sich ein munteres Treiben, das durchaus an Jeffrey Epsteins Liebesinseln gemahnt und seine gehobene Klientel. Mit diesem Enthüllungssprengstoff, der auch einen südkoreanischen Chip-Mogul und seinen Familienclan betrifft, gerät Riven ins Fadenkreuz der herrschenden Clique und ihres Geheimdienstes, der ihn prompt mit einem Drohnenangriff aus dem Verkehr ziehen soll.

Das Buch schreit nach einer Verfilmung

Er wird verwundet und erblindet. Dennoch recherchiert er weiter und hilft, eine Falle zu bauen, die die Drahtzieher des Anschlags enttarnt und schließlich zur Strecke bringt. Das alles ist mit einem durchaus blockbustertauglichen Spannungsbogen erzählt. Da sind Alexas Liebeswirren eingebaut, ein älterer Professor entpuppt sich als weniger gute Wahl. Dann zittern wir um das Schicksal von Alexas bildschöner jüngerer Schwester, die vor den Greifern des verrotteten Systems in Sicherheit gebracht werden muß.

Das alles ist so actiongeladen und nervenzehrend wie nur irgendeine Mission Impossible mit Tom Cruise. Ja, man mag sich Zitelmanns kluges Thrillerdebüt durchaus auf der großen Leinwand vorstellen, schon um den zwölffachen Rittberger der jungen afrikanischen Eislaufprinzessin zu erleben. Und das ist nicht das einzige, was die Welt von 2075 für uns an Überraschungen in petto hält.

Fazit: So gutgelaunt und vorwärtsstürmend ist die absurde Gleichheitsforderung einer neidgetriebenen Linken selten zerfetzt worden. Zitelmann entblättert das wahrhaft terroristische Unterfutter dieses sogenannten Ideals: die Nivellierung auf ein trostloses Mittelmaß für alle und die totale Zerstörung der bürgerlichen Freiheit, die immer auch Selbstentfaltung bedeutet. In anderen Worten: das Ende des christlichen Menschenbildes.

Aus der JF-Ausgabe 28/25.

Eine traurige, hübsche Frau: Schönheit wird von Linken bekämpft. Bild: KI
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