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Deutschland Märchenland: Verführung an der Mosel

Deutschland Märchenland: Verführung an der Mosel

Deutschland Märchenland: Verführung an der Mosel

Ein Weinanbaugebiet in Bernkastel-Kues: Die JF macht sich auf eine Reise durch das Moselland. Foto: IMAGO / imagebroker
Ein Weinanbaugebiet in Bernkastel-Kues: Die JF macht sich auf eine Reise durch das Moselland. Foto: IMAGO / imagebroker
Ein Weinanbaugebiet in Bernkastel-Kues: Die JF macht sich auf eine Reise durch das Moselland. Foto: IMAGO / imagebroker
Deutschland Märchenland
 

Verführung an der Mosel

Von Cochem bis Trier fließt mehr als Wein. Die Mosel erzählt vom alten Reich, vom französischen Zugriff und deutscher Beharrlichkeit. Was an ihren Ufern wartet. Die JF begibt sich auf Reise.
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Alle Wege führen nach – Koblenz. An diesem Ort vereinigt sich der mächtige „Vater Rhein“ mit der eleganten „Mutter Mosel“. Von den Vogesen aus bahnt sie sich ihren Weg durch Frankreich und Luxemburg bis hinein in die deutschen Lande. Ein Fluß, der Verheißung und Verführung auf über 500 Kilometern Länge verspricht. Atemberaubende Täler, Hänge, Städte und Burgen – Genuß pur. Vergangenheit und Gegenwart, hier scheinen sie zu verschmelzen. Kommen Sie mit auf eine Reise an einen der lieblichsten Sehnsuchtsorte Deutschlands.

„Im Alter hat es mich wieder in die Heimat gezogen“, lacht Helmut Grünewald. Der 83jährige mit Sonnenhut, weißen Handschuhen und herzförmiger Sonnenbrille spielt direkt am Deutschen Eck Akkordeon. Nein, der Weltenbummler ist nicht bestellt. Fröhlich singt er in Begleitung seines Schifferklaviers Shanty-Klassiker wie „Wir lagen vor Madagaskar“ und zaubert den ersten Touristen am Morgen ein Lächeln ins Gesicht. Auf die Frage, wie lange er schon spielt, antwortet Grünewald munter: „Mit Unterbrechungen seit meinem zehnten Lebensjahr.“ Er hat bereits viel von der Welt gesehen. „Meine Tochter lebt in San Francisco, wo ich auch schon im Männerchor gesungen habe“, sagt Grünewald stolz.

Helmut Grünewald: Fröhliches Lächeln. Foto: JF / Benedikt Rueß
Helmut Grünewald: Fröhliches Lächeln. Foto: JF / Benedikt Rueß

Der Himmel ist teils noch grau behangen, doch die Morgensonne blinzelt bereits durch die Wolken hindurch und wirft lange Schatten über das Deutsche Eck. Hier, an dieser markanten Landzunge, auf der das bronzene Kaiser-Wilhelm-Denkmal über die Stadt ragt, endet der etwa 230 Kilometer lange deutsche Abschnitt der Mosel. Wer nicht gerade aus dem Westen anreist, kommt um Koblenz nicht herum.

Wie der längste Fluß Deutschlands, also Gevatter Rhein (1.233 Kilometer), die Mosel empfängt, hat der Bildhauer Johann Hartung 1854 mit seiner Sandsteinskulptur im Garten des frühklassizistischen Kurfürstlichen Schlosses ausgedrückt. Die Mosel schmiegt sich liebevoll in Form einer Muse an den umarmenden, starken Rhein, der langbärtig wie ein antiker Held oder eine Gottheit dargestellt ist.

Wilhelm I. und Viktoria wachen über die Mosel

Bevor es weiter flußaufwärts geht, führt ein kleiner Abstecher auf Festung Ehrenbreitstein – die preußische Festungsanlage, die vom gegenüberliegenden Ufer über Koblenz wacht. Der komfortabelste Weg zur Ehrenbreitstein führt per Seilbahn für 16 Euro hoch und runter direkt über den gut 300 Meter breiten Rhein. Die Gondeln werden über den Fluß auf den schroffen Bergsporn gezogen.

1972 wurde im Wallschild der Bastion das Ehrenmal des Deutschen Heeres eingeweiht. „Allein aus den Reihen des Heeres gaben im Ersten Weltkrieg zwei Millionen und im Zweiten Weltkrieg dreieinhalb Millionen Soldaten ihr Leben für Deutschland“, lautet die Inschrift auf der schlichten Gedenktafel.

Der Ausblick von den Mauern der Festungsanlage erlaubt einen ersten Blick ins gerade einmal etwa 100 Meter breite Moseltal. Es ist ein Vorgeschmack auf das, was Sie erwartet. Das 14 Meter hohe Reiterstandbild Wilhelms I. in Begleitung der Siegesgöttin Viktoria steht wie ein Keil am Uferrand zwischen den beiden Strömen Mosel und Rhein. Während der Seilbahnfahrt hinab, rückt die 1897 fertiggestellte Figurengruppe immer näher.

Kaiserdenkmal Wilhelm I.: Am Deutschen Eck in Koblenz startet die Moselreise. Foto: JF / Benedikt Rueß
Kaiserdenkmal Wilhelm I.: Am Deutschen Eck in Koblenz startet die Moselreise. Foto: JF / Benedikt Rueß

1945 zerbombten die Amerikaner das Denkmal kurz vor Kriegsende. Aufbauen oder abreißen? Jahrzehntelange Diskussionen. 1993 schenkte der Verleger der Rhein-Zeitung, Werner Theisen, die drei Millionen D-Mark teure Rekonstruktion des Kaiserdenkmals den Koblenzern – und uns heute einen Augenschmaus.

Deutschland wie im Märchenbuch

Die in Koblenz endende Untermosel ist einer von drei Hauptabschnitten im deutschen Teil des insgesamt 544 Kilometer langen Stroms. Schon hier verändert sich die Landschaft rasch, weil der Fluß eine Schneise zwischen Eifel im Norden und Hunsrück im Süden schlägt. Die teils aus dem Mittelalter stammenden Anlagen wie Burg Thruant oder die Ehrenburg blitzen von der Uferstraße wie Leuchtfeuer auf den Bergkuppen hervor.

Etwas versteckt im Wald und abseits der Uferstraßen liegt Burg Eltz. Das „Märchen aus Stein“ ist seit 34 Generationen im Familienbesitz der Edlen Herren und Grafen zu Eltz. Die nie zerstörte Anlage ist für viele der internationalen Besucher der Inbegriff einer deutschen Ritterburg. Doch zurück zur kurvigen Uferstraße. Die ersten Weingüter werben schon mit gebundenen Geranien und Petunien am Hofeingang für ihre Straußwirtschaft. Der namensgebende Blumenstrauß signalisiert, daß der Gastbetrieb geöffnet ist. Doch nicht nur wegen ihrer oft rot-gelben Blumenpracht laden die Ortschaften zu einem spontanen Halt ein.

Die steilen Hänge, teils mit einer Neigung von bis zu 70 Grad, sind das Markenzeichen der Moselregion. Schon von weitem erscheint die Silhouette der Reichsburg, die wie eine Krone über Cochem thront. An den Anlegern der Stadt drängeln sich schwimmende Hotels – etwa ein halbes Dutzend Flußkreuzfahrtschiffe hat im Päckchen festgemacht. Ein Anblick, der die sagenumwobene Ruhe des Tals fast zu stören scheint, aber gleichzeitig ein Zeichen dafür ist, daß der Fluß auch als wichtige Verkehrsader dient.

Napoleon war schon hier – und die Kreuzfahrer auch

Seit der Römerzeit ist die Region durch die Schiffahrt strategisch immer wichtiger geworden. Im Mittelalter verlief entlang der umkämpften Mosel die Grenze zwischen französischem und deutschem Einflußbereich. Unter Napoleon und bis zum Wiener Kongreß wurde sie im Département de Rhin-et-Moselle offiziell als Teil Frankreichs eingegliedert. Seit der industriellen Revolution spielt die Mosel wirtschaftlich und damit auch in Kriegen eine kleinere Rolle. Wegen ihres Verlaufs durch drei Länder haben viele Orte und Menschen eine grenzüberschreitende Geschichte. So sind die Gastgeber der zweiten Unterkunft ein deutsch-französisches Ehepaar.

Trotz des Trubels hat sich Cochem seinen Charme bewahrt. Es ist mit 5.000 Einwohnern die kleinste Kreisstadt Deutschlands und schon weit vor 2.000 Jahren von den Kelten besiedelt worden – zumindest bis die Römer kamen. Natürlich muß Cochem noch einmal vom Wasser gesehen werden, denn vom Wasser wirkt die Welt ganz anders, aber dazu später. Vor einer obligatorischen Schiffsfahrt wird jedoch die Reichsburg erklommen. Der Aufstieg ist zwar steil, aber jede Stufe lohnt sich, um das golden leuchtende, zehn Quadratmeter große Mosaik des Heiligen Christopherus an der Fassade des Achteckturms aus der Nähe zu betrachten.

Um die Mosel aber wirklich zu erleben, muß man sich ihr anvertrauen. Deshalb geht es in der prallen Nachmittagssonne auf eine einstündige Fahrt mit einem Ausflugsschiff. 13 Euro kostet das Vergnügen. Und das Geld ist gut angelegt. Das 60 Meter lange Motorschiff „Wappen von Cochem“ gleitet mit zwei Ruder-Propellern und von 1.000 PS angetrieben sachte und geschmeidig über den heute ganz sanften Fluß. „Mit Corona hat sich etwas verändert“, meint Kapitän Elmar Scheuren (48) von der Personenschiffahrt Gebrüder Kolb. „Weil die Leute nicht so viel ins Ausland gefahren sind“, führt er aus. „Das hat der Mosel schon gutgetan. Da haben die Leute mal gesehen, daß es auch in der Heimat schön ist.“

Elmar Scheuren: Schiffsführer in Cochem. Foto: JF / Benedikt Rueß
Elmar Scheuren: Schiffsführer in Cochem. Foto: JF / Benedikt Rueß

Die Mosel könne nicht mit großen Flüssen wie der Elbe oder dem Rhein verglichen werden. Sie hat wegen Höhenunterschieden und schwankender Wasserstände 28 Staustufen – zehn davon allein in Deutschland, um das Befahren mit größeren Schiffen überhaupt zu ermöglichen. Das Güteraufkommen ist jedoch mit derzeit 8,5 Millionen Tonnen jährlich rückläufig – vor zehn Jahren waren es noch 13 Millionen Tonnen. Die französische Stahlindustrie ist aber nicht mehr wie zu Zeiten des Moselvertrags 1956 auf den Wasserzugang zum Rhein angewiesen.

„Und ohne Wein kann ich nicht sein – o Mosella!“

Zum Abendessen geht es nach Beilstein – ein kleines, verspieltes Fachwerkjuwel, auch „Dornröschen der Mosel“ genannt. Eine beliebte Moselspeise ist das Winzersteak – ein für mindestens zwölf Stunden in Riesling, Zwiebeln und Thymian marinierter Schweinenacken, der anschließend gebraten wird. Köstlich! Nach dem Beziehen einer kleinen Pension mit Moselblick im beschaulichen Bruttig-Fankel geht es abends zum örtlichen Weinfest. Ein Moselbesuch ohne Weinfest wäre sträflich.

„Es ist eine schöne Tradition“, sagt Dirk Friederich (55) vom Weingut Friederich und Sohn, der einer der Bacchanten ist, also ein Anhänger des Weingottes Bacchus. In antike Gewänder gekleidet tragen sie ihren neuerwählten Bacchus – „o tempora o mores“ würden die die alten Römer kommentieren – symbolisch auf den Marktplatz. „Das ist eine 2.000jährige Kulturlandschaft, die wir hier haben, und wir halten diese Kultur noch hoch. Zumindest versuchen wir es zu halten, wie es ist“, sagt Friederich.

Die von einer Frontfrau angeführte Live-Band motiviert die zur frühen Abendstunde noch etwas schüchternen Gäste auf dem Dorfplatz. Mit der Zeit und mehr Gläsern Riesling tauen die Besucher aber auf und feiern ausgelassen. „O Mosella du hast doch so viel Wein. O Mosella trinkst du den Wein allein? In deinem Garten Eden wächst doch der Wein für jeden. Und ohne Wein kann ich nicht sein – o Mosella!“ Bei der Ausrufung des Bacchus singen alle schunkelnd das Loblied auf ihren Fluß von Karl Berbuer aus dem Jahre 1947. Nach möglicherweise einem Glas feinherben Moselkabinetts zuviel geht es angeheitert spätnachts ins Bett.

Ein Wein der alle Wunden heilt

Am nächsten Morgen und einen extrastarken Kaffee später steht die Erkundung der Mittelmosel an. So gut wie jeder Hang ist mit Weinreben bestockt. Gerade hier finden sich viele Fahrradfahrer, Wanderer und Camper, die auf einem der zahlreichen Stellplätze entlang des Flusses ihr Quartier aufschlagen. Die Mittelmosel ist sein Herzstück und diente mit ihren mittelalterlichen Burgen und Dörfern Literaten und Malern der Romantik als beliebtes Motiv. Bei den Radfahrern und Wanderern sind vor allem die Touren durch die Weinberge beliebt. Allerdings kommt man durch einige, wie den Bremmer Calmont, ausschließlich zu Fuß. Er gilt als steilster Weinberg Europas und ist nur für „erfahrene Wanderer“ geeignet, wie ein Schild zu Beginn des Klettersteigs warnt.

Mit einer Steigung von bis zu 65 Grad ist das kein Spaziergang mehr. Die Lage ist so steil, daß auch die Weinlese in der Regel nur per Hand möglich ist. Wer nicht schwindelfrei ist oder kein trittfestes Schuhwerk trägt, sollte den Aufstieg nicht wagen – auch wenn die Aussicht aus dem Calmont heraus auf die Moselschleife bei Bremm wunderschön und für alle naturliebenden Aktivurlauber eigentlich ein Muß ist.

Bernkastel-Kues ist wiederum der Traum aller Mosel-Stadtromantiker. Der mittelalterliche Marktplatz bildet eine unverwechselbare Kulisse: Dicht aneinandergedrängte Giebelfachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert, das 300 Jahre ältere Spitzhäuschen und das Rathaus mit seinem kleinen bepflanzten St. Michaelsbrunnen ziehen Hunderte Besucher an und machen Bernkastel-Kues zu einem Highlight der Moselreise.

Die Burgruine Landshut über der Stadt bietet gleichzeitig eine der schönsten Aussichten über den Bogen, den der Fluß bei Bernkastel-Kues schlägt. Direkt gegenüber der Ruine liegt der weltberühmte Bernkasteler „Doctor“ – der teuerste Weinberg Deutschlands. Der Wein von dieser Einzellage soll schon vor gut 600 Jahren den erkrankten Trierer Erzbischof und Kurfürsten Boemund II. geheilt haben. Seitdem wird dem Doctorwein seine heilende Wirkung nachgesagt.

Burg Landshut: Die Burgruine bietet eine derschönsten Aussichten über Bernkastel-Kues. Foto: JF / Benedikt Rueß
Burg Landshut: Die Burgruine bietet eine der
schönsten Aussichten über Bernkastel-Kues. Foto: JF / Benedikt Rueß

Der Mann, der Schiefer in Gold verwandelte

In unmittelbarer Nachbarschaft von Bernkastel-Kues liegt das beschauliche Dorf Lieser. Bekannt ist der Ort durch sein aufwendig verziertes Schloß, das heute ein Hotel beheimatet, und durch das angrenzende Weingut Schloß Lieser. Geführt wird der Winzerbetrieb von Thomas Haag (59) und seiner Familie. Haag erzählt auf der großen Terrasse, wie er in den 1990er Jahren mit seiner Frau das schwer sanierungsbedürftige Weingut gekauft hatte. Mit der sukzessiven Erweiterung der Rebfläche von sechs auf 30 Hektar konnten sie den Hof renovieren und in ein pittoreskes Kleinod verwandeln.

Haag wurde mittlerweile mehrfach als „Winzer des Jahres“ ausgezeichnet und setzt vollständig auf Qualität und Familie. „Es kommt alles aus eigenen Weinbergen, wird alles händisch gelesen, und im Keller mache ich mit meinem Sohn alles allein. Da sind wir strukturiert und fokussiert“, betont er. „Wir möchten auch diese persönliche Familienstruktur erhalten.“ Goldtröpfchen, Heldenberg, Himmelreich, Sonnenuhr: Nur einige Namen der „Großen Lagen“, also der besten Weinberge, auf denen das Weingut Parzellen besitzt.

Winzerfamilie Haag: Das Weingut SchloßLieser ist einen eigenen Besuch wert. Foto: JF / Benedikt Rueß
Winzerfamilie Haag: Das Weingut Schloß
Lieser ist einen eigenen Besuch wert. Foto: JF / Benedikt Rueß

Der Riesling ist dabei der unangefochtene König der Moselweine. „Das ist das, was wir hier können“, unterstreicht Haag. „Der blaue, graue und rote Schiefer an den Hängen mit unterschiedlicher Exposition auf verschiedenen Höhenmetern sind kleine Nuancen, die in ihrer Gesamtheit die Mosel so besonders und einzigartig machen. Das macht den Spaß, den Reiz und den Kick für uns aus.“ Haag ist Moselaner durch und durch. „Ich bin gern auch mal unterwegs – noch lieber aber komme ich zurück“, scherzt er.

Trotz wirtschaftlich turbulenter Zeiten mit Strafzöllen und überbordenden Vorschriften hierzulande bleibt der studierte Winzer ein Optimist. Er vertraut auf die nächste Generation, die sein Werk fortführen will. Auf die Frage, was Besucher abseits des Weins unbedingt an der Mosel erleben sollten, antwortet Haag: „So touristisch und profan das klingt – ich empfehle immer, eine kleine Touri-Schiffstour zu machen. Wer ein Gefühl für Natur und Lagen hat, hat vom Schiff aus eine Perspektive, die es sonst nicht gibt.“ Wie recht er hat! Das Weingut an der Uferstraße ist bei jeder Moselreise einen Besuch wert.

Wo die Mosel Seele wird

Die letzte Etappe steht an und die Reise nähert sich langsam ihrem Ende. Die Bundesstraße führt entlang der Obermosel. Das Tal öffnet sich und die steilen, flankierenden Hänge flachen allmählich ab. Schließlich taucht das Ortsschild „Trier“ auf. Die älteste Stadt Deutschlands ist ein wahres Freilichtmuseum. Schon die Römer, die die Stadt gründeten, verstanden es, die Mosel als Wasserstraße zu nutzen, um Handel zu treiben und Truppen zu verlegen.

Das Wahrzeichen der Stadt ist die Porta Nigra, die ihren Namen dem verwitterten Kordeler Sandstein verdankt, aus dem sie errichtet wurde. Wie ein stummer Wächter aus einer vergangenen Zeit steht das schwarz verfärbte Stadttor am Ende der Fußgängerzone inmitten der Altstadt. Der 170 n. Chr. entstandene Zugang zur Augusta Treverorum (Augustus-Stadt im Land der Treverer) ist aber nur einer von vielen Römerbauten. Auch das Amphitheater, die Kaiserthermen und die Konstantin-Basilika, ehemals ein kaiserlicher Thronsaal und heute eine evangelische Kirche, gehören zum römischen Herz der Stadt.

In Trier endet der Ausflug entlang der Mosel: Immer eine Reise wert. Grafik: JF
In Trier endet der Ausflug entlang der Mosel: Immer eine Reise wert. Grafik: JF

Sogar der Trierer Dom beruht auf einem ursprünglich römischen Wohnquartier. Mit der konstantinischen Wende prägte Trier auch die Geschichte des christlichen Abendlandes entscheidend mit. So ist etwa der um 310 n. Chr. entstandene Dom St. Peter die älteste Bischofskirche Deutschlands und ein Beispiel für die über Jahrhunderte gewachsene Architektur. Das vormals römische Gemäuer wurde mit romanischen Rundbogenfenstern und später einem gotischen Kreuzgang erweitert.

Den Kreuzgang mit Buchsbaumgärtchen teilt sich der Dom mit der unmittelbar angrenzenden Liebfrauenkirche aus dem 13. Jahrhundert – eine der ältesten gotischen Kirchen Deutschlands. Um die mächtigen Bauten von oben zu sehen, lohnt sich die Fahrt zur 40 Meter hohen Mariensäule am anderen Ufer der Stadt. Nach dem Wiener Kongreß 1815 fiel Trier zum Unmut der Bevölkerung an das evangelische Preußen, das den Katholiken ihre Konstantin-Basilika wegnahm. Als Antwort darauf bauten die Katholiken auf dem Pulsberg eine Mariensäule wie eine Machtdemonstration gegenüber den Protestanten – 150 Meter über dem Stadtzentrum. Sie wurde im Oktober 1866 eingeweiht. Heute ist die Mariensäule ein Aussichtspunkt für Touristen, Verliebte und Einheimische, die den Sonnenuntergang über Trier genießen wollen. Und die Gottesmutter lächelt leise.

Mit dem Panoramablick auf die Stadt endet schließlich eine vielfältige, intensive Tour an die Mosel. Der Fluß, der die Geschichte, Natur und Kultur der Region so maßgeblich beeinflußt, ist zugleich seine Seele. Von dem durch die Römer kultivierten Weinbau profitiert die Region noch heute  – er ist der prägendste Wirtschaftsfaktor. Der Wein steht für eine jahrtausendealte Tradition und die unermüdliche Arbeit der Menschen, die diese einzigartige Sehnsuchtsregion Deutschlands geformt haben. Durch die Fülle ihrer Schätze verbindet die Mosel als Lebensader wie kaum ein anderer Fluß Menschen mit ihrer eigenen Kultur und Geschichte.

Aus der JF-Ausgabe 32+33/25.

Ein Weinanbaugebiet in Bernkastel-Kues: Die JF macht sich auf eine Reise durch das Moselland. Foto: IMAGO / imagebroker
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