PARIS/LONDON. Die Schriftstellerin und Feministin Joanne K. Rowling hat gefordert, dem Boxer Imane Khelif seine während der Olympischen Spiele 2024 erworbene Goldmedaille wieder abzunehmen. Zuvor war ein medizinischer Bericht bekannt geworden, laut dem Khelif bereits 2023 durch einen Bluttest nachgewiesen worden war, ein Mann zu sein.
Rowling sprach angesichts der Veröffentlichung des Berichts davon, es sei „ein Sieg für Frauen, nicht mehr von Männern im Ring zu Tode geprügelt zu werden“. Scharfe Kritik richtete sie zudem an das Olympische Komitee, das sich während der Austragung der Spiele gegen weitere Geschlechtsuntersuchungen Khelifs gestellt hatte. Ebenso schuldig seien jedoch „Gender-Aktivisten, die ein politisches Klima geschaffen haben, in dem Geschlechtstests als ‘bigott’ angesehen wurden“.
I never said and never believed Khelif was trans. I knew* he was a man. The gender activists who created a political climate in which sex testing was seen as ‚bigoted‘ are as culpable as the IOC for the travesty that ensued.
*via a highly credible source who saw his test results pic.twitter.com/c9fcPRxwSf
— J.K. Rowling (@jk_rowling) June 2, 2025
Unterstützung erhielt sie unter anderem von der früheren britischen Schwimmerin und Olympiazweiten Sharron Davies. „Wann haben wir aufgehört, unseren Augen und unserem Bauchgefühl zu trauen?“, fragte sie. Auch die konservative US-Influencerin Riley Gaines äußerte sich auf X. Sie wandte sich an jene, die behauptet hätten, Khelif sei eine Frau, „weil es in seinem Paß so steht“, und schrieb: „Ihr habt euch geirrt.“
To all the people that insisted Imane Khelif was a woman because his passport said so,
You were wrong. We were right.
Sincerely,
People with functioning eyes and a shred of honesty pic.twitter.com/lcCbfR0nVF— Riley Gaines (@Riley_Gaines_) June 1, 2025
Khelif darf bei den nächsten Wettkämpfen nicht teilnehmen
In dem medizinischen Dokument über Khelif, das dem Portal 3 Wire Sports sowie Telegraph Sport vorliegt, heißt es wörtlich: „Die Chromosomenanalyse zeigt einen männlichen Karyotyp.“ Die Analyse soll damals weniger als zwei Tage nach einer Entscheidung des Weltboxverbands World Boxing erfolgt sein, Khelif künftig nur noch nach einem verpflichtenden Geschlechtsscreening zu Frauenwettbewerben zuzulassen.
Trotzdem durfte der heute 26jährige bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris im Frauenboxen für Algerien antreten – und gewann dort die Goldmedaille. Der internationale Dachverband World Boxing erklärte nun in einem Schreiben an den algerischen Boxverband, Khelif dürfe beim Eindhoven Box Cup im Juni sowie bei weiteren Veranstaltungen nicht in der Frauenkategorie starten, solange er sich keinem genetischen Geschlechtstest unterzogen habe.
Grundlage sei eine neue Richtlinie zu Geschlecht, Alter und Gewicht, die das SRY-Gen als Marker für das biologische Geschlecht vorsehe. Der Test könne per Abstrich oder Blutprobe durchgeführt werden.
Forscher äußert Zweifel an Authentizität des Dokuments
Einer der im Bericht namentlich genannten Wissenschaftler, der Pariser Endokrinologe Jacques Young, äußerte gegenüber der Deutschen Welle Zweifel an der Authentizität des Dokuments. Er sehe seinen Namen mißbraucht, um eine politische Agenda zu stützen.
Das algerische Olympische Komitee wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme als „unbegründet“ zurück. Sie zielten allein darauf ab, „das Bild einer Sportlerin zu beschädigen, die unser Land auf der internationalen Bühne mit Ehre vertreten hat“.
Khelif selbst hatte vor den Spielen erklärt, er wolle seine Goldmedaille in drei Jahren in Los Angeles verteidigen. Laut Regelwerk von World Boxing darf ein Athlet bei Anfechtung seiner Geschlechtszugehörigkeit bis zur Klärung des Falls nicht an Wettkämpfen teilnehmen. (lb)