BERLIN. Mit beißender Ironie hat sich der Schauspieler und Theaterbetreiber Dieter Hallervorden in die Debatte um sogenannte kulturelle Aneignung eingemischt. Zur Diskussion über den vom Schriftsteller Karl May geschaffenen Indianer-Häuptling Winnetou sagte der 86jährige: „Ich glaube, wir leben in einer Art von Empfindsamkeitskult, bei dem uns andere Leute vorschreiben wollen, mit welchem Slalom wir angebliche Fettnäpfchen in Zukunft zu umrunden haben.“
Hallervorden ging die Verfechter einer Verbotskultur hart an: „Ich nehme es als Bevormundung“, so der Direktor des Berliner Schloßpark-Theaters. Hintergrund: Der Verlag Ravensburger hatte Mitte August die Auslieferung zweier Kinderbücher zum gleichnamigen Film „Der junge Häuptling Winnetou“ gestoppt. Denn man sei sich bewußt, „daß wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“.
Auch Goethes „Faust“ verbieten?
Folgte man dieser Logik, müßte auch Goethes „Faust“ verboten werden, ätzte Hallervorden. „Denn die Art, wie Faust sich an das Gretchen ranmacht, ist ja nicht nur nicht zeitgemäß, sondern geradezu frauenfeindlich.“ Und über von Walt Disney erfundene Figuren wie Donald Duck sagte er sarkastisch: „Sprechende Enten – tut man da einer bestimmten Tiergattung nicht bitter unrecht?“ Er könne nur jedem empfehlen, das Thema nicht ernst zu nehmen und sich „köstlich darüber zu amüsieren“. (fh)