BERLIN. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat die mangelnde Anteilnahme bei Drohungen gegen Moslems und islamische Gotteshäuser beklagt. Im Fall zweier Leipziger Kitas, die Schweinefleisch vom Speiseplan gestrichen hatten, sei die Empörung viel größer gewesen. „Erstaunlich, welch angebliche Rücksichtnahmen erfolgen, obgleich sie nicht mal von Muslimen ausgehen. Und wie die Empörungswelle um ein Vielfaches höher ist als bei den derzeitigen, schrecklichen täglichen Schändungen und Bombendrohungen gegen deutsche Moscheen von mutmaßlich Rechtsradikalen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Auch der Zentralrat der Juden warnte vor verbalen Angriffen auf Moslems. „Das Letzte, was wir brauchen, ist Hetze gegen Minderheiten, nur weil in einer Einrichtung über den Speiseplan nachgedacht wird“, betonte Zentralratspräsident Josef Schuster. Es sei zwar gut, daß mit höherer Sensibilität über religiöse Gepflogenheiten oder Bedürfnisse von Minderheiten nachgedacht werde. Allerdings wäre „ein Verbot von Schweinefleisch übers Ziel hinaus geschossen“.
Zwei Leipziger Kitas hatten am vergangenen Dienstag aus Rücksicht auf moslemische Kinder Schweinefleisch und Gummibärchen vom Speiseplan gestrichen. Nachdem der Fall für Schlagzeilen gesorgt hatte, ruderten die Einrichtungen zurück. (ag)