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Zwei Drittel

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Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Bürger sind der Auffassung, daß sie an materiellen Gütern das haben, „was ihnen gerechterweise zusteht“. Dieser durch das Meinungsforschungsinstituts IPOS ermittelte Umfragewert läßt aufatmen. Ganz anders, als es die Medien suggerieren und die persönliche Alltagserfahrung nahelegt, ist die überwiegende Mehrheit der Menschen in unserem Land keineswegs unzufrieden mit ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage. Die Reallöhne mögen vielleicht im Laufe der letzten zwanzig Jahre stagniert haben oder sogar gesunken sein, aber dies wird nicht bloß als unerläßlich für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, sondern sogar als gerecht empfunden.

Zudem dürfen sich jene, die vor noch gar nicht so langer Zeit eine sogenannte Zwei-Drittel-Gesellschaft auf uns zukommen sahen, beglückwünschen, daß sie richtig gelegen haben. Es reicht offenbar auch inmitten einer Krise vollkommen aus, eine Minderheit schlechter zu stellen, um der Mehrheit ihren Wohlstand zu erhalten und jenen einiger weniger zu mehren. Selbstverständlich steht es dem Verlierer-Drittel frei, dies als furchtbar anzusehen und ihr Unbehagen sogar politisch zum Ausdruck bringen – dafür bietet sich insbesondere die Linke an. In einer Demokratie zählt aber nun einmal die Mehrheit, und an diese Spielregel haben sich auch jene zu halten, die sich von der Wohlstandgesellschaft ausgegrenzt wähnen.

Man könnte also meinen, daß es um die Stabilität unseres Gemeinwesens gut bestellt ist, da sich die Mehrheit der Bürger ja gerecht behandelt fühlt und zufrieden ist. Diese Rechnung geht aber nur dann auf, wenn die meisten in erster Linie an sich selbst denken. Davon kann jedoch, und auch das weist die IPOS-Umfrage nach, immer noch nicht ausgegangen werden. Zwar sehen 65 Prozent der Bürger keinen Grund, ihre persönliche Lage zu beklagen, doch kritisieren zugleich 70 Prozent, daß es in unserem Land nicht gerecht zugehe. Immerhin 60 Prozent fürchten sogar, daß unsere Gesellschaft „auseinanderfallen“ könnte.

Auch wenn man davon ausgehen darf, daß für die meisten Menschen vor allem ihr eigenes Wohlergehen zählt, kann doch nicht ausgeschlossen werden, daß manche aus schlechtem Gewissen oder Mitleid politische Positionen beziehen, die ihren eigenen Interessen zuwiderlaufen. Dieses irrationale Gefahrenpotential ist schwer einzuschätzen. Wer es entschärfen will, muß dafür Sorge tragen, daß die Entsolidarisierung unserer Gesellschaft nicht mehr nur in der Praxis, sondern endlich auch in den Köpfen stattfindet.

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