William Somerset Maugham war ein scharfsinniger Beobachter menschlicher Verhaltensweisen, vor allem aber ein erstklassiger Geschichtenerzähler, dem es darum ging, „die Menschen so zu schildern, wie sind sind“, eben weil „wir die menschliche Natur nehmen müssen, wie sie ist“. Seine Kurzgeschichten, Romane und Theaterstücke behandeln meist Liebes- und Eheprobleme und sind gelungene Gesellschafts- und Milieustudien, wie beispielsweise eines seiner bedeutendsten Werke, „Of Human Bondage“ (1915, dt. Der Menschen Hörigkeit), das unter dem gleichen Titel auch verfilmt wurde.
Zehn Jahre später erschien der Bestseller „The Painted Veil“ (1925, dt. Der bunte Schleier), die Geschichte eines jungen idealistischen Arztes. 1934 mit Greta Garbo und Herbert Marshall in den Hauptrollen erstmals verfilmt, erlebte „Der bunte Schleier“ 2006 ein Remake, das es in Deutschland jedoch nie auf die Kinoleinwand schaffte. Was durchaus schade ist, denn Regisseur John Curran gelang eine fesselnde Filmerzählung, die das Original an dramaturgischer Spannung weit übertrifft.
Shanghai 1925. Der britische Bakteriologe Walter Fane (Edward Norton) muß erleben, daß seine ebenso attraktive wie emanzipierte Frau Kitty (Naomi Watts) sich in die Arme des britischen Vizekonsuls (Liev Schreiber) stürzt. Als Walter hinter ihre Affäre kommt, stellt er sie vor die Wahl, und obwohl Kitty ihn nicht aus Liebe geheiratet hat, sondern um ihrer tyrannischen Mutter zu entfliehen, entscheidet sie sich für ihren Mann. Er zwingt sie, ihn in ein abgelegenes Dorf zu begleiten, in dem eine Cholera-Epidemie wütet. Selbstlos setzt Walter sich hier für die Kranken ein, und Kitty begreift endlich, daß er ihre Liebe wohl verdient. Doch gerade als sie dies erkennt, vollendet sich Walters und damit auch ihr Geschick auf tragische Weise …
„Der bunte Schleier“ ist auf eine sehr sympathische Weise ein ruhiger, fast altmodischer Film. Natürlich geht es wie beim klassischen Melodram um große Gefühle: Liebe, Treulosigkeit, Verrat, Schmerz, Scham, Schuld, Rache und Vergebung. Doch er vermeidet es geschickt, Rührseligkeit aufkommen zu lassen, sondern erzählt seine Geschichte bildgewaltig und farbenprächtig mit voller Kraft und Innigkeit. Dies ist vor allem den beiden großartigen Hauptdarstellern Naomi Watts und Edward Norton zu verdanken. Ein besonderes Lob verdient auch die preisgekrönte Filmmusik (Lang Lang).
Als Extras bietet die DVD Interviews und eine Trailershow.
DVD: „Der bunte Schleier“. Ascot Elite, Stuttgart 2009, Laufzeit: ca. 125 Min.