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Kämpfer an zwei Fronten: Gerd Schultze-Rhonhof zum Siebzigsten

Kämpfer an zwei Fronten: Gerd Schultze-Rhonhof zum Siebzigsten

Kämpfer an zwei Fronten: Gerd Schultze-Rhonhof zum Siebzigsten

SchultzeRhonhof
SchultzeRhonhof
Kämpfer an zwei Fronten
 

Gerd Schultze-Rhonhof zum Siebzigsten

Fast vier Jahrzehnte diente er als Soldat seinem Land. Seinen Überzeugungen ist er dabei stets treu geblieben. Nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr kämpft er nun für eine uneingeschränkte Erforschung der Ursachen, die zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führten. Am Dienstag feiert Gerd Schultze-Rhonhof seinen siebzigsten Geburtstag.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

SchultzeRhonhof
Gerd Schultze-Rhonhof Foto: JF

Die preußische Bescheidenheit ist wohl die Charaktereigenschaft, die einem als erstes auffällt, wenn man mit Gerd Schultze-Rhonhof ins Gespräch kommt. Obwohl der General auf eine beeindruckende Karriere in der Bundeswehr zurückblicken kann, hat man nie das Gefühl, von oben herab behandelt zu werden, wie man das vielleicht von einem Mann erwarten könnte, der den Großteil seines Lebens damit verbracht hat, Tausende von Männern zu befehligen.

Und dennoch, trotz aller Bescheidenheit läßt das Auftreten Schultze-Rhonhofs keinen Zweifel daran, daß man es mit einem Offizier der „alten Schule“ zu tun hat: diszipliniert, gradlinig und bereit, für seine Überzeugung bis zum Äußersten zu gehen.

Geboren wurde Schultze-Rhonhof nur wenige Monate vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, am 26. Mai 1939, in Weimar. Aufgewachsen im heutigen Sachsen-Anhalt, erlebte er das Kriegsende bei Halle.

Flucht aus der SBZ

Mußte die Familie trotz zahlreicher Bombenangriffe im Krieg niemals ihre Heimat verlassen, führte das Regime der Sowjets dazu, daß Schultze-Rhonhofs im Dezember 1947 aus der SBZ nach Kassel flohen. Im Westen angekommen, trug sich Schultze-Rhonhof nach dem Abitur mit dem Gedanken, ein Studium der Geologie zu beginnen.

Doch die Gründung der Bundeswehr 1956 sollte seinem Leben eine gänzlich andere Richtung geben. 1959 entschloß sich der damals Zwanzigjährige für die Offizierslaufbahn in der noch jungen Armee.

Was folgte, war eine steile Karriere: Die Zeit des Gesellschaftlichen Umbruchs 1968 erlebte Schultze-Rhonhof noch als Kompaniechef, doch schon bald folgten höhere Verwendungen. Von 1980 bis 1984 war er Lehrer an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.

Kritik am „Soldaten sind Mörder“-Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Im Jahr darauf wurde Schultze-Rhonhof, mittlerweile Brigadegeneral, Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 19 in Ahlen. Zur Zeit der Wiedervereinigung und der damit verbundenen Eingliederung ehemaliger NVA-Soldaten in die Bundeswehr war er Kommandeur der Panzertruppenschule in Munster, dem von 1991 bis 1994 die Verwendung als Kommandeur der 3. Panzerdivision in Hamburg folgte. Später wurde er Territorialer Befehlshaber für Niedersachsen und Bremen.

Das Jahr 1995 brachte für Schultze-Rhonhof dann die Wende. Zwei Ereignisse führten dazu, daß der General seinem Unmut über die politische Führung der Bundeswehr und dem Umgang mit der Armee in einer Rede Luft machte: die Verkürzung der Wehrdienstzeit auf zehn Monate und das „Soldaten sind Mörder“-Urteil des Bundesverfassungsgerichts.

Als man ihm wegen seiner Kritik an den beiden Entscheidungen 1996 Illoyalität vorwarf, bat Schultze-Rhonhof um seine Entlassung.

Aus der Armee ausgeschieden, machte er 1997 in dem Buch „Warum noch tapfer sein?“ seine grundsätzlichen Gedanken über den Soldatenberuf öffentlich, was dem verdienten General ein Vortragsverbot für sämtliche Kasernen der Bundeswehr einbrachte, das bis heute Gültigkeit hat.

Auch als Autor seinen Überzeugungen verpflichtet

Für noch größeres Aufsehen sorgte jedoch 2003 sein zweites Buch. In „1939 – Der Krieg der viele Väter hatte“ setzte sich Schulze-Rhonhof mit der Rolle Polens und der Alliierten in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg auseinander und attestierte ihnen eine Mitschuld an der Eskalation, die schließlich zum Kriegsausbruch führte.

Das Buch entwickelte sich trotz aller Kritik der etablierten Geschichtsschreibung zum Verkaufsschlager und wird mittlerweile in der 6. Auflage vertrieben.

Im gleichen Jahr sorgte Schultze-Rhonhof zudem für Aufsehen, als er im Zuge der Affäre um den damaligen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann aus Protest aus der Evangelischen Kirche Deutschlands austrat, weil deren Ratsvorsitzender, Bischof Wolfgang Huber, den Ausschluß Hohmanns aus der CDU-Fraktion gefordert hatte.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte Schultze-Rhonhof mit „Das tschechisch-deutsche Drama 1918-1939. Errichtung und Zusammenbruch eines Vielvölkerstaates als Vorspiel zum Zweiten Weltkrieg“ sein drittes Buch und bewies damit einmal mehr, daß er – ebenso wie als Soldat – auch als Autor seinen Überzeugungen treu bleibt. (krk)

Ab der am 5. Juni erscheinenden Ausgabe 24/09 erscheint in der JUNGEN FREIHEIT eine zwölfteilige Serie von Gerd Schultze-Rhonhof über den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. 

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