Manche befürchten, daß der Kollaps der Finanzmärkte zu einer spektakulären Rezession führen wird. Aus der heraufziehenden wirtschaftlichen Krise scheinen jedoch gerade jene kein Kapital schlagen zu können, die beständig vor einer solchen gewarnt haben, da sie die Wohlstands-, Gerechtigkeits- und Stabilitätsverheißungen der globalisierten Marktwirtschaft als unglaubwürdig betrachten. Die Linke hat trotz des Getöses zusammenstürzender Banken und des Raunens ob der weltweit aufgelegten Stützungsprogramme in astronomischen Dimensionen bereits den Einzug in den bayerischen Landtag verfehlt. Nun attestieren ihr aktuelle Umfragen eine bundesweit stagnierende Gunst der Wähler. Unter Druck scheint aber auch die Graswurzelbewegung Attac zu stehen, die noch vor wenigen Jahren als Stimme des Gewissens in einer ansonsten pragmatisch der Marktrationalität ergebenen Massenkultur in Feuilletons und Talkshows über Gebühr Gehör fand. Ihr Nimbus als gesinnungsethisches Kuriosum ist jedoch verblaßt, seit manche ihrer bar jeder Bodenhaftung verkündeten Forderungen auch aus dem Munde von Politikern mit Verantwortung und selbst in den Führungsetagen der Wirtschaft zu vernehmen sind, da man unterdessen sogar dort, wo man bisher meinte, das Geschehen mit zu gestalten, nicht mehr zu einer intellektuellen Bewältigung der Krise imstande ist. Naturgemäß fällt es Attac nicht schwer, nun, da die Furcht um Wachstum und Wohlstand regiert und der Glaube an die Selbstregulierung des Marktes erschüttert ist, neue Positionen in den Vordergrund zu stellen, die den Status als moralische Minderheit bewahren helfen. Insbesondere wird der Wunsch geäußert, nicht immer nur auf die Konjunktur, sondern auch auf die Umwelt zu achten. Aufmerksamkeit läßt sich mit dergleichem jedoch nicht erzielen. Weltverbesserungsphantasien haben vor allem in wirtschaftlich guten Zeiten ihren Platz. Wenn die Nerven blank liegen, fehlt den Bürgern schlichtweg die Muße, das Augenmerk auf eine Verschönerung oder gar Überwindung des Bestehenden zu richten. Sie wollen nur, daß alles im Kern so bleibt, wie es ist. In solch einer Situation möchten sie daher auch nicht den Besserwissern ihr Vertrauen schenken, die schon immer etwas zu kritisieren hatten. Sie legen ihr Schicksal lieber in die Hände jener, die mit den Verhältnissen bestens vertraut sind, welche es aufrechtzuerhalten gilt. Zwar mögen diese für die Krise mit verantwortlich sein. Gerade dies macht jedoch ihre Kompetenz aus: Wer in den Schlamassel hineingeführt hat, kennt ja vielleicht auch den Ausweg.
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