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Ausladung eines Katholiken

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Die schweren Vorwürfe der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller gegen die evangelische Kirche sind nicht neu. Wie aus dem Archiv der Evangelischen Nachrichtenagentur idea in Wetzlar hervorgeht, hatten Müller und mehrere Politiker bereits vor 20 Jahren dem Deutschen Evangelischen Kirchentag vorgeworfen, sich dem Druck des rumänischen Regimes gebeugt zu haben.

Bei der Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ am 1. November in Frankfurt am Main erinnerte die 56jährige aus dem Banat stammende Schriftstellerin an die Ausladung ihres Mannes Richard Wagner vom Kirchentag 1989 in West-Berlin. Die Autorin, die sich in ihren Werken mit Deportation und Vertreibungen unter dem kommunistischen Regime des Diktators Nicolae Ceausescu (1918–1989) beschäftigt, lebt seit 1987 in Deutschland. Beim Kirchentag, der vom 7. bis 11. Juni 1989 in Berlin stattfand, sollten sie und ihr Mann über die Menschenrechtslage in Rumänien berichten. Doch kurz zuvor wurde Wagner mit der Begründung ausgeladen, daß er katholisch sei.

Wie Müller jetzt laut Pressemeldungen berichtete, habe sie vor wenigen Tagen ein Tonband anonym in ihrem Briefkasten gefunden. Dabei handele es sich um den Mitschnitt eines Telefongesprächs zwischen dem damaligen Bischof der Evangelischen Kirche in Rumänien, Albert Klein (1910–1990), und dem schaumburg-lippischen Landesbischof Joachim Heubach (1925–2000), der damals auch Präsident des Diaspora-Werks Martin-Luther-Bund war. Darin war von Vorwürfen rumänischer Diplomaten gegen eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Rumäniens die Rede. Der Kirchentag hatte im März 1989 das Präsidiumsmitglied Eleonore von Rotenhan zur Klärung der Lage nach Siebenbürgen geschickt. Sie erklärte nach ihrer Rückkehr, die evangelische Kirche habe Bedenken gegen die Mitwirkung eines aus dem Banat stammenden Katholiken erhoben. Die Ausladung sei nicht aufgrund einer staatlichen Intervention erfolgt. Müller bezeichnete diese Darstellung damals als „fadenscheinige Ausrede“.

Der nach dem Schriftsteller Franz Werfel (1890–1945) benannte Menschenrechtspreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an Personen oder Gruppen verliehen, die sich gegen Völkermord und Vertreibung wenden. Der Preis wurde von der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach (CDU), überreicht.

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