Ich halte das, was wir haben, nicht für eine Demokratie“, soll der Schauspieler Peter Sodann geäußert haben. Dennoch ist er bereit, seinen guten Namen für eine Kandidatur zum höchsten Amt dieses dubiosen Staatswesens herzugeben. Im Mai des nächsten Jahres wird er in der Bundesversammlung, nominiert von der Linken, gegen Horst Köhler, Gesine Schwan und irgendeine Figur aus der äußersten rechten Ecke antreten, um zum Bundespräsidenten gewählt zu werden. Es bedarf keiner prophetischen Gabe, um vorherzusagen, daß er am Ende nicht die Nase vorn haben wird. Der Anreiz, den Staatsmann zu mimen, ist folglich gering. Peter Sodann versucht in seiner Rolle als bloßer Zählkandidat daher auch gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, als wollte er den Erwartungen entsprechen, die an dieses hohe Amt gestellt werden. Als Bundespräsident, so ulkte er in einem Interview mit der Sächsischen Zeitung, würde er sich zum Beispiel für eine neue Nationalhymne einsetzen, George W. Bush das Gespräch verweigern und dem Papst ins Gewissen reden, doch nicht immer bloß ganz abstrakt den Krieg, sondern endlich auch die Kriegführenden namentlich anzuprangern. Überhaupt würde er für ein wenig mehr Heiterkeit in der Amtsführung sorgen. Als jemand, der sich nicht einmal von der DDR verbiegen ließ und dort für seine Unbotmäßigkeit sogar hinter Gefängnisgittern landete, kennt Sodann natürlich keine Furcht, die Mächtigen auch dieses Staates herauszufordern. Wenn er nicht bloß immer nur im Fernsehen, sondern in Wirklichkeit einen Tag Kommissar sein dürfte, so drohte er im Interview, dann würde er Josef Ackermann, den Chef der Deutschen Bank, sogleich verhaften. Was die Linke dazu bewogen hat, ausgerechnet diesen Mann ins Rennen zu schicken, erhellt sich aus derartigen Äußerungen nicht. Auch ein Überraschungscoup ist ihr mit ihm nicht gelungen, da er ja schon vor drei Jahren als Spitzenkandidat für den Bundestag im Gespräch war. Eine Partei, die in manchen Landstrichen der Republik bereits die stärkste Kraft ist, in Umfragen immer neue Rekordwerte erzielt und schon bald im Koalitionspoker auch auf Bundesebene nicht mehr auszuklammern sein dürfte, müßte eigentlich mit Prominenten ganz anderen Kalibers aufwarten können. Mit Peter Sodann wird das jahrzehntealte Klischee einer ohnmächtigen Linken kultiviert, die mäkelt und nichts bewegt. Die Wirklichkeit ist jedoch längst eine andere. Die Linke muß endlich anerkennen, daß sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und die authentische Sozialdemokratie verkörpert.