DPietät- und schonungslos erzählt „Walk Hard – Die Dewey-Cox-Story“ vom kometenhaften Aufstieg und tiefen Fall eines Rockstars. Dewey Cox (John C. Reilly), dessen urkomischer Protestsong „Let Me Hold You (Little Man“) noch heute kein Auge trocken läßt, wächst als Sohn eines armen Landarbeiters und im Schatten seines talentierten Bruders Nate in Alabama auf, bis letzterer bei einem Unfall mit einer Machete ums Leben kommt. Was bleibt dem jungen Dewey anderes übrig, als in die weite Welt zu ziehen, um sich selber und dem hartherzigen Vater zu beweisen, daß er genausoviel taugt wie der große Bruder? Glücklicherweise ist er ein musikalisches Genie, das sich den Blues buchstäblich in Sekundenschnelle aneignet. Sein allererster öffentlicher Auftritt macht Furore, junge Mädchen stürmen die Bühne, alte Männer halten seine Musik für Teufelswerk. Von nun an befindet Cox sich auf der Überholspur zum Ruhm, die bekanntlich nicht ohne tückische Kurven und Schlaglöcher verläuft. Seine blutjunge Angetraute bleibt derweil zu Hause und kümmert sich um das erste ihrer zahlreichen Kinder. Überall lauern Versuchungen: Da ist der Schlagzeuger Sam (Tim Meadows), der den Großteil seiner Zeit mit Groupies und Drogen in Wandschränken zu verbringen scheint, und die hübsche Background-Sängerin Darlene (Jenna Fischer in einer Parodie auf Reese Witherspoon als June Carter Cash), die später seine zweite Frau wird. Bevor es soweit ist, stellt Cox seine fabelhafte chamäleongleiche Wandlungsfähigkeit unter Beweis: Eine schwarzweiße Dylan-Phase als singender, klingender Barde kann ihm ebensowenig anhaben wie ein neurotischer Sandkasten-Moment im Stile von Brian Wilson oder die Metamorphose zum Bobby-Darin-Verschnitt, der seinen schon erwähnten Hit unter dem wohlwollenden Augen der Black Panthers zum besten gibt. Ganz zu schweigen vom Höhepunkt dieses Films, als er mit den Beatles in Indien meditieren darf. Alles schon mal gesehen? Genauso ist es, denn „Walk Hard“ bedient sich freizügig und mit hohem Komikgewinn bei einschlägigen Kinoerfolgen der letzten Jahre. Freilich erspart sich Regisseur Jake Kasdan manchen Ärger mit pikierten Verwandten und obsessiven Fans, die die Lebensgeschichte ihres Idols besser zu kennen glauben als irgendeine überbezahlte Hollywood-Größe – denn eine Rocklegende namens Dewey Cox hat es nie gegeben. Jedenfalls bis jetzt nicht. Indem er diese Rolle ausgerechnet mit dem genialen Charakterdarsteller John C. Reilly besetzt, bürstet Kasdan nämlich seine Satire gegen den Strich und schafft einen Sympathieträger, der ihr inmitten aller aberwitzigen Albereien emotionales Gewicht verleiht. Mit soviel Herzblut verkörpert Reilly den gebrochenen und geheilten Bühnenveteran, daß die Produktionsfirma ihn auf Konzerttournee quer durch die USA schickte, um die Werbetrommel für seinen Film zu rühren. Die Kritiken fielen positiv aus, und der Soundtrack mit fünfzehn Dewey-Cox-Originalen tauchte sogar auf den Jahresbestenlisten etlicher Musikkritiker auf.
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