Eine heftige Kontroverse macht neugierig auf das Buch „Deutsch und Englisch. Zum deutschen sprachlichen und kulturellen Selbstbewußtsein“. Der Verfasser Menno Aden, Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache (VDS), mußte einen scharfen Verriß seines Werkes ertragen. „Wissenschaftlichen Wert hat es nicht. Es wäre besser ungedruckt geblieben.“ Es sei voller sachlicher Fehler. „Aden kennt den Forschungsstand weder in methodischer noch in sachlicher Hinsicht.“ Diese harschen Worte stammen nicht etwa von einem Gegner des VDS, sondern von einem einflußreichen Strippenzieher innerhalb des Sprachvereins mit der größten Mitgliederzahl, dem Bamberger Germanisten Helmut Glück, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins und Sprecher des Kulturpreises Deutsche Sprache. Es spricht für Aden, daß er die wenig schmeichelhafte Besprechung selbst öffentlich zugänglich machte. Die meisten Bemängelungen, die vermeintliche sachliche Fehler betrafen, konnte er mit einer Gegendarstellung entkräften. Daß Glücks Verriß nicht nur sachlich, sondern auch politisch motiviert ist, zeigt sein Vorwurf, der Ton des Buches sei anmaßend und „dröhnend deutschnational“. In der Tat gehört Aden dem konservativen Flügel des VDS an, während Glück als linksliberal gilt. Die Auseinandersetzung zwischen Aden und Glück legt zahlreiche Wunden offen: Mißverständnisse zwischen Sprachwissenschaftlern und Sprachschützern, zwischen denen, die die Sprache vor allem als Verständigungsmittel betrachten, und jenen, welche die Sprache als identitätsstiftendes Merkmal sehen. „Wenn ein Volk seine Sprache verliert, geht es auch selbst verloren“, so Aden in seinem Buch. Aden meint: „Wenn dieses kleine Buch derartige Gefühlsausbrüche hervorruft und oft zu so wenig sachlichen, sogar falschen Bemerkungen verführt, dann muß doch wohl etwas an dem Buch sein, was neu ist und zum Nachdenken anregt.“ Das ist in der Tat der Fall, denn es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung, wie Glück unterstellt, sondern um eine Streitschrift, an die andere Maßstäbe anzusetzen sind. Adens Thesen von Deutsch als „Ursprache“ und Englisch als „Hybridsprache“ bergen Zündstoff. Wer den „deutschen Minderwertigkeitskomplex“ als Ursache beklagt, gerät in Gefahr, politisch anzuecken. Durchaus sinnvoll ist es, zwischen Englisch und seiner Schmalspurvariante „Globalesisch“ zu unterscheiden. Wenn Aden subjektive Beobachtungen als spracherziehender Vater oder als niederdeutscher Muttersprachler einfließen läßt, ist das zwar nicht wissenschaftlich, belebt aber ungemein. Insgesamt handelt es sich um ein Buch, das einem trotz kleiner Schwächen einen ungewöhnlichen Blickwinkel eröffnet. Menno Aden: Deutsch und Englisch. Zum deutschen sprachlichen und kulturellen Selbstbewußtsein. IFB-Verlag, Paderborn 2008, broschiert, 144 Seiten, 19,90 Euro
- Deutschland