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Von wegen dumme Blondine

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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Unweit der heruntergekommenen Farm in den Smoky Mountains im Osten von Tennessee, wo Dolly Rebecca Parton am 19. Januar 1946 zur Welt kam, lockt heute ihr Dollywood-Vergnügungspark mitsamt Erlebnisbad und abendlicher „Dixie Stampede“-Gala zwei Millionen Besucher im Jahr an und beschert einer wirtschaftlich seit jeher benachteiligten Region Arbeitsplätze und Touristendollars. Derweil schenkt ihre mit zahlreichen Auszeichnungen prämierte Stiftung „Imagination Library“ Kindern unter fünf Jahren jeden Monat ein Buch, um den Analphabetismus zu bekämpfen. „Unter dem Busen sitzt ein Herz und unter der Perücke ein Gehirn“, sagt Parton von sich selber. Die 1,50 Meter kleine gebürtige Brünette mit einer Figur, wie sie sonst nur in Comicbüchern und Männerphantasien vorkommt, wuchs als viertes von zwölf Geschwistern in ärmlichsten Verhältnissen auf. Ihr Vater war Tabakbauer, der Großvater ein vom Heiligen Geist erfüllter Prediger. Ihre erste Gitarre bastelte sie sich selbst, die nächste gab ihr ebenfalls musikalischer Onkel Bill Owens der Achtjährigen. Bald beherrschte sie auch Gesang und Banjo und trat mit zwölf bereits regelmäßig in einem örtlichen Radiosender auf. Ein Jahr später folgte ein Vertrag mit der Plattenfirma Goldband, die erste Single „Puppy Love“ und ihr Debüt an der Grand Ole Opry, dem Tempel der Country-Musik in Nashville. Nachdem sie 1964 die High School abgeschlossen hatte, zog Parton nach Nashville. Carl Dean, ihr Ehemann seit nunmehr vierzig Jahren, der damals eine Asphaltfirma betrieb, lief ihr angeblich am allerersten Tag über den Weg, der musikalische Durchbruch ließ geringfügig länger auf sich warten. Zunächst schrieb sie Songs für Größen der Country-Musik wie Hank Williams jr. und Kitty Wells. Monument Records gab ihr einen Plattenvertrag und vermarktete sie mit mäßigem Erfolg als Pop-Püppchen, bis sie 1967 endlich eine Country-Single aufnehmen durfte. „Dumb Blonde“ erwies sich als Riesenhit, und Porter Wagoner engagierte Parton für seine landesweit ausgestrahlte wöchentliche Fernsehshow – eine musikalische Partnerschaft, die sieben Jahre lang hielt, der jungen Sängerin einen hohen Bekanntheitsgrad, regelmäßige Auftritte in der Grand Ole Opry, einen Charts-Hit nach dem anderen im Duett mit Wagoner und einen Vertrag mit dem renommierten Label RCA verschaffte. Ab 1974 ging Parton ihren eigenen Weg, und der führte weiterhin steil nach oben. Hits wie „Jolene“ machten sie auch außerhalb der Country-Szene berühmt, die von ihr moderierte Varieté-Show erzielte hohe Einschaltquoten, wurde aber nach der ersten Staffel eingestellt, um Partons Stimme zu schonen. Für ihr Album „Here You Come Again“ gewann sie 1977 zum ersten Mal den Grammy als beste Country-Interpretin, der Titelsong schaffte es an die Spitze der Country- und auf Platz drei der Pop-Charts. Ihre nächsten Singles wie „Heartbreaker“ oder „Baby I’m burnin'“ orientierten sich zunehmend an der Pop- und Disco-Musik. In ihrer ersten Filmrolle als Sekretärin, von der jeder Bürohengst träumt, spielte Parton in Jane Fondas „Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?“ (1980) Fonda und Lily Tomlin an die Wand. Der Titelsong, den sie nebenbei während der Dreharbeiten komponierte, brachte ihr eine Oscar-Nominierung und zwei weitere Grammys ein. Das Erfolgsrezept aus Starrolle und Filmmusik wiederholte sie in den nächsten Jahren mit „Das schönste Freudenhaus in Texas“ (1982) und „Der Senkrechtstarter“ (1984). Weitere Leinwandauftritte absolvierte sie in „Magnolien aus Stahl“ (1989), dem von Partons eigener Produktionsfirma Sandollar gedrehten „Sag’s offen Shirlee“ (1992), „Die Beverly Hillbillies sind los“ (1993) und zuletzt in dem Agentenklamauk „Miss Undercover 2“ (2005), wo sie sich in einer Prügelei mit Sandra Bullock gnadenlos selbst parodiert. Mit der Aufnahme in die Country Hall of Fame 1986 kehrte Parton zu ihren musikalischen Wurzeln zurück. Im nächsten Jahr spielte sie das Album „Trio“ ein, eine Kollaboration mit Emmylou Harris und Linda Ronstadt, 1993 folgte „Honky Tonk Angels“ in Gemeinschaftsarbeit mit zwei weiteren Königinnen der Country-Musik, Tammy Wynette und Loretta Lynn, und 1999 „Trio 2“. Der Einfluß des traditionellen Bluegrass ist auf neueren Alben wie den Grammy-gekrönten „The Grass Is Blue“ (1999) und „Little Sparrow“ (2001) unüberhörbar. Im nächsten Monat erscheint „Those Were the Days“, eine nostalgische Zeitreise mit Sechziger-Jahre-Hymnen wie „Where have all the Flowers Gone“ und „Me and Bobbie McGhee“. Die Natur, die ihr gewaltiges Stimmtalent, eine gehörige Portion Grips, einen Sinn für Humor und eine großzügige Oberweite mitgab, meinte es gut mit Dolly Parton – daß sie mit Silikon kosmetisch nachbessern zu müssen meinte, hat ihr ebenso Spott eingetragen wie die fragwürdige Ehre, zur Namenspatronin des 1996 aus einer Euterzelle geklonten Schafes auserkoren zu werden. Während jenes Kunstwesen seinen siebten Geburtstag nicht mehr erlebte, brüstet Parton sich noch mit sechzig ihrer kindlichen Lebensfreude. „Meine Musik hat mich überall dorthin gebracht, wo ich hingekommen bin und hinkommen werde“, sagte sie jüngst. „Ich werde nie aufhören, Platten zu machen.“ Hoffen wir es! Foto: Dolly Parton: Unter dem Busen ein Herz, unter der Perücke ein Hirn

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