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Steingewordene Versöhnung

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Was für Schätze! Prachtvoll strahlen sie dem Leser entgegen, die kunstvollen Lichtbilder schlesischer Kirchen in dem aufwendig gestalteten Band aus dem Görlitzer Senfkorn Verlag. Fotos mag man sie gar nicht nennen, weil sie eher wie Gemälde wirken und doch „Momentaufnahmen“ sind eines gegenwärtigen Zustandes, wenn auch sorgsam „in Form geprägt“. Herausgeber Paul Gerhard Eberlein war es schon vor einigen Jahren gelungen, deutsche und polnische Fotografen zu gewinnen, um die Schönheit und Geschichte schlesischer Kirchen für eine Ausstellung zu dokumentieren. Diese weckte den Wunsch der Besucher und vieler, die diese Präsentation nicht sehen konnten, deren Bilder zum Nachblättern festzuhalten. Das geschieht nun in dem großformatigen Buch in einer Weise, die dem nur Vorübergehenden leicht entflieht: Es lassen sich Feinheiten entdecken, die das flüchtige Auge nicht wahrnimmt. Dazu helfen auch die Bildunterschriften, die auf Wesentliches hinweisen. Bereichernd zu lesen sind die Aufsätze im Textteil, von bekannten deutschen und polnischen Autoren verfaßt. Diese stellen knapp und gut lesbar dar, was zur allgemeinen Kirchengeschichte, zu Stilepochen, Zisterziensern und Holzkirchen im schlesischen Raum wissenswert ist. Besondere Erläuterungen verdienen die dort ganz außergewöhnlichen Friedens-, Zufluchts- und Gnadenkirchen sowie die Bethauskirchen nach Friedrichs des Großen Schlesischen Kriegen. Diese Texte sind ausreichend, um die großen Linien des historischen Geschehens und der Kulturgeschichte zu erkennen. Die Kunst des Komprimierens ist wohltuend gelungen, wer mit beckmesserischer Sucht Einzelheiten sucht, die ihm persönlich wichtig erscheinen, mag sich in den vorhandenen Gesamtwerken bedienen. Solche sind im Anhang in großer Zahl aufgeführt und regen zu erweiternden Studien an. Dennoch ist es angemessen, wenn die Aufmerksamkeit des Lesers auf wirklich belangvolle Details im Zusammenhang mit der Konzeption des Buchs und seiner „Bildererzählung“ gelenkt wird, sofern sie für das historische und künstlerische Verständnis notwendig sind. Sein Buch, in dem er dokumentiert, daß und wie die Kirchen in ihrem Aufbau und ihrer Ausstattung heute erhalten und gepflegt sind, will Herausgeber Eberlein als einen „Beitrag zum Deutsch-Polnischen Jahr 2005/2006“ gewertet wissen. Er will „den Blick freigeben auf einen Ausschnitt einer Kulturlandschaft, die in besonderer Weise zur Mittlerin zwischen den beiden Ländern geworden ist.“ Darum hat er auch Kirchen aus dem kleinen „Rest deutschen Schlesiens“ westlich der Neiße um Görlitz mit eingebunden – neben den beträchtlichen Kostbarkeiten im heute polnischen großen Schlesien. So darf das Werk vielleicht auch gesehen werden als ein Beitrag zur Bewerbung von Görlitz um den Rang einer „Kulturhauptstadt Europas 2010“. Denn es trägt genau diese Brückenfunktion in sich, auf die sich Görlitz beruft: Annäherung und Verständnis der Nachbarvölker füreinander – wie es Deutschlands östlichste Stadt mit ihrem einmalig schönen Stadtbild und dessen wunderbaren Kirchen im Gegenüber zu ihrer jetzt polnischen Geschwisterstadt auf der anderen Neißeseite seit langem praktiziert. „Schlesische Kirchen“ – eine Lust für das Auge, ein Gewinn für den eigenen Bildungshorizont und darum nicht zuletzt empfehlenswert auch für alle Nicht-Schlesier, die eine so eigenartige große Kirchenlandschaft aus jahrhundertelanger deutscher Prägung wie in ihrer seit einem halben Jahrhundert polnischen Gegenwart kennenlernen wollen. Angeboten wird dies auf dem festen Grund der gemeinsamen christlichen Heilsbotschaft, die hier einst auf Deutsch gepredigt wurde und nun auch auf Polnisch Gottes Wort wird – in den wenigen noch verbliebenen Gotteshäusern mit evangelischem Bekenntnis ebenso wie in den heute überwiegend dem katholischen Ritus dienenden Kirchen: gleichermaßen als Ruf zum Glauben und zur Versöhnung. Paul Gerhard Eberlein (Hrsg.): Schlesische Kirchen. Senfkorn Verlag Alfred Theisen, Görlitz 2006, gebunden, 124 Seiten, Übersichtskarte, Abbildungen, 23,90 Euro Foto: Die Frauenkirche in Liegnitz wurde mit Spendenmitteln aus Deutschland vor dem Verfall bewahrt: Große Kirchenlandschaft aus jahrhundertelanger deutscher Prägung und sechzig Jahren polnischer Gegenwart

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