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Staatsdirigismus

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Die polnische Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“ plant, die Rahmenbedingungen für die im Lande offenbar ausufernde Prostitution neu zu gestalten. Freier dürfen demnach in Zukunft nicht mehr auf Diskretion vertrauen. Werden sie aufgegriffen, müssen sie damit rechnen, daß die Ehefrau oder auch der Arbeitgeber über ihre Aktivitäten in Kenntnis gesetzt wird. Die Idee ist nicht neu, sondern wie so vieles, was in unserem Nachbarland als eigener Weg ausgegeben wird, durch das amerikanische Vorbild inspiriert. In den USA beschränkt man sich in manchen Regionen allerdings nicht auf die Information des persönlichen Lebensumfeldes, sondern macht die Fälle öffentlich publik, in dem man auf speziellen Internetseiten Namen und Fotos der Delinquenten einstellt. Da Polen ein Billiglohnland ist, scheint der arbeitsintensivere Weg der individuellen Aufklärung aber kein Kostenproblem darzustellen. Offen ist, ob sich die Regierung der ökonomischen und sozialen Konsequenzen ihres Plans bewußt ist. Insbesondere in den grenznahen Regionen des Westens stellt die Prostitution das einzig noch prosperierende Gewerbe dar. Viele Frauen auch aus geordneten Verhältnissen sehen sich durch diesen Boom in die Lage versetzt, einen entscheidenden Beitrag zum Haushaltseinkommen zu leisten. Dadurch ist zugleich einer Modernisierung des weiblichen Rollenbildes der Weg geebnet, da die Frau aus der strukturellen Abhängigkeit von einem männlichen Ernährer herausgelöst wird. Mangels statistischer Erhebungen ist überdies ungewiß, ob sich die diskutierte Sanktion der Bloßstellung tatsächlich in großem Stil umsetzen läßt. Möglicherweise entspricht das Profil des erwerbstätigen Ehemannes gar nicht jenem, das zumindest die grenzüberschreitenden Freier aus Deutschland aufweisen. Es könnte auch sein, daß es sich überwiegend um arbeitslose Alleinstehende handelt, die schlicht der Kostenvorteil lockt. Nicht wenige von ihnen sind potentielle Kandidaten, um sich auch auf dem ebenfalls blühenden polnischen Heiratsmarkt zu engagieren. Ihnen würde hier eine Kaufentscheidung unnötig erschwert, wenn man ihnen den Zugriff auf unverbindliche Probeexemplare verwehrt. Da die Prostitution ein Markt mit einer seit Urzeiten stark begehrten Dienstleistung ist, muß man sich aber keine Sorgen machen, daß der Staat hier allzu nachhaltig eingreifen könnte: Wenn die Nachfrage nicht in Polen wirksam werden darf, kann ja das Angebot nach Deutschland kommen. Platz ist im entvölkerten Osten genug vorhanden.

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