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Künstler bis zuletzt

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Er war ein besessener Künstler, und für seine Besessenheit zahlte er den höchsten Preis: Sie kostete ihn sein Leben. Heinrich George, den sein Sohn Götz zu Recht einen „Giganten“ nennt, war ein Großer des Films – seine Filmographie umfaßt 60 Titel – und einer der größten Bühnenschauspieler überhaupt. Bei der Arbeit versank dieser „Kraftstier mit gebrechlichem Herzen“ (so der Theaterkritiker Friedrich Luft) in eine „kontrollierte Trance“. Herzergreifend seine Darstellung des liebenden, getäuschten Vaters in der Puschkin-Verfilmung „Der Postmeister“ (1940), unerreicht seine Verkörperung des Franz Bieberkopf in „Berlin Alexanderplatz“ (1931). George wurde 1893 in Stettin geboren. Seine Karriere, die 1912 am Stadttheater Kolberg begann, sollte mit der Rolle des Bürgervorstehers Nettelbeck im Film „Kolberg“ (1945) enden. In der Weimarer Republik arbeitete er mit Brecht und Piscator zusammen und stand den Kommunisten nahe. 1933 arrangierte er sich mit den Nationalsozialisten – das war die Voraussetzung, um weiter als Schauspieler arbeiten zu können. Im Film „Hitlerjunge Quex“ (1933), der den Lebensweg des 1932 von Kommunisten getöteten Berliner Hitlerjungen Herbert Norkus erzählt, spielte er den Vater des Titelhelden. Aus Verbitterung zum Kommunisten geworden, erkennt er am Ende, daß die Nationalsozialisten die wahren Hüter seiner Interessen sind. Der Film ließ, dank Georges subtilem Spiel, Verständnis für seine politische Verirrung durchblicken und implizierte die Einladung an die Kommunisten, die Seite zu wechseln. Sie wurde, wie man weiß, massenhaft befolgt. Damit zog George den unversöhnlichen Haß seiner früheren Weggefährten auf sich. Doch als Schauspieler wurde er zur Legende. Im Mai 1945 wurde er verhaftet und in das von den Sowjets weitergeführte KZ Sachsenhausen verbracht. Dort studierte er, von zwei Zentnern auf 90 Pfund abgemagert, den „Postmeister“ auf russisch ein. George starb am 25. September 1946 nach einer Blinddarmoperation, bei der ihm Wodka als Betäubungsmittel verabreicht worden war. Was für einen Filmstoff birgt dieses Leben! Doch welcher deutsche Regisseur hätte genügend Größe, um die Tagik Heinrich Georges zu erfassen, welcher Schauspieler sein Charisma?

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