Wenn Kritiker das Allzweck wörtchen „interessant“ verwenden, wissen sie meist nicht weiter. Interessant kann so gut wie alles sein und ebensogut alles meinen, einschließlich seines jeweiligen Gegenteils. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist die am Montag dieser Woche erschienene neue CD der deutschen Metalband Symphorce vor allem eines: interessant. „Godspeed“ (Metal Blade/SPV) heißt das Album, was im Englischen soviel bedeutet wie: „Hab‘ eine gute Reise, hab‘ eine gute Zeit.“ Es ist der mittlerweile fünfte Streich der im Herbst 1998 von Sänger Andy B. Franck gegründeten und seither mehrmals umbesetzten Band. Zunächst überrascht schon der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wo andere Gruppen zwei, drei und mehr Jahre brauchen, um neue Platten auf den Markt zu bringen, hat sich die fünfköpfige Symphorce-Mannschaft mächtig ins Zeug gelegt. Ein Jahr nach ihrem letzten Silberling und nur fünf Monate nach dem Erscheinen des Albums „Liquid Monster“ der Schwermetaller von Brainstorm (JF 22/05), bei denen Andy B. Franck ebenfalls am Mikrofon steht, zehn neue Songs zu präsentieren, nötigt einem Respekt ab. Vor allem für den 34jährigen Shouter muß das ein ziemlicher Kraftakt gewesen sein. Symphorce-Bassist Dennis Wohlbold hat denn auch in einem Interview mit squealer.net eingeräumt, daß die Doppelbelastung Francks in der Tat „sehr heftig“ ist und „immer mehr zu einem Problem“ wird. „Andys Motor läuft schon seit längerer Zeit auf Reserve“, erklärte Wohlbold. „Er braucht dringend eine Pause.“ Die will sich der allerorten hochgelobte Ausnahmesänger jetzt im nächsten Jahr gönnen. Auf „Godspeed“ ist von möglichen Ermüdungserscheinungen des Sängers indes weit und breit noch nichts zu hören. Franck zeigt sich abermals in stimmlicher Bestform und ist gerade dort am stärksten, wo er wirklich singen darf – eine in schwermetallischen Breitengraden keineswegs verbreitete Voraussetzung, um den Part als Frontmann auszufüllen. Folgerichtig ist, daß Symphorce besonders in den eingängigen melodischen Stücken zu überzeugen wissen, allen voran den sich unweigerlich im Ohr festsetzenden „Everlasting Life“ und „Nowhere“ sowie der Halbballade „Crawling Walls For You“. Die härteren und vertrackter ausfallenden Titel („No Shelter“, „Wounds Will Last Within“, „Your Cold Embrace“, „Without A Trace“) bedürfen demgegenüber mehrerer Durchläufe im CD-Spieler, um mit ihnen warm zu werden. Insgesamt bietet „Godspeed“ keine wesentlichen stilistischen Neuerungen gegenüber den beiden weithin gepriesenen Vorgängern „PhorcefulAhead“ (2002) und „Twice Second“ (2004). Einzige Ausnahme – und gelungenes Experiment – ist der Einsatz einer aus Country-Gefilden bekannten Slidegitarre bei dem Stück „The Mirrored Room“. Unter dem Strich haben Symphorce also erneut ein kompakt-krachendes Album abgeliefert. Die wilde Mischung aus Trash und Power Metal ist spannend, reizvoll, anregend, unterhaltsam, einnehmend, zugleich aber auch sperrig, kantig und anstrengend – oder eben, mit nur einem Wort: interessant. Symphorce–Konzerte: 19. 09. (München, Backstage), 21.09. (Ludwigsburg, Rockfabrik) und 25.09. (Bochum, Zeche). Internet: www.symphorce.de