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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Die Realität ist anders

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Die Realität ist anders

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Ein Film über die Liebe. Schon immer habe er dieses Thema im Kopf gehabt, verlautbart der dänische Regisseur Christoffer Boe: „Liebe oder … – diese gefährliche Illusion, die wir als Liebe bezeichnen. Welche fatal und tödlich ist, aber ohne die wir nicht leben können. Es ist die Liebe als Emotion, als Konstrukt, als Fiktion und als das Konzept, um das sich unser Leben dreht.“ Wie schwer es ist, heute einen Film über die Liebe zu drehen, ist ihm durchaus bewußt. Schwer, wenn man nicht die immer gleichen Abläufe und Bedürfnisse visualisieren möchte, wie sie hundertfach in Hochzeitskomödien, Teeny-Clownesken oder schmalztriefenden Seifenopern über Leinwände und Bildschirme flimmern. Schwer, wenn man etwas Neues sagen, ausdrücken möchte. „Wie macht man einen Film über die Liebe? Wie bekommen wir neues Leben in das Klischee, das auf seine erschöpfte, abgenutzte Art dennoch Wahrheit in sich trägt?“ fragte sich denn auch Boe. „Wir alle wollen die erste Nahaufnahme filmen, den ersten Kuß – die erste Träne entlocken. Der erste auf der Welt sein, der ‚Ich liebe dich‘ sagt. Die Realität ist anders.“ Sein Film versuche hier eine Antwort zu finden, so Boe. Realität und Phantasie vermischen sich in „Reconstruction“ auf anfänglich verwirrende, dann zunehmend fesselnde Art und Weise. Aimée (Maria Bonnevie) ist mit dem viel älteren Schriftsteller August (Krister Henrikson) verheiratet, mit dem sie sich auf einer Lesereise in Kopenhagen aufhält. August, der in sein neuestes Romanwerk vertieft ist, läßt seine Frau die meiste Zeit alleine. Diese fühlt sich vernachlässigt und löst sich langsam emotional von ihm. Zeitgleich beendet der Fotograf Alex (Nikolaj Lie Kaas) vorzeitig ein Treffen mit seinem Vater. In einer U-Bahn-Station wartet er auf seine nacheilende Freundin Simone (ebenfalls Maria Bonnevie). Dort begegnet er Aimée zum ersten Mal. Die beiden verlieben sich auf den ersten Blick ineinander. Ohne Rücksicht auf Simone folgt Alex der Unbekannten in eine Bar. Sie beginnen ein zwangloses Gespräch und verbringen die Nacht gemeinsam in einem Hotel. Als Alex am nächsten Tag das Hotelzimmer verläßt, scheint etwas mit seinem Leben passiert zu sein. Er kann seine Dachwohnung nicht mehr finden, denn wo vorher die Wohnungstür war, ist plötzlich nur der Eingang zu einem Speicher. Nachbarn, Freunde erkennen ihn nicht mehr. Selbst Simone behauptet, ihn nie zuvor gesehen zu haben. Alex ist verwirrt: Ist er Opfer eines Scherzes? Träumt er bloß? Es scheint, als habe er mit seiner Entscheidung, Aimee zu folgen, die Tür zu seinem bisherigen Leben geschlossen, ohne sie wieder öffnen zu können. Aufgelöst rennt er durch die Straßen Kopenhagens. Seine letzte Hoffnung liegt nun in Aimée, mit der er sich erneut trifft. Sie erkennt ihn wieder, und Alex begreift, daß seine Zukunft nun in ihrer Liebe liegt. Es stellt sich die Frage, ob er den Mut hat, für sie alles aufzugeben. Der erst 1974 geborene Boe entwirft in seinem Spielfilmdebüt eine höchst artifizielle Konstruktion über Liebe, Kunst, Realität und Örtlichkeit. Moderne Kamera- und Schnittechnik vermitteln dem Betrachter ein sowohl befremdendes als auch berührendes Auf und Ab der Eindrücke, zwischen der Kühle nächtlicher Großstadt und der warmen Intimität der Liebenden. Boe läßt die Handlung allerdings nicht ins Phantastische oder Kriminalistische abgleiten, sondern beharrt auf einem sehr speziellen Symbolismus, mit dem er die Kreisläufe des Liebeslebens zu verdeutlichen versucht. Findung und Trennung, Geborgen- und Einsamkeit gehen auf diese Weise in „Reconstruction“ eine interessante, sehr eigenartige Melange ein.

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