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An Konzeptalben hat sich schon manch eine Band verhoben. Die snobistische Attitüde, die solche Projekte nicht selten leitet, das spätadoleszente Aufschneiden mit dem kulturellen Hintergrund, den man erworben zu haben meint und in dem man sich mit vielerlei mehr oder weniger ausgetüftelten Anspielungen sonnt, all dies gibt der Kritik in der Regel ohne weiteres das Recht, mit Abscheu und Verachtung für ein derartiges Unterfangen nicht hinter dem Berg zu halten. Eine der raren Ausnahmen stellt die Band Orphaned Land mit ihrer soeben erschienenen CD „Mabool – The Story of the Three Sons of Seven“ (Century Media Records) dar. Eine Ausnahme allerdings nicht, weil das Produkt tatsächlich ausgereift wäre. Ihr Bemühen, Metal-Klänge unterschiedlichster Schattierungen mit traditionell anmutenden Weisen orientalischer Provenienz zusammenzuführen, endet in einigermaßen großer Ratlosigkeit. Während in den Pop-Hochburgen solche Ideen Kopfgeburten mit Nischenpublikum darstellen, muß Orphaned Land jedoch schlichtweg konzediert werden, die eigene Musik in einem etwas weniger Muße einräumenden als existentielle Ernsthaftigkeit gebietenden Rahmen zu entwickeln: Die Band stammt aus Israel und leidet daher sicher nicht allein daran, daß es daheim keine international akzeptierte Metal-Szene gibt. Die Ambitionen, etwas für die Annäherung der Völker oder Religionen zu leisten, mögen somit nicht so recht zu einem Schmunzeln verleiten, auch wenn unter dem Strich dann doch nicht mehr als quasi der Versuch einer Vertonung der Genfer Initiative oder eine neuerliche Märchenerzählung von den gemeinsamen Wurzeln verfeindeter Kulturen ganz im Geiste der Ringparabel dabei herauskommt. Dieses Dazuzudenkende ist überdies auch noch erklärungsbedürftig, da sich beim bloßen Hören etwas ganz anderes erschließt, kein Brücken bauender „Middle Eastern Metal“ nämlich, sondern das Zusammenprallen des programmatischen Primitivismus der Metropolen mit der kontemplativen Verfeinerung jener Welten, die Ibrahim al-Koni beschreibt, ein Kampf der Musikkulturen, der nicht den Wunsch nach Versöhnung der Weltgegensätze aufkommen läßt, sondern zur Parteinahme stimuliert. Unbeschwert von der Last, doch irgendwie vielleicht eine nachdenkliche Miene auflegen zu müssen, läßt sich hingegen das zur Kenntnis nehmen, was die finnische Band Entwine zu bieten hat. Auch sie soll vor Jahren vom Death Metal ausgegangen sein, ihre Entwicklung hat sie unterdessen aber dahin geführt, wo Paradise Lost sich vor ein paar Jahren befand, als die Enge der eigenen musikalischen Herkunft aufgesprengt wurde. Entsprechend läßt „DiEversity“ (Century Media Records), die aktuelle Veröffentlichung von Entwine eine unkomplizierte Kundenorientierung erkennen, eine große Offenheit für Musikstile, die einfach nur populär sind oder populär sein könnten – in maßvoll brachialen, zwischen Phasen der Zurückhaltung und berechnender Dynamik pendelnden Arrangements. Einen Querschnitt aus sechs zurückliegenden Alben bietet The Gathering auf der neuen CD „Sleepy Buildings – A Semi Acoustic Evening“ (Century Media Records). Das besondere: Die Band, die durch die Verknüpfung von Gothic Metal mit weiblichem Gesang für eine gewisse Innovation in einem ansonsten stagnierenden Genre sorgte, spielt in diesem Live-Mitschnitt beinahe unplugged auf. Die Sängerin Anneke van Giersbergen offenbart dabei eine Stimmgewalt, deren suggestive Wirkung jener von Dolores O’Riordan (The Cranberries) in nichts nachsteht. Wer die Selbstetikettierung als „Triprock“ belächelt haben sollte, wird durch die Anklänge an Portishead, die hier zu entdecken sind, eines besseren belehrt.

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