Think global, drink local!“ So dröhnt es in Düsseldorf auf gut neudeutsch von vielen Wänden, es ist eine Reklame für Altbier, die örtliche Brauerei-Spezialität. Der Spruch hat schon zu mancherlei Ausdeutung Anlaß gegeben. Soll er heißen, daß alle Möchtegern-global players Düsseldorfer Altbier trinken müssen, um echt in Fahrt zu kommen? Oder soll er heißen, daß, wer global denkt, nur noch eine einzige wahre Feierabend-Freude im Leben hat, nämlich den Genuß von Düsseldorfer Altbier? Wie dem auch sei, jetzt hat im fernen Frankfurt am Main ein dortiger Leitartikler mächtig in die Altbierkiste gegriffen und die Nominierung von Horst Köhler zum Bundespräsidenten-Kandidaten von CDU/CSU und FDP ganz im Düsseldorfer Stil als politische Großtat gefeiert. Der Finanzfachmann Köhler, bislang Leiter des Internationalen Währungsfonds in Washington, sei – so Georg Paul Hefty in der FAZ begeistert – ein Glücksfall für Deutschland, ein potentieller Präsident, der „zum ersten Mal in der globalisierten Welt erprobt ist und ihre Grundregel befolgt: Global denken, lokal handeln“. Nun sind Bundespräsidenten weder dazu da, „global zu denken“ (was immer das sei) noch lokal zu „handeln“. Ihr politischer Auftrag ist viel bescheidener: Sie sollen die Nation, welche sie gewählt hat, im In- und Ausland würdig und glaubhaft „vertreten“, repräsentieren, und zwar nicht nur eine einzelne Lokalität von ihr, sondern die ganze Nation, über alle Parteien und Regionen hinweg. Das Amt des Bundespräsidenten ist eine ausdrücklich nationale Institution, so lautet der Verfassungsspruch und so will es das Verfassungsverständnis. In Frankfurt scheint man das nicht mehr zu wissen oder bewußt zu ignorieren. Anders läßt sich der Altbier-Ausrutscher kaum interpretieren, es sei denn, man drückt ein Auge zu und beruhigt sich mit dem Gedanken: Da hat einer zu viel Äppelwoi getrunken.
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