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Von Deutschland vergessen

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„Ungewißheit – bei Hoffnung auf Wandel in eine bessere Existenz“, das hatte Manfred Plöckinger im Fragebogen der JUNGEN FREIHEIT auf die Frage nach dem Tod geantwortet. „Wandel in eine bessere Existenz“ hatte er nicht nur für sein persönliches Schicksal erhofft, sondern auch für das seiner Nation, für deren Einheit sich der 1932 geborene Sudetendeutsche zeitlebens eingesetzt – im Juni 1953 gar gekämpft – hatte. Er war einer der Bauarbeiter gewesen – festgehalten auf einem berühmt gewordenen Foto -, die mit ihrem Marsch durchs Brandenburger Tor den Volksaufstand gegen die kommunistische Diktatur entzündeten. Plöckinger sollte seinen Kampf mit einer hohen Zuchthausstrafe büßen, kam aber 1956 wegen schwerer Erkrankung frei und ging in den Westen. Um die Erinnerung an den Einsatz seiner Kameraden, von denen einige ihr Leben verloren hatten, zu bewahren und den Impuls des 17. Juni für Freiheit und Einheit wachzuhalten, gründete er die „Vereinigung 17. Juni 1953“. Doch mit den Jahren wollten seine Landsleute, die sich anfangs noch für die patriotische Arbeiterrevolte begeisterten, von den „17ern“ immer weniger wissen. Statt 1953 unter die deutschen Freiheitskämpfe von 1813, 1848 und 1989 einzureihen, galt der Tag vielen bald nur noch als Datum des Kalten Krieges. Die kommunistische Propagandabotschaft hatte den Untergang der DDR in intellektuellen Westhirnen überlebt – und aus Patrioten wie Plöckinger waren „Revanchisten“ geworden. Der bevorstehende 50. Jahrestag des Aufstandes 2003, den die offizielle Bundesrepublik nicht erneut, wie die nicht-runden Jahrestage, hätte ignorieren können, sollte noch einmal die Erinnerung an den wahren 17. Juni zurückbringen. Bis dahin noch „durchzuhalten“, das hoffte Manfred Plöckinger bis zuletzt. Nun starb er, ein halbes Jahr vor Erreichen seines Ziels, am 19. Dezember an schwerer Diabetis, Folge seiner sich in DDR-Haft zugezogenen TBC – quasi als spätes Opfer des 17. Juni 1953.

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